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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 52

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ihn gefragt/ wer er sey? worauf ihm jener geantwortet: ein Mensch und Einwohner der Wälder/ und zwar von solcher Gattung/ die die Heyden für Götter zu ehren/ und sie Faunos und Satyren zu nennen pflegten. Diese und dergleichen Götter wohnten nicht im Himmel/ sondern auf der Erden/ bey den Nymphen und andern Waldgöttern/ allda sie ein immerwährend Leben führten/ wie Jupiter von ihnen beym Ovidius im ersten seiner Verwandlungs-Bücher saget/ in der jenigen Götter-Versammlung/ welche er/ die Welt durch die Sündfluht zu verderben/ angestellt hatte. Eben diese werden auch Halb-Götter genennet; dann ob man sie wol vor solche Götter gehalten/ die entweder Nutzen oder Schaden/ wie auch viel zukünfftige Dinge vorher sagen und anzeigen könten/ musten sie doch endlich einmahl sterben.

Herodotus vom Pan. Damit wir aber wieder zum Pan kehren/ so schreibet Herodotus/ daß er einer unter den acht vornehmen Göttern gewesen/ welche die Egypter verehrten; dann es waren/ wie wir bereits oben erwehnet/ die Egypter in der Meinung/ als ob nur zwölff Haupt-Götter seyen; Jedoch hatten sie auch noch acht andere/ unter deren Anzahl auch der Pan war/ welchen sie vor einen Vorgeher der Zwölffen hielten. Deß Pans Bildnus bey denselben war dem jenigen nicht unähnlich/ welches die Griechen machten; nicht zwar deßwegen/ als ob sie mit den Griechen hierinnen einig gewesen/ daß die Göttliche Macht deß Pans geringer sey/ als der andern/ sondern die Ursach dessen/ sagt Herodotus/ wolle er lieber verschweigen/ als Geheimnussen nicht iedem zu offenbaren. offenbaren. Woraus wir zu lernen haben/ wie fleissig die Alten dahin gesehen/ und sich gehütet haben/ damit solche Geheimnußen ihrer Götter nicht auskommen oder gemein werden möchten. Eben dieser Herodotus füget hinzu/ daß bey ihnen die Ziegen und Geißhirten hochgehalten. Böcke sehr hoch verehret/ und die Geißhirten in hohen Würden gehalten worden: wie er dann sonderlich eines solchen Menschen gedencket/ dessen Tod dieselbe gantze Landschafft höchlich betrauret habe. Aber alle denenselben erzeigte Ehre rührte aus der grossen Devotion her/ Warum die Geiß geehrt worden. die sie zum Pan trugen. Bey den Griechen waren die Ziegen gleichfalls in grossen Würden/ aber aus einer gantz andern Ursach/ dann dieweil/ wie Pausanias erzehlet/ umb die Zeit deß Ausgangs der Ziegen (es sind aber einige Sterne/welche/ nach deß Ovidius Meinung/ umb den Anfang deß Maymonats sich sehen lassen) fast allezeit ein Ungewitter die Weinberge verderbte/ hatten die Corinther eine ehrinne Ziege auf den Marckt gestellt/ derer sie Göttliche Ehre erzeigten/ und sie mit Golde zierten/ damit nicht die Ziege am Himmel dem Weinstock schaden möchte. Eusebius saget unter andern/ wann er von den Thieren schreibet/ welche die Egypter verehret/ daß deßwegen der Pan und die Satyri von ihnen

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für Götter gehalten worden/ weil sie das Menschliche Geschlecht zu vermehren sehr bequem und nützlich seyen/ wie aus ihren Bildnußen in Bocks-Gestalt/ mit einem starrendem Geburts-Glied vorgestellet/ klärlich erhellet: dann man saget/ daß der Bock/ als ein geiles Thier/ zum Bespringen iederzeit bereit sey; und wurden die Satyri unter allen für die geilesten geachtet/ auch deßwegen dem Satyri deß Bacchus Gefärten. Bacchus nicht unbillig zu Gefärten gesellet/ dieweilnemlich der Wein den Menschen gewaltig Geilheit. zur Geilheit entzündet. Weswegen dann Philoxenes Erethrius/ wann er/ wie Plinius erzehlt/ die Geilheit vor Augen stellen wollen/ drey Satyros gemahlet/ welche die vollen Becher tapffer auszuleeren/ und damit einander zum Sauffen aufzumuntern pflegten. Dieses Gemähl ware der Bildnis deß Silenus gantz ähnlich/ (dann auch dieser unter die Waldgötter gerechnet wurde) als dem in seinem von den Eloeern gewidmeten Tempel die Trunckenheit einen mit Wein starck angefüllten Becher darreichte. Porphyrius vermeint/ es haben die Griechen/ den Egyptern nachzuahmen/ einige Bildnußen aus dem Menschen und einem Thier vorgestellet/ (nicht als ob sie die Thiere selbst ehreten/) wie unterweilen Jupiter mit Widder- und Bacchus mit Stiers-Hörnern gesehen wird/ auch der Pan aus einem Menschen und einer Ziege bestehet.

Fichten-Baum dem Pan gewidmet. Diesem Gott haben die Alten einen Fichten-Baum gewidmet/ und solchen ihm bißweilen in die Hände gegeben/ unterweilen auch mit seinen Blättern ihm das Haupt gekrönet: die Ursach deßen soll seyn/ weil das Mägdlein Pytis/ so vom Pan hefftig geliebt worden/ in diesen Baum solle seyn verwandelt worden. Wie auch von der Nymphe Syringa gesagt wird/ welche/ als er sie verfolgt/ die Erde um Hülffe angeruffen/ und von derselben in ein Rohr verwandelt worden/ welches Pan ihme zum Trost abgeschnitten und eine Pfeiffe daraus gemachet.

Des Jupiters Bildnus. Nunmehr wenden wir uns endlich nach diesem fast langen Umschweiff wiederum zum Jupiter/ als der unter allen Göttern für den grösten gehalten worden: dannenher man auch die Regier-und Verwaltung aller Dinge bey ihm zu stehen festiglich geglaubt hat. Dieser wurde/ wie sein Bildnus vom Porphyrius/ Eusebius/ Svidas und andern beschrieben wird/ sitzend gebildet/ dardurch anzudeuten/ daß die Göttliche Allmacht/ wordurch die Welt regiert und erhalten wird/ einmahl wie das andere bleibe/ und keiner Veränderung unterworffen seye. Dessen obere Theile waren bedeckt oder bloß und nackend anzuschauen/ damit wir hieraus lerneten verstehen/ daß GOtt sich denen himmlischen Geistern/ die von aller materialischer Vermischung sehr weit entfernet im Himmel wohnen/ so viel sich geziemet/ zu offenbaren pflege: die untere Theile