TA 1679, I (Architektur), S. 74
Donati (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 32): Donati, Roma vetus überprüft anhand der Ausgabe von 1648, Liber Tertius, Romuli & Pacis Templa, & Arcus Titi, Kap. IV, S. 201–208. Sandrart gibt Donatis Informationen stark verkürzt wieder.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 805
geheissen; sintemal solcher Ehren-titel/ von Octavio Augusto her/ von niemand anders/ als von dem Keyser angenommen wurde/ wann sie über die gantze Republik völlige Macht hatten: Diejenigen dagegen/ welche entweder aus naher Verwandschaft/ oder weil sie an Kindes statt an- und Dion. I. 53. Sueton. in Tib. c. 16. in Calig. cap. 22. aufgenommen/ denen Keysern ins künftige succedirn sollen/ wurden CAESARES genennet. Daß nun Titus, bey Lebens-zeiten seines Vatters/ AUGUSTUS solte genennet worden seyn/ müsste aus alten Autoren erwiesen und dargethan werden. Zudem so ist erst gantzer achtzig Jahr hernach Capitolin. in Marco. der Gebrauch im Römischen Reich aufgekommen/ daß zween Keyser zugleich die Regirung angetreten: So aber zu Zeiten Vespasiani noch nicht gebräuchlich war/ und dannenhero auch Titus weder ein AUGUSTUS heissen/ noch seyn kunte.
Divus, ein Ehren-titel nach dem Tod. Ferner so wird in eben derjenigen Innschrifft Titus, samt seinem Vatter Vespasiano DIVUS genennet/ welches eher nicht seyn kunte/ als nach deren beeden Absterben; da sie erst unter die Götter versetzt und gerechnet wurden. Zu geschweigen des/ wie daß nemlich auch ihrer viel solcher Ehre/ nach dem Tode/ gar nicht theilhaftig worden/ noch werden können; zumal so sie wegen ihres lasterhaften Lebens willen zuvor bey jedermänniglich verhasst und verflucht gewest. Da hingegen diejenigen/ so sich eines erbarn und tugendsamen Lebens jederzeit beflissen/ nach ihrem Tode und Begräbnus/ in die Zahl der DIVORUM, oder vergötterten Fürsten an- und aufgenommen wurden. Wiewol keines weges zu laugnen/ daß unterweilen auch ruchlosen Keysern/ von ihren Nachfolgern/ dergleichen eitele Ehre angethan worden; wie solche Keyser Severus dem unnützen Commodo wieder fahren lassen. Diesem nach gut zu erachten ist/ daß so wol Vespasianus als Titus nicht vor ihrem Tod/ sondern erst hernach von dero Nachfolgern DIVI gemacht/ und benamset worden. Wie Spartianus, in Anton. Geta. denn Antoninus Caracalla, nachdem er seinen Bruder Getam, meichelmörderischer Weise/ auf seiner Mutter Schoß/ umgebracht/ dahin getrachtet/ daß er die Gemüther des gemeinen Volcks dadurch zu besänftigen und zu gewinnen/ solch seinen ermordten Bruder unter die Götter-zahl bringen möchte; und ließ sich deswegen dieser frevlenden Spott-worte vernehmen: SIT DIVUS, DUM NON SIT VIVUS, das ist/ er mag gleichwol immerhin für einen Gott gehalten werden/ wenn er nur nicht mehr im Leben ist.
