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TA 1679, II (Skulptur), S. 26

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Die Augustus-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Augustus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 907
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sahe in Raht kommen/ rieffe ihm gleich zu: Octavius hat uns einen Herrn gezeuget. Er hatte in seinem horoscopo den Steinbock zum Ascendenten/ welcher eine grosse Staats-Veränderung zu bedeuten pfleget/ das dann bey diesem Octaviano, gleichwie auch hernach bey Vespasiano, Carolo V und andren/ eingetroffen: daher er auch den Steinbock/ auf güldne und silberne Münzen prägen lassen.

Den Vatter verlohre er bald/ und wurde bey seinem Vettern L. Philippo von der Mutter erzogen. Nachdem er erwachsen/ hielte er sich immer zu seinem GroßVettern J. Caesari, der ihn auch liebgewonnen/ und/ weil er kein Kind hatte/ ihm die Erbschaft seines Namens und seiner Güter zu-vermeinet.

Seine Gestalt. Er war von Gestalt ein schöner Herr/ auch so heroisch und frey von Gesichte/ daß ein Gallischer Fürst/ der im Feld mit ihm sich unterredet/ dadurch abgehalten worden/ ihn über einen Felsen hinab zu stossen. Er hatte klare funklende Augen/ daraus etwas übermenschliches hervorschiene: daher mancher/ den er angeschauet/ gleich als vor dem Glanz der Sonne/ die Augen niederschlagen muste. Doch konte er/ im hohen Alter/ mit dem lincken Auge übel sehen. Seine Haare waren gelblicht/ und etwas wenig gekrümmet. Von Statur war er kurz/ doch mit schicklicher proportion, und die Farbe aus weiß und braun gemänget. An seinem Leib hatte er Flecken und Zeichen/ nach Form und Ordnung des Siebengestirnes am Himmel. Weil die Schönheit von Natur angenehm/ als ist sie auch eine geheime recommendation, daher sie einem Fürsten wol anstehet: sonderlich wann sie/ wie bey unsrem Augusto, ein äuserliches Zeichen innerlicher Schönheit/ nemlich der Tugend/ ist.

Seine Gelehrtheit. Er wurde von Jugend auf in freyen Künsten unterwiesen/ und gelangte zu grosser Redseligkeit beydes in der Griechischen und Latinischen Sprache: wie er dann auch beyderley Autores ämsig gelesen und sowol die Staats- als Tugend-Lehre ihme daraus bekandt gemacht. Sein Praeceptor Athenodorus sein Belehrer. war Athenodorus, ein Stoischer Philosophus, den er bis ins hohe Alter bey sich behalten. Als dieser endlich von ihm Abschied nahme/ begehrte er noch ein paar gute Lehren von ihme: Welcher/ weil er ihn zum Zorn geneigt erkennet/ ihm unter andern diese Lehre gabe/ Er solte wann er den Zorn ansetzen spürte/ ehe er etwas redte oder thäte/ die 24 Griechische Buchstaben bey sich selbst hersagen/ da ihme inzwischen der Zorn etwas vergehen würde. Ist ein Freund der Getehrten Gelehrten sonderlich der Poeten. Er ward so gelehrt/ daß er/ wie Suidas berichtet/ XIII Bücher von seinem Leben/ und seinen Erben viel gute Staatslehren/ geschrieben. Er war zugleich ein Collega, und ein Patron/ der Gelehrten. Der Stadt Alexandria verschonte er wegen des Arii, der auch einmal sein Belehrer gewesen. Insonderheit hatte er gern Poeten bey sich/ und sagte: der Fürsten Ehre beruhe in der Poeten Mund und Feder. Vielleicht hat er sagen wollen/ der Poeten Verse seyn deren Fersen und Füsse/ darauf sie gehe und stehe. Als sein Freund der Mecänas/ ein Edelmann aus Hetrurien/ welcher

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den Poeten so viel Gunst und Vorspruch bey Augusto gethan/ daß sie noch heut dergleichen Wolgönner ihre Mecenates nennen/ einsmals zu ihm kame/ ihn zwischen Virgilio und Horatio sitzen fande/ und fragte/ was er machte/ gabe er ihm zur Antwort:

