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TA 1679, II (Skulptur), S. 63

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Die Titus-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Titus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 952
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bis der Krieg angegangen: Da er auf der Maur gewandlet/ und geschryen/ Wehe der Stadt und dem Volk! und endlich beschlosse er mit den Worten/ Wehe auch mir! da er alsobald von einem Wurfgeschoß aus dem Lager getroffen und zu boden geschlagen worden. Alle diese Zeichen waren Bußprediger/ womit die Juden zur Bekehrung vermahnet worden: Wie dann GOtt nie zu straffen pfleget/ er habe dann vorher ein Gottloses Volk gewarnet. Aber es bliebe bey dem Ausspruch Christi: Ihr habet nicht gewollt. Nicht das geringste von diesen Zeichen ist/ daß GOtt die Apostel/ ihre Jünger und andere Christen/ vor den Anzug der Römer/ aus Jerusalem weichen heissen: Da sie dann über den Jordan in das Städtlein Pella/ unter Herodis Agrippae Botmässigkeit gehörig/ sich begeben/ auch daselbst ihre Sicherheit gefunden und erhalten worden.

Jerusalem wird belägert. Im sechsten Jahr dieses Kriegs/ der Regirung Kais. Vespasiani im zweyten/ A. C. 73 den 14 Aprils/ um die Osterzeit/ ruckte Titus Vespasianus vor Jerusalem. Er hatte auch vorher seinem Vatter das Land erobern helfen: Da ihme einsmals das Pferd unter dem Leib erstochen worden/ und er dafür einen andern vom Pferd geschmissen/ um sich wieder beritten zu machen. Gott wolte im Judentum ein grosses Feuer anzünden: Darum spielte er es/ daß eine grosse Mänge Spreuer und Stoppeln nach Jerusalem sich versammlet. Dann es waren die Juden/ von allen enden der Welt/ dahin gekommen/ das Passah-Fest zu halten. Der Landpfleger Cestius Gallus hatte vorher dem Kaiser Nero, der diese Nation für nichts hielte/ die Anzahl der vornemsten Judenschaft benennen wollen/ und begehrte von den Hohenpriestern/ daß sie ihm solche verschaffen solten. Diese nun/ selbige auszuforschen/ zehlten am ersten Tag des Süßbrod-Festes/ die Osterlämmer/ und fanden 256500 derselben. Weil nun jedes Lamm wenigst von zehen/ oftmals von 20 Personen/ verzehrt worden/ so kame/ wann man zu jedem nur zwölfe rechnet/ eine Anzahl heraus ungefehr von 3000000 Juden. Weil nun damals ihrer soviele vorhanden gewesen/ so ist kein Zweifel/ die Zahl werde sich dißmal nicht minder erstreckt haben. So eine grosse Mänge muste/ den vor 40 Jahren an dem unschuldigen Gotteslamm begangenen Creutzmord/ büssen: und hat diese Belägerung bis in das fünfte Monat gewähret. Es ergienge ihnen/ nach der Weissagung Christi: Da die Römer um Jerusalem/ und ihre Kinder mit ihr/ (die darum aus der ferne kommen musten) eine Wagenburg geschlagen/ sie belägert und an allen Orten geängstet. Dann Titus (der auch selbst sieben Juden auf der Mauer mit Pfeilen erschossen) führte/ nur in drey Tagen/ eine Mauer um die Stadt von 39 Stadien/ welche 1¼ Teutsche Meile machen: Womit er dann gleich anfangs verwehret/ daß kein Mensch mehr heraus kommen können/ und also die Vögel alle auf einmal gefangen worden. Die Stadt ware an sich selber gar vest/ und schiene ganz unüberwindlich: Dann sie hatte vier Mauren/ und auf denselben achzig Thürne. Daher/ und weil sie mit Lebensmitteln

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auf viel Jahre versehen/ waren die Juden ganz trotzig gegen die Römer/ spotteten ihrer/ und sagten: Sie würden in zwanzig Jahren nichts schaffen/ und/ wann sie auch Fittiche hätten/ ihre Mauren nicht überfliegen.

Eroberung der neu- Titus machte sich erstlich an die so-genannte Neustadt / die vom Tempel gegen Mitternacht gelegen/ die er den 7 May/ mit der ersten Mauer daselbst/ erobert: Woraus den 16 diß die ganze untere und untern Stadt/ Stadt/ so auf den nidren Berg Acra gelegen/ samt der zweyten Mauer/ in seine Hände gerahten. Er ließe ihnen hierauf/ durch den Juden Josephum Frieden und Gnade anbieten/ wann sie sich ergeben würden. Aber sie waren ganz verstockt/ und hätten Josephum bald mit Pfeilen erschossen. Darauf wurde die dritte Maur gestürmet/ und den der mittel-Stadt/ 6 Julii selbiges Theil der Stadt/ samt der vesten Burg Antonia, erobert. Es gienge nun an den Tempel/ welcher auch ganz ümfestet war: da sie abermals/ wiewol Titus dieses schöne Gebäu gern verschonen wollen/ keinen Frieden annehmen wolten. Hierüber nun erzürnten sich die Kriegsleute/ des Tempels und worfen Feuer in den Tempel: Welcher sofort in Brand geriehte/ und halfe kein leschen/ daß er nicht den 6 Augusti sich ganz in die Asche gesetzet; An welchem Tag er vom König Salomo erstlich ausgebauet/ und vormals auch von den Assyrern war verbrennet worden. Fünf Tage hernach ergaben sich die Priester/ welche Titus alle niedermachen ließe/ und sagte: Weil der Tempel nun eingeäschert wäre/ hätte man ferner keines Priesters vonnöten. Er hat aber das köstliche Tempelgerähte zu sich genommen/ sehr bewundert/ und nachmals triumfirend in Rom mit eingeführet. Die und der Burg Sion. Davids-Stadt oder Burg Sion/ ward hierauf auch bestürmet/ und hat sich den 7 Septembr. ergeben müssen.

III Haubtplagen der Jüden/ Die Juden wurden von Gott/ in diesem ihrem Untergang/ zugleich mit den dreyen Haupt- oder Landplagen/ nämlich mit Krieg/ Hunger und Krieg/ Pestilenz/ gezüchtigt. Sie hatten ja Krieg/ nicht allein drausen und vor der Stadt/ sondern auch zuhaus und in der Stadt. Dann eine grosse Anzahl Rauber und Buschklopfer hatten sich in Jerusalem versamlet/ und daselbst in drey Hauffen getheilet/ und ihrer dreyr/ nämlich Eleazarn/ Johannem und Simon/ zu Führern erwehlet. Der erste hatte sich in den Tempel/ der zweyte in die Untere/ und der dritte in die Obere Stadt gesetzet/ als Titus anzoge. Diese drey Drachenzähn-Brüder/ waren immer einer wider den andern/ und wurden also drey Rotten: Die die ganze Stadt unruhig und und Zwytracht/ dreyspältig gemacht. Wie dann im Kriege Uneinigkeit zu entstehen/ und aus der Zweytracht/ sonderlich in Städten/ das Verderben zu erfolgen pfleget. Also beraubte/ würgte und verfolgte einer den andern/ und wurden insonderheit 12000 der Edelsten hingerichtet (von welchen man gesagt/ daß sie den Römern die Stadt übergeben wolten) und ihre Güter den Raubern preis gegeben.

unerhörte Hungersnoht/ Diese Rottirung gabe Anlaß/ daß auch der Hunger in die Stadt einzoge: Dann sie steckten/

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Die Titus-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Titus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 957