Darstellungsoptionen
Im Text hervorheben bzw. anzeigen:

TA 1679, II (Skulptur), S. 29

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Die Augustus-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Augustus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 908
Linke Spalte

Seine kluge Schertzreden. Und eben diese Leutseligkeit machte/ daß immermal weise ScherzReden aus seinem Munde flossen. Als er einen Soldaten/ der von einem Stein-wurf eine grosse Narbe an der Stirn hatte/ grossprechen hörte/ strafte er ihn mit dieser Stichelrede: sihe zu/ wann du künftig aus der Schlacht fliehest/ daß du ja nicht zurück sehest! dann hiemit ward ihme verwiesen/ daß er diese Wunde in der Flucht müste empfangen haben. Eine lustige Abentheur wiederfuhr ihme mit einem Griechen/ welcher ihme/ so oft er aus seinem Palast herab gienge/ ein Epigramma überreichte. Dann/ als er seiner nicht los werden können/ schriebe er einsmals auch eines/ und liesse es ihme im herabgehen zustellen. Der Grieche lase solches/ bezengte bezeugte mit Worten und Gebärden seine Gefälligkeit/ gienge endlich hin zur Sänfte/ darinn der Kaiser gesessen/ griffe in seine Tasche/ zoge etliche Groschen heraus/ gabe sie dem Kaiser/ und sagte: E. Majest. beschencke ich hiermit nach meinem Vermögen/ hätte ich mehr/ so wolte ich auch mehr geben. Als jederman hierüber lachte/ berieffe der Kaiser seinen Seckelmeister/ und liesse dem Griechen 2500. Kronen zahlen: der hatte also wol gewuchert. Auf solche Weise glückte es auch einem Schuster zu Rom/ der einen Psittich abgerichtet den Keyser zu grüssen/ und weil der Vogel solches hart erlernet/ offtmals klagte: Opera & impensa periit. Als er nun endlich diesen Lobredner dem Kaiser zu Gesicht truge/ und derselbe ihn abwiese/ sagend; Er hätte schon viel solcher Vögel: erinnerte sich der Psittich der Klage seines Herrn/ und rieffe/ wie oben/ Mühe und Kosten ist verlohren! dieses gefiele dem Kaiser so wol/ daß er mehr/ als für der andern einen/ dafür bezahlen lassen. Als er zu Alexandria das Grab Alexandri Magni öffnen lassen/ und dessen Körper besehen/ und man ihm die Egyptische Könige auch zeigen wolte/ sagte er: Ich habe nur einen König/ und keine Todten/ zu sehen verlanget.

Seine Poetische Werke. Er hatte/ nicht allein ein Poetisches Werck/ Sicilia genannt/ das zu Suetonii Zeiten noch vorhanden gewesen/ geschrieben/ sondern auch ein Schauspiel vom Ajax zu schreiben angefangen: Welches er aber/ weil es ihm nicht wol von der Hand gehen wollen/ wieder aus der Tafel geleschet. Wie nun der Schauspielschreiber Lucius ihn einsmals fragte/ was sein Ajax machte? Gabe er ihm diese artige Antwort: Er hat sich mit einem Schwann erstochen. Dann dieser Griechische Kriegsheld/ wie Homerus von ihm schreibet/ ist endlich in sein Schwerd gefallen.

Einen lustigen Gegenhieb empfienge er von einem fremden Jüngling/ der nach Rom gekommen/ und ihm allerdings gleich sahe. Dann als er ihn zu sich kommen lassen/ und scherzweis fragte/ ob seine Mutter einmal zu Rom gewesen wäre? bekame er zur Antwort: Meine Mutter nicht/ aber wol mein Vatter. Als ein Thracischer König/ der von Antonio zu ihm übergegangen/ über der Tafel sich seiner Dienste viel berühmte/ sagte er zu einem der beysitzenden: Proditionem amo, Proditorem odi; Ich hasse einen Verrähter/ ob ich schon die Verrähterey liebe/ weil sie mir nutzet.

