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TA 1679, Metamorphosis, S. 64

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einem lieblich und angenehmen Klange. Das ist/ man muß/ durch viel Wachen und Arbeit/ die Kunst Was Terpsichore. und das Vermögen/ wol und beredsam zu sprechen/ erlangen. Terpsychore/ kommt von terpein Chorous/ das ist/ die Gesellschafft lieben; dann ihr Vergnügen ist in der Gesellschaft tantzen/ und wird Was Erato. genannt/ die Täntzerin: weil das tantzen ihre Erfindung ist. Erato kommt von Eros/ das ist/ die Liebe: weil sie von Heyrahten/ und besonders auf Hochzeiten/ in die Täntze zu singen pfleget. Dannenhero sagt man/ daß Tamyras/ ihr Sohn wäre/ der die erste Hochzeit-Gedichte gesungen habe: oder es kan bedeuten/ daß gelehrte Leute überall lieb und wehrt sind. Man leitet auch dis Wort wol von Eresthai/ das ist/ fragen oder erforschen/ her; weil Was Polymnia oder Polyhymnia. die Lehrbegierigen/ durch Fragen und Antworten/ zu lernen pflegen. Polymnia ist so viel/ als vortreflich von Gedächtnus/ welches eine sonderbare nöhtige Gabe ist für diejenige/ so sich denen Musen geloben und aufopfferen wollen. Man nennet sie auch Polyhymnia/ welches so viel gesagt/ als eine Menge Lieder/ oder/ aber musicalischer Stimmen: Was Urania. Etliche eignen ihr die Sprach-Kunst zu. Urania ist und bedeutet Himmlisch: weil sie sich auf die so wol schwere/ als edle Sternkunst gelegt. Das Wort kommt her von Uranos/ der Himmel: dieweil diese Musa die Geister/ welche ihr zugethan sind/ in Was Calliope. den Himmel erhebet. Calliope kommt von Kala ops/ das ist/ gute Stimme/ und deutet auf nichts anders/ als Liebligkeit des Gesangs/ und gute Zusammenstimmung/ welche zum Singen erfodert wird. Sie ist würdiger/ dann ihre andere Schwestern: denn sie die Dichter keine leichtfertige Liebs- Lieder singen lehret/ noch der jungen Leute Begierden/ mit einem eiteln Gewäsch/ oder buhlerischer Neigung/ zuersättigen pfleget. O nein! (denn dergleichen Dichter will Plato aus den Städten verjagt wissen/ damit sie die Jugend und Unwissende/ so ins gemein/ weiln sie die verborgene Meinung der Dichter nicht verstehen/ zur Verwirrung des Geistes geneigt sind/ nicht verführen möchten:) Sondern lehret sie Hymnos/ oder Göttliche Lobgesänge/ zu rühmen die herrliche Thaten der Helden/ und ruhmwürdiger Männer. Man sagt/ sie sey die Mutter des Orpheus/ wegen der Vortreffligkeit seines Schreibens: Wie dann erzehlt wird/ daß andere Dichter/ von den übrigen Musen gleichfalls/ begünstigt/ und eigentlich/ mit ihren Daß die neun vortreffligste Poeten von denen 9. Musen getrieben worden. künstlichen Geiste/ angeblasen und getrieben worden: als Musäus/ von der Urania; Homerus/ von der Clio; Pindarus/ von der Polymnia; Sapho/ von der Erato; Tamyras/ von der Melpomene; Hesiodus/ von der Terpsychore; Virgilius/ von der Thalia; und Ovidius/ von der Euterpe. Fulgentius meldet/ die Erdichtung dieser Musen oder Was durch die 9.Musen eigentlich angedeutet werde. Kunst-Göttinnen/ wolle eigentlich dieses/ daß man erstlich begierig müsse seyn/ zu lernen; zum andern/ in dieser Begierde sein Gnügen haben; drittens fleissig seyn in demjenigen/ woran man seyn Gnügen hat; vors vierdte/ in seinem Fleiß verharren und beständig seyn; zum fünfften/ dasjenige/ so man empfangen/ fest ins Gedächtnüs eindrucken: Sechstens/ etwas durch das/ was man im Gedächtnüs hat/ erfinden und hervorgeben; zum siebenden/

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dasjenige/ so man erfunden hat/ wol erwägen und beurtheilen; vors Achte/ von dem geurtheilten/ das Beste erwehlen; zum neunten/ das/ was man auserwehlt/ wol und nachdenklich ausreden.

