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TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [II]

Limburger (Continued from previous page)Informat. on source text markers:
Diese Prosa-Ekloge, die die Verherrlichung der Fruchtbringenden Gesellschaft als einem »teutschen Parnass« unter dem Schutz Minervas, Apolls und der Musen zum Thema hat und die einzelnen Mitglieder der Sprachgesellschaft mit ihren Werken und ihrem Wirken vorstellt, dürfte von Martin Limburger verfasst worden sein. Der unter dem Dichternamen Myrtillus schreibende Lyriker war Nachfolger Sigmund von Birkens im Pegnesischen Blumenorden. Vgl. Laufhütte 2011, S. 18; Stauffer 2007, Bd. II, S. 1073–1075.Christina Posselt, 10/13/2011The beginning of this part of the text is on page 1314
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Der die Sterne kont bereiten/
etzet auch derselben Zier
heute noch in den Safier.
Alle Zeiten
weiß allein sein Will zu leiten.
Auf Ihn wird mein Hertzens-Bogen
angezogen/
Nach Ihn meine Seufzer eilen.
Er ist meine Scheib/ allein/
solte sie noch ferner seyn
tausend Meilen:
könt’ ich doch nicht besser pfeilen.

Daß der Himmel (gedachte ich hier auf bey mir) der Dicht-Kunst wahre Heimat sey/ erscheinet auch hieraus: daß wir bey günstigen Blicken seines enthüllten Angesichts zu derselben/ wo nit glücklicher doch fertiger seyn/ und unsern Geist von seinem Liecht/ wie ein Buler von den Reitz- blicken seiner Liebstinn/ ermuntert wissen. Dannenhero hat auch das kluge Alterthum nicht nur die Kunst-Göttinnen auf die Himmel-benachbarte Berge gesetzet: sondern auch ihre Lehrlinge dahin verwiesen. Dieweil es/ von dem nähern Einfluß mehr Würckung/ als von dem ferneren hoffete.

Diese Gedanken hegete das vormals weise Griechenland/ welche ihre anmutigste Landschafft Phocis, und in derselben den hohen Parnassus zum Musen-sitz gewidmet: weil nicht allein eine gemässigte Lufft um seine Scheitel spielet/ sondern auch der/ seine Lenden gleichsam umgürtende/ Wolcken-Flor die freye Himmel-Schau darauf nicht hintern kan O! daß auch mir (erseufzete ich hier auf mit vernemlicher Stimme) durch ein geneigtes Schicksel/ erlaubet wäre/ dieselbe Gegend zu grüssen/ und die gleichsam noch übrige Gerippe ihrer Welt-gepriesenen/ alterthümlichen Verlassenschafft zu küssen. Wie das nöhtigste/ also würde das erste seyn die beruffene Huf-qvelle aufzusuchen/ meinen kalten Geist darinnen in das Feuer Bad zuführen/ und auf das wenigste von dem Parnass ein paar nasse Kiele zu bringen/ aus welchen Hitz und Witz fliessen mögte.

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Dieses verlangen hielte meine Sinnen also gefangen/ daß mir eher der Gruß-Schall einer Nymfe in die Ohren/ als ihre Gestalt in die Augen/ fiele. Ihre ernstliche Blicke/ die aus den bräunlichten Augen blitzeten/ setzten mich in solche Bestürzung: daß ich die Dank-Antwort/ erstlich mit einer demütigen Stille/ und hierauf mit der Entschuldigung meiner Blödigkeit ablegen muste. Teutscher Hirt/ sagte sie/ ich kenne/ aus dem angehörten Wunsch/ deine Neigungen/ und lobe was du liebest/ nemlich die beede Himmel-Schwestern/ Kunst und Tugend: die mit ihrer Gefehrtin/ dem Ehr-Ruhm/ einen gedritten Klee der unverbrüchlichen Freundschafft darstellen. Diese haben/ mit ihrem Gebieter und Gespielinnen die Boeotische Alpen überstiegen/ und sich in den Alemannischen Gränzen nidergelassen: Und bin ich Dieselbe zu suchen und zu besuchen reisfärtig. So du nun des Himmels Schickung erkennen/ und keine Weg-Beschwerung scheuen wirst: kanst du mir folgen. Ich bezeugte hierauf/ daß ich dieses Ansinnen/ so meine Wunschseeligkeit beförderte/ mit ewigem Dank ehren würde; und gienge/ ohne fernerem Wort-Wechsel/ (nachdem ich meine Heerde der Hut eines getreuen Weid-genossenes überlassen)meiner Führerin nach. Welche/ nach kurzer Zeit/ bey einem Scheid-Wege stillstunde/ und mich befragte: welchen ich unter beeden/ ohne Weg-Zeigerin zum wandeln belieben würde? So den Ausen-Sinnen zu trauen/ widerredete ich/ scheinet der lincke Pfad/ wie der gebähnteste/ also der beqvemste/ wie der lustigste/ so der füglichste zu seyn. Wolbedinget. (begegnete mir die Nymfe) Die Heerden mögen den Ausen-Sinnen/ Hirten aber sollen der Vernunfft nachgehen: welche weiset/ daß jene mehrmals irren. Wie dann das Aug öffters trieget/ das Ohr belieget/ der Geruch täuschet und der Geschmack verführet: viele auch im fühlen fehlen. Die Vernunfft überreichet uns auch der Klugheit Ferne-Glas/ und heisset uns/ vor den Eingang/ nach dem Ausgange schauen.

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Diese Prosa-Ekloge, die die Verherrlichung der Fruchtbringenden Gesellschaft als einem »teutschen Parnass« unter dem Schutz Minervas, Apolls und der Musen zum Thema hat und die einzelnen Mitglieder der Sprachgesellschaft mit ihren Werken und ihrem Wirken vorstellt, dürfte von Martin Limburger verfasst worden sein. Der unter dem Dichternamen Myrtillus schreibende Lyriker war Nachfolger Sigmund von Birkens im Pegnesischen Blumenorden. Vgl. Laufhütte 2011, S. 18; Stauffer 2007, Bd. II, S. 1073–1075.Christina Posselt, 10/13/2011The end of this part of the text is on page 1328