TA 1679, I (Architektur), S. 93
Donati (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 32): Donati, Roma Vetus, Liber Quartus, Kap. VII, Arx S. Angeli, überprüft anhand der Ausgabe 1648, S. 349–358.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 823
Ciacconus in Vita Urbani II. im Gefängnis bey S. Nicolai des 1099. Jahrs gestorben.
Nachdem Paschalis II. zum Pabst erwehlt Geistliche Strittigkeiten zwischen dem Pabst Paschali II. und Keyser Henrico IV. wurde/ zwischen welchem und Keyser Heinrich IV. wegen des geistlichen Kirchenrechts/ unterschiedliche Strittigkeiten entstanden/ sind beyderseits Geisel ausgehändiget worden; welche Keyser Heinrich deswegen angenommen/ damit er der Burg samt der Brucken desto besser versichert seyn möchte: Allein nichts desto weniger umringete der Keyser den Pabst in S. Peters Kirche/ nahm ihn gefangen/ und verwahrte ihn sehr wol: Weswegen das Volck zu Rom die Waffen ergriff/ also daß an beeden Seiten eine grosse Niederlage beschah; indem die Milvische Brucke abgeworffen/ die Triumph-brucke eingefallen/ und nur die Aelische noch übrig war/ darüber man noch kommen kunte: Denn solcher massen kunte man den annahenden Feind gar leichtlich abtreiben: Gleichwie sich dann die Guibertini solches Vortheils ehdessen auch bedient haben sollen.
Die Römische Burgerschafft widersetzt sich den Päbsten sehr starck. Endlich aber widersetzten sich die meisten Römer denen Päbsten Innocentio II. Lucio, und dero Nachfolgern/ als vermeinte Schutzhabere des Regiments und alten Raths: Und denjenigen/ welche sich nicht darzu verstehen wolten/ jagten sie aus dem Land/ und schleifften deren Häuser. Wiewol nun zwar die fürnehmen und sehr reiche Burger/ von dem Petri-Leonischen Haus/ bey den Päbsten lang zugesetzt und ihr äusserstes gethan: so sind sie doch nachmals anders Sinnes worden/ indem des Petri-Leonis Bruder/ als ein unrechtmässiger Pabst/ Namens Anacletus, wider Innocentium II. erwehlet worden: und dieweil die Burgermeister der Stadt/ samt denen Haubtleunen und Commendanten auf der Burg seine nächste Verwandte waren/ gebrauchte es keine grosse Mühe/ die oftbesagte Molem Adriani unter seine Gewalt zu bringen. Da dann der andere sich annoch darinn befindende Pabst/ mit Beystand seiner Gönner/ durch die über der Tiber ligenden Häuser/ zu Wasser entkommen/ und erstlich zu Pisa, hernach in Franckreich angelangt: Bis er im Jahr 1130. sich wieder nach Rom erhoben/ allein so mächtig nicht war/ daß er Anacletum aus der Burg bringen konte: Welches endlich der Tod/ im achten Jahr seiner Regierung/ zu thun allein vermochte. Darauf dann Innocentius des Alexandri Wie der Kontext deutlich macht, irrte Sandrart hier im Text und trug versehentlich den falschen Namen »Alexandri« statt Anacletus II ein. Verwandten/ der sich darum angemasst/ alsobald abgetrieben/ die Burg wieder einbekommen/ und die gantze Burgerschafft/ fürnemlich aber die Petri-Leonischen/ mit einem Eid beleget.