Hìc lacrymas inter sedet & suspiria
Caesar:SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Die Augustus-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Augustus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 907

Unbekannter AutorInformat. zur Quellenmarkierung:
Für die deutsche Nachdichtung der Verse dürfte der Redaktor des entsprechenden Werkteils verantwortlich gewesen sein. Wer die Revisions- und Redaktionsarbeit für den 1679 erschienenen Teil der Academie leistete, ist unklar. Zuletzt wurden Martin Limburger und Christoph Arnold dafür in Betracht gezogen; vgl. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 16.02.2012
Hie sizt der Cäsar zwischen Zweyen:
der weint/ und der kan Seufzer streuen.Unbekannter AutorInformat. zur Quellenmarkierung
Für die deutsche Nachdichtung der Verse dürfte der Redaktor des entsprechenden Werkteils verantwortlich gewesen sein. Wer die Revisions- und Redaktionsarbeit für den 1679 erschienenen Teil der Academie leistete, ist unklar. Zuletzt wurden Martin Limburger und Christoph Arnold dafür in Betracht gezogen; vgl. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 16.02.2012

SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Die Augustus-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Augustus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 913
Dann Horatius hatte immer triefende Augen/ und Virgilius pflage aus Melancholey gern zu seufzen.

Seine Freundschaft mit Virgilio. Dieser P. Virgilius Maro befande sich erstlich bey dem Stallmeister dieses Kaisers/ und wie er in Natur-Sachen sehr kundig war/ als urtheilte er gar vernünftig von Pferden: wovon Augustus Anlaß nahme/ ihn einsmals in geheim zu befragen/ ob er vermeinte/ daß Octavius, oder iemand anderer/ wie man sagen wolte/ sein Vatter wäre? Als ihm zugleich die Freyheit/ alles zu reden/ anbefohlen worden/ gabe er endlich dieses zur Antwort: Ich halte dafur/ der grosse Augustus müsse eines Beckers Sohn seyn/ weil er seither/ so oft ich geheime Natur-Sachen entdecket/ mir allemal mehr Brode reichen lassen/ welches mehr einem Becker oder Beckers-Sohn/ als einem so grossen Monarchen/ zustehet. Der Kaiser lachte dieses Scherzverweises/ und sagte: Er solte forthin von ihm/ nicht als von einem Becker/ sondern als von einem milden Fürsten Geschencke empfangen. Wie er ihn dann hernach bey Hof behalten/ und ihm niemals etwas versaget: daher er endlich über 225000. Cronen reich worden. Er schriebe zu Ehren der Ankunft Augusti, die schöne Aeneis, und als er dem Kaiser/ in Gegenwart seiner Schwester Octavia, aus dem sechsten Buch die funfzehen Verse vom 868 bis zum 882 von ihrem Sohn Marcello vorgelesen/ machte er sie damit in eine Ohnmacht sincken/ die ihm auch für jeden Vers 250. Cronen oder 10. Sestertia zahlen lassen.

mit Horatio Der andere Poet Q. Horatius Flaccus, schluge dem Augusto ab/ sein Secretarius zu werden: der ihm aber deswegen nicht feind geworden. Sonsten sagte er einsmals zu ihme: Wisse/ daß ich mit dir zürne/ daß du meiner in deinen Schrifften nicht öfter erwehnest. Fürchtest du dich vielleicht/ es werde dir bey den Nachkommen eine Schande seyn/ daß du dich mit uns so gemein gemacht habest. Daß der Poet und Römische Ritter und Ovidio. P. Ovidius Naso auch bey ihme in Gnaden müsse gewesen seyn/ erscheinet aus der Ungnade/ darein er lezlich gefallen ist. Er hat aber nicht von allen etwas gehalten/ und darum auch dem Senat befohlen/ daß sie nicht einem ieden/ etwas von ihm zu schreiben/ zulassen solten.

Seine vier Gemahlinnen. Unter seinen vier Gemahlinnen/ war die erste P. Servilii Isaurici Tochter: die er aber entweder nur zur Braut gehabt/ oder bald wieder von sich gelassen. Die zweyte/ Claudia, P. Clodii und Fulviae Tochter/ M. Antonii Stieftochter/ hat er/ zu Bestätigung des Vertrags zwischen

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Die Augustus-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Augustus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 913