Der hochmüthige und aufgeblasene Keyser Domitianus ließ sich in Schrifften einen Herrn und Gott nennen; dennoch aber kunte er nach seinem Sueton. in Domit. cap. 13. zwo Schaumüntzen Augusti. Tode nicht darzu gelangen/ daß er DIVUS geheissen werden möchte. Was anbelangt die Schau- müntze Augusti, darauf dessen Bildnus/ samt dieser Uberschrifft stehet: DIVUS AUGUSTUS PATER, so ist solcher nicht bey seinem Leben/ sondern erst nach seinem Tode/ auf Verordnung Tiberii, als seinem-Vorfahrer zu letzten Ehren geprägt worden. Dahin zielet auch ein anderer Schaupfenning/ mit dieser Uberschrifft: DIVUS AUGUSTUS, samt einem sich umsehenden/
und auf einer Weltkugel stehenden Adler/ mit halb ausgestreckten Flügeln; welches eben ein unfehlbares Kennzeichen ist/ daß solche Müntz/ nachdem Augustus unter die Götter gezehlet war/ gemacht worden: Sintemal sie solche Vergötterung durch einen Adler vorzubilden pflegten/ der von einem brennenden Scheiterhauffen über sich in die Höhe geflogene Zudem so stehen auf eben derselbigen Müntze die beede nachdenckliche Buchstaben/ S. C. welche so viel bedeuten/ daß solcher Pfenning Senato Consulto, das ist/ durch einen ordentlichen Raths-verlaß bewilliget und gestattet worden: Nun ist zur Genüge bekannt/ daß keinem Keyser/ so lang er im Leben gewest/ dergleichen Verwilligung von Rahts wegen beschehen.
Titi falscher Burgermeisters-pfenning. Uberdis alles so bringen manche Liebhaber der alten Schau-müntzen einen Pfenning von Ertz hervor/ worauf Titus nicht nur allein DIVUS, sondern auch CONSUL, ein Burgermeister genennet wird; woraus sie schliessen/ daß solcher Amts-titel den Lebendigen/ und nicht den Todten beygefüget worden: Allein solcher wird von den Gelehrten billich/ als ein falscher und ertichter Pfenning verworffen; sintemal weder aus Müntzen/ noch Schrifft zu erweisen/ daß jemals DIVUS samt dem Burgermeister-amt/ oder Zunfftmeister-amt beysamm gestanden wären: Unerachtet dessen/ ob gleich/ nach Absterben der Keyser/ DIVUS und AUGUSTUS, unterweilen zusamm gesetzt worden/ dero göttliche und menschliche Würde denen Nachkömmlingen dadurch zu verstehen geben/ als zum Exempel:
DIVUS. TRAJANUS. AUG. PAT.
Oder auch:
DIVA. FAUSTINA. AUGUSTA.
Solcher massen/ wolte ich sagen/ wurde TITUS an derjenigen Ehren-pforten DIVUS, item AUGUSTUS genennet/ wiewol er/ nach seinem Tode/ nicht mehr AUGUSTUS war. Um mehreres Beweises willen/ ist dabey noch dieses zu erinnern/ wie daß nemlich unter solcher Ehren-pforten Titi Bildnus auf einem fliegengen Adler. des Titi Bildnus/ auf einem fliegenden Adler sitzend/ eingehauen ist; als ein gewisses Kennzeichen der oft-besagten Vergötterung/ so erst nach dessen Tode geschehen. Also/ daß so wol des Lebenden/ als Verstorbenen Ehr und Würde/ an solchem sehr schönen Gedenckmal/ genugsam ausgedrucket worden. Zugeschweigen des/ daß Titus daran zu sehen/ wie er/ auf einem Triumph-wagen sitzend/ alle denjenigen Raub/ so den Jüden abgenommen Jüdischer Tempel-raub angedeutet. worden/ als den güldnen Tisch/ den Leuchter/ und andere heilige Gefässe des Tempels/ samt dem Mosaischen Gesetz/ keines weges aber die Bundslade (dafür der Röm. Triumph-wagen von ihrer etlichen angesehen worden/ zumal jene Lade in dem zweyten Tempel nicht mehr vorhanden gewest) mit sich führe.
Aus welchen allen schlüßlich erhellet/ daß der Beynam DIVUS, denen beeden triumphirenden Keysern/ Tito und Vespasiano, auf keinerley Wann solche Ehrenpforte aufgerichtet worden Weise gebürt/ noch zugestanden: Und daß solche Ehren-pforte ihnen/ nach dero beeden Absterben/ von dem Römischen Rath und Volck/ entweder unter dem Keyser Domitiano, welcher Titum
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 32): Donati, Roma vetus überprüft anhand der Ausgabe von 1648, Liber Tertius, Romuli & Pacis Templa, & Arcus Titi, Kap. IV, S. 201–208. Sandrart gibt Donatis Informationen stark verkürzt wieder.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 807