Pasquino / »PASQUIN« (TA 1675, Tafel i)

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Basic data

Date

1675

Material(s)/Technique

Kupferstich

Dimensions

370 x 260 mm (Blatt); 326 x 217 mm (Platte); 318 x 209 mm (Bild)

Inscriptions

Io non son (come paio) un Babbuino
stroppiato, senza piedi, et senza mani,
Ne men con glialtri membri sconci et strani,
La simmia son di Niccolo Zoppino.

Ma son quel Famosissimo Pasquino
ché tremar faccio i signor piu soprani,
et stupir forastieri, et Paesani
Quando compongo in volgare, o in latino.

Non dir mai verse voi viuer in Corte

Roma oggnio Pazzo Domma

Pasquinus eram nunc Lapis,
Forsan Apis: quia pungo.
Dii tibi culeum: si spernis aculeum.
Etiam mellibus ungo: veritas dat favos.
Et felle purgo: si sapis.
Audi Lapidem:
magis lepidum, quàm lividum.
Fruere salibqus insulse!
ut bene sapias.
Calcibus calceos olim aptavi:
nunc rectos pedibus gressûs inculco,
Abi in lapidicina: si spernis

Lapis loquitur: forsan Lapides increpat
Roma olim, quot homines, tot Statua: hodie tot lapides, quot homines.
Nisi tu faceres, qua laquor: mutus ego Lapis essem.
Lapis latrat: canis est: forsan funes videt.
Video te, et rideo: Odia non audio.
Forsan tu alapas Lapidi non laesurus laederis: impinges, non punges.
Ego neminem laedo, nisi malos accede si bonus es.
Audi me loquentem, et vitam corrige: ne vitia tua omnes loquantur.
Si me conteris: in plures Lapis lapides abibit:
Etiam Lapilli loquentur.

Pasquin, gestümmelte Statua von Alexander M. und Clitus: am Pal: des Pr. Ursini.

Image(s) in the “Teutsche Academie”

TA 1675, I, Buch 2 (Skulptur), Tafel i (nach S. 26)

Mentions in the “Teutsche Academie”

“… Albasterne Gefäße. Im Palast/ 3 Götter Statuen/ eine nackende Donna, ein schlaffender Cupido, die Statua, von Pasquinus: der war ein Schuhflicker und Satyrischer Spötter. Im Castell S. Angelo, Pallas, Käys. Hadrianus,…”
TA 1675, I, Buch 2 (Skulptur), S. 33

“… den Armen verschiedne Ariam haltend/ sich selbst ersticht. In fast gleicher Gestalt zeiget sich/ die Statue des famosen Pasquino; Eine noch mehrere Stärke anzudeuten/ praesentiret sich der erste Hercules, von Justinian; und endlich/…”
TA 1675, I, Buch 2 (Skulptur), S. 34

Annotations

Bei den zahlreichen Beschriftungen auf dem Druck (Statuenbasis, oben, neben und über der Figur) handelt es sich um cartellini, auf denen die Römer an der statua parlante noch heute ihre Meinung zu aktuellen Themen (vor allem über Missstände) äußern. Sponsel bemerkt, dass die Skulptur ähnlich wiedergegeben ist wie im ersten Band von Boissard, Topographia Romanae Urbis 1597–1602 (Editio princeps); s. Sponsel 1896, S. 146 zu Nr. 52.
Für die stilistische Entwicklung Sandrarts ist es kennzeichnend, dass die dargestellten Statuen verlebendigt werden, wozu die Einbettung in Nischen, Landschaften und Architektur (besonders antike Ruinen) beiträgt (siehe Cropper 1992; Ebert-Schifferer 2001, S. 61–62; Mazzetti di Pietralata 2001, S. 174–175); er folgt darin dem Beispiel von Peter Paul Rubens und Francois Perrier (Simonato 2000, S. 224, 228).
(Zusammenfassung des undatierten Eintrags bei ArsRoma)
Brigitte Kuhn-Forte, 05/09/2008

Laut Henning Wrede (schriftliche Mitteilung vom 19.10.2009) ist die Herme am rechten Rand zweifellos Sandrarts Zutat: Das Epigramm auf der Pasquinobasis, das die Eigenheiten eines Pasquills charakterisiert, versetzt das Spottepigramm des Pasquill in die Antike. Die Herme des Bärtigen mit dem Kopftuch (oder einer Schelle) erinnert an Priapos, für den die Hermenform typisch ist (die Hörner hingegen sind in der Antike nicht nachweisbar). Passend für den antiken Gott der Fruchtbarkeit ist nicht nur die Verdeckung seines großen männlichen Gliedes durch das Epigramm selbst, sondern auch, dass er inhaltlich an die antiken Spott- und Witzverse erinnert, die als Priapea eine eigene Versgattung waren und so taten, als handele es sich um Epigramme auf Priaphermen. Zu Priapos passt auch die Rute, die am Hermenschaft hängt.
Anna Schreurs, 11/27/2009

Als Vorlage diente ein Stich aus Lafrérys Speculum, der im Unterschied zu Sandrarts Tafel einen größeren Bildausschnitt aufweist. Die Häuser und Personen, die im rechten Bildhintergrund von Lafrérys Blatt zu sehen sind, finden sich bei Sandrart nicht. Auch die cartellini sind anders angeordnet und beschriftet. Aus der Vorlage übernimmt Sandrart lediglich den längeren Text, der mit »Io non son…« beginnt.
Carolin Ott, 05/21/2012