Zunamen der Namen. Nunmehro wird sich füglich beybringen lassen/ mit was für Zunamen diese der freyen Künste Göttinnen nach den Bergen/ Brunnen/ und dergleichen Dingen mehr/ ins gemein genennet worden. Vors erste/ worden sie genannt Pierides/ nach 1. Pierides. denen vor genannten Macedonischen Pieris/ darvon sie ihren Berg/ oder sich selbsten nennten. Oder aber sie haben vielleicht diesen Namen/ von den überwundenen Pierides/ worvon bald folgen soll/ zum Ruhm und Trutz angenommen und behalten. Und weil sie ihre Wohnung gemeiniglich auch hatten an einsamen Orten/ welche beqvem für diejenigen/ so lehrbegierig zu Künsten und Wissenschafften sind: so hielten sie sich von den Städten und dem Volcke entfernet/ auf den Bergen/ besonders auf dem Helicon/ einem Berge nicht weit vom Parnassus/ (der ihm/ im Umfange und Höhe/ gleichet) heissen auch deswegen Heliconiades. Und weil sie 2. Heliconiades. sich/ wegen der Nachbarschafft/ und um des lustigen Orts willen/ ie zu Zeiten auf dem Parnassus enthielten/ werden sie genennet Parnassiades. Einer 3. Parnassiades. von des Neptunus Söhnen/ Namens Aon/ kam/ nachdem er/ von seinen Unterthanen/ aus Apulien vertrieben war/ in Boetien/ und herrschte allda über die Gebirge: Also/ daß das Land/ darinnen der Helicon stehet/ nach demselben Aonia genennet wurde/ und hiervon heissen sie/ 4. Aonides.die Musen/ auch Aonides; aber nach denen/ in Boetien gelegenem Gebirgen/ Cythärones/ Cytherides oder 5. Cythärides oder Cythäriades. Cythäriades. Auch werden sie/ nach einer Höhle im Parnassus/ bey Delphos/ genennet Corycides. 6. Corycides. Einige machen sie zu Töchtern des Memnons und der Thespia/ wie sie denn daher/ ingleichen auch von 7. Thespiades. der Stadt Thespia/ in Beotien/ Thespiades genennet werden. Pegasides werden sie geheissen/ von dem 8. Pegasides. Brunnen/ welchen Pegasus auf dem Berge machte/ als bereits oben erzehlt worden. Und nach diesem Brunnen im Griechischen Hippocrene/ wie auch 9. Hippocrenides oder Aganippides. Aganippe/ Hippocrenides und Aganippides; Nach dem Fluß Ilissus in Attica/ Ilissides und Ilissiades. Nach dem Thessalischen Brunnen Libethra/ hiessen 10. Illisides oder Illisiades. sie Libethrides/ und nach dem Berg Pimpleus/ oder Pimplä/ Pimpleides. Nach dem Brun Castalus/ am Fuß des Bergs/ Parnassus/ welcher 11. Libethrides. Brun nach der Nymphen Castalia genannt/ die 12. Pimpleides. vor dem Apollo/ ihrem Liebhaber geflohen und in einen Brun war verwandelt worden/ hiesse man 13. Castalides. sie Castalides. Auch wurden sie/ nach ihrer Mutter/ 14. Mnemonisides. Mnemonides genennet/ als Kinder der Memoria/ oder Gedächtnus. Nach einem Brun/ von sehr schönen und klarem Wasser/ werden sie genennt 15. Pateides. Pateides: Nach dem Griechischem Worte Ligye/ welches eine Art zu singen/ so mit heller Stimme 16. Ligyes. geschiehet/ wurden sie genennet Ligyes; Ingleichen 17. Olympiades. Olympiades/ nach Anweisung des Homerus/ der sie zum öfftern Inwohner der Olympischen 18. Ardalides. Häuser/ das ist/ des Himmels/ nennet: Den Namen Ardalides haben sie von einem Sohne des 19. Mäonides. Vulcanus/ Ardalus/ oder Artalus; Mäonides aber/ von der Landschafft Mäonia.