Rechte Spalte

Als auch Antonius ihn auf ein Duell gefordert/ ließe er dieser Antwort sich vernehmen: Wann Antonius Lust zu sterben hat/ kan er einen Tod ohne mich wol finden. Als er einen jungen Böswicht aus dem Lager geschafft/ und derselbe klagte/ er wüste nicht/ was er seinen Eltern sagen solte/ die nach der Ursache seiner Abschaffung fragen würden/ gabe er ihm diese instruction: Sage nur/ ich habe dir nicht mehr gefallen. Von denjenigen/ die um geringer Sachen willen in grosse Gefärden sich wagten/ sagte er: Sie fischeten mit güldnen Hamen. Einem/ der unwürdig ein Geschenke von ihm begehrte/ mit einwand/ wie die Leute sagten/ er hätte etwas von ihm empfangen/ antwortete er: Laß reden/ du must es darum nicht glauben. Als er ferner bate/ der Kaiser möchte ihn doch von der Schande erretten/ die auf ihn wartete/ wann man erführe/ daß er nichts empfangen hätte/ wiese er ihn ferner also ab: Man möchte reden was man wolte/ wann nur er sich nicht bereden ließe zu glauben/ was nicht wahr wäre.

Anfang seines Wachstums. Ehe er/ wie hernach geschehen/ den Römischen Reichsthron in Ruhe gesetzet/ muste er fünff Kriege aus der Hand spielen. Als sein Vetter oder Wahlvatter Kaiser Julius ermordet worden/ befande er sich zu Apollonia am Jonischen Meer/ dahin ihn derselbe/ im Vorsatze des Parthischen Kriegs/ und zur Hohschule vorangesendet. Als er nun dessen Tod/ und daß er von ihm zum Erben seiner Güter und Namens wäre benennt worden/ erfahren/ und die nächste Legionen ihm ihre Hülfe anboten/ machte er sich gleich auf/ damals Ehr-Vorzeichen. neunzehenjährig/ kame nach Rom/ und nennte sich Caesarn/ nach C. Julio. Also konte man sagen/ er sey aus der Schule auf den Thron gesprungen: massen bey seinem Einzug ein liechter Kreiß um die Sonne/ nachmals auch drey Sonnen erschienen/ die aber nach und nach in eine sich zusammen gethan/ womit der Triumvirat und endlich seine Monarchie geweissaget worden.

Sein erster Krieg mit Antonio. Antonius, damaliger Consul, würdigte ihn kaum der Ansprache/ und machte wider ihn viel Anschläge: und als er auch gegen dem Senat sich gar herrisch anstellte/ ward Octavio anbefohlen/ die alte Legionen wider ihn zusammen zu führen. Also zoge er/ mit den beyden Burgermeistern Hirtio und Pansa, nach Mutina, darinn D. Brutus von Antonio belägert wurde: Den er ausschluge/ und schändlich fliehen machte/ wiewol die beyde Burgermeister darüber ihr Leben verlohren. Nach diesem traten Octavius, Antonius und M. Lepidus zusammen/ machten ein Triumvirat, und Sein und Antonii und Lepidi Triumvirat. theilten unter sich das Reich der Römer: Da Antonius Asiam, Lepidus Africam und Octavius Caesar Europam zu regiren bekame. Dieser Friede machte vielen Rittern und Ratsherren die Köpfe abspringen/ darunter auch Cicero gewesen/ der Antonium mit der Zunge sehr verfolgt hatte.

Der Philippische Krieg mit Cassio und Bruto. Octavius hatte hierbey auch zu wege gebracht/ daß man die Ermorder Kaisers Julii geächtet: Die er dann mit Antonio bekrieget/ und in Macedonien/ bey der Stadt Philippi, das Heer

Sandrart (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
Die Augustus-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Augustus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 913