Wiewol nun zwar alles in ruhigen Zustand gesetzt zu seyn schien/ so erhub sich doch im Jahr 1141. ein neuer Widerwill zu Rom; indem die Burger das Capitolium erobert/ den Rath von neuem besetzt/ und sich des gemeinen Wesens/ ihrem Vorgeben nach/ eifferigst angenommen: Worüber sich der damalige Pabst zu todt gekümmert. Und wiewol der meiste Adel denen neu-erwehlten Päbsten/ Caelestino II. und Lucio I. II. sehr gewogen waren/ so unterliessen doch die Burger nicht/ den Röm. Geschlechter Jordanem, Petri Leonis
Sohn/ über den Rath/ als einen Fürsten/ zu setzen. Eugenii III und Arnaldi Widerwärtigkeiten. Unterdessen wurde im Jahr 1145. Pabst Eugenius III. erwehlt/ welcher/ da er vermerckte/ daß sich der Rath ihm äusserst zu wider seyn würde/ wofern er denselben nicht in seinen Würden und Ehren bestettige; entwich er aus der Stadt/ und hielt sich unterdessen zu Viterbio auf. Da sich aber die Römer vermercken liessen/ als ob sie den Patriciat abgehen lassen wolten/ hat er sich wider nach Rom begeben: Allein Arnaldus widersetzte sich dem Eugenio, und thate ihm so viel Trangsal an/ bis er endlich/ als ein Pabst/ die Engelsburg bezog; wie Baronius dafür hält/ worauf der andere Pabst in Franckreich zog/ woselbst er vom König Ludovico auf das herrlichst empfangen/ und wol bewürdet worden: Endlich kehrete er zwar wider nach Italien/ allein er enthielte sich der Stadt Rom so lang/ bis die aufrührischen Römer anders Sinnes worden/ und ihm in allem willfahret.
Im Jahr 1159. ist gefolgt Pabst Alexander III. welchen der Cardinal Boson, samt denen andern Cardinälen/ in der Burg/ an- und aufgenommen: Und wiewol der nach Franckreich entwichene Pabst/ welchen die Röm. Burgerschafft sehr gewogen war/ wieder vor die Stadt ruckte/ so muste doch dessen Anhang unverrichter Sachen abziehen/ und konten der Burg nichts anhaben.
Nic. Renzius Zunftmeister. Im Jahr 1347. da der Pabst sehr lang in Franckreich verblieb/ unterstunde sich Nic. Renzius, das Römische Regiment/ unter dem Namen und Schein/ eines Zunftmeisters/ an sich zu bringen; weswegen er dann auch die Schlösser/Uberfahrten/ und Brucken der Stadt/ in vollem Besitz zu haben verlanget: Allein/ nachdem er des Zinftmeisteramts Zunftmeisteramts verlustigt gemacht/ hat er sich alsobald auf die Burg begeben/ und sich darinnen verschlossen gehalten. Alsdan ist er heimlich nach Böhem durchgegangen/ und sieben Jahre hernach von Innocentii VI. sein voriges Amt wieder anzutreten/ abgeordnet/ allein im Jahr 1353. durch einen Auflauf Neuer Amts titul der Reformatorum. des Volcks/ umgebracht worden. Nachmals trieb die Burgerschafft des Pabsts Senatorem aus der Burg/ und setzte sieben Burger/ unter dem Titul der Reformatorum, dagegen ein; den Aufstand des gemeinen Pövels dadurch zu verhüten/ und die Burg für dessen Anlauf zu bewahren: Allein der Pabst satzte solchen Magistrat bald wieder ab/ und verordnete an dessen Stell abermal einen neuen Senatorem Namens Hugonem Lusignanum, König in Cypern.
Im Jahr 1376. kam Pabst Gregorius XI. wieder aus Franckreich/ und starb zwey Jahre hernach: da dann Urbanus VI. in der Stadt erwehlt wurde/ welcher mit seinen Waffen alles verunruhigte/ Französische Cardinäle bekommen die Burg. also daß etliche Cardinäle nach der Burg zu flohen/ und auch/ auf Zusprechen des Pabst/ nicht wieder daraus gebracht werden kunten. Dadurch gerieth dieselbe in eines Frantzösischen Cardinals/ Gerardi, Gewalt/ welcher sie seinem Verwalter Petro, anvertraute: Und konte Pabst solnicht [solche] nicht wieder an sich lösen/ ungeachtet er auch schon die Gelder darfür ausgezahlt hatte. Also/ daß der Pabst auf der Tiber wiederum nach Haus kehrte/
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 32): Donati, Roma Vetus, Liber Quartus, Kap. VII, Arx S. Angeli, überprüft anhand der Ausgabe 1648, S. 349–358.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 827