Darstellungsoptionen
Im Text hervorheben bzw. anzeigen:

TA 1679, I (Architektur), S. 54

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
In kompilatorischem Verfahren verschmelzen in diesen Textpassagen Informationen verschiedenster Autoren (vgl. dazu Kommentar Anna Schreurs). Ausgehend von Donati und dessen Kapitel zur Porta Triumphalis, das vom Fund einer ägyptischen Staue berichtet, die als Darstellung des Gottes Osiris gedeutet wurde (vgl. Donati, Roma vetus, überprüft anhand der Ausgabe 1648, Liber Primus, Kap. XXII, De Porta Triumphali, S. 74) entwickelt Sandrart ein Kapitel zu Osiris und Isis. Als weitere maßgebliche Quelle zieht er hierzu Athanasius Kirchers Publikation Oedipus Aegyptiacus hinzu; vgl. hierzu Schreurs 2011, S. 250.Julia Kleinbeck, 17.01.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 784
Linke Spalte

Sohn; Eusebius setzet Mann/ Bruder und Sohn zusammen.

Mit der Isidis Abgötterey war fast die gantze Welt/ wie Diodorus solches bezeuget/ angesteckt; denn sie wurde geehrt hin und her in Griechenland/ zu Smyrna in Asien/ zu Byblus in Phoenicien/ zu Cyrenen in Libya, von den Schwaben in Teutschland/ in Portugall zu Diese weiteingerissene Religion/ wurde zu Rom verbotten. Bracar Augusta. Rom belangend/ so ist zwar solcher Götzendienst lange Zeit daselbst üblich gewest/ nach der Zeit aber haben die beeden Bürgermeister Piso und Gabinus, um das von Erbauung der Stadt an gerechnete 696. Jahr/ solchen gantz aus Rom geschaffet: Um das Jahr 700. wurden/ vermög eines ausdrücklichen Rath-Verlasses/ die Tempel Isidis und Serapidis allerdings geschleifet: Nach sieben Jahren haben die Wahrsager abermal dahin gearbeitet/ daß die hinterstelligen Götzenhäuser zerstöret worden: Fünf Jahre hernach wäre eben diese Abgötterey ausser Rom fast wieder von neuem eingeschlichen; wofern nicht der Bauherr N. Agrippa, im Jahr 732. solche wegen ihrer schandbaren Unfläterey/ verdächtige Religion des Lands gantz und gar verwiesen/ und nicht nur allein in der Stadt/ sondern auch in der Vorstadt/ auf 500. Schritte Wegs/ verbotten hätte. Endlich hatte sie zwar der Rath zu Rom/ als Tiberius Keyser war/ vollends ausgetrieben: Dannoch aber rieß dieselbige/ nach der Zeit daselbst wieder so starck ein/ daß nicht nur allein der gemeine Mann/ sondern auch die Keyser selbst/ nemlich Commodus, Caracalla, Alexander Severus, Unterschiedliche Oerter zu Rom/ so von der Iside benamset. sie gehandhabet und geschützet: Dannenhero nachmals unterschiedliche Oerter und Plätze in der Stadt Rom/ von denjenigen Göttern ihren sonderbaren Namen bekommen/ daß sie genennet worden/ Area Isidis Aelianae, Isis Patritia, Vicus Isidis, Isaeum, Isis Athenodora, Aedes Isidis, Isaeum Metellianum, Templum Isidis & Osiridis, nächst dem Ovili, Isis Campensis , Jo. Marsham. in. Can. Chronol. Sec. 4. pag. 60. & Sec.9.pag. 154. edit. Lips. und noch andere dergleichen mehr. Uberdis so stunden endlich gar die Isia und Serapia, als zween sonderbare Fest-Täge/ des Monats April/ in dem Römischen Calender/ und hieß auch die dritte Region/ oder Abtheilung der Stadt Rom Isis & Serapis.

Hingegen wußte man zu des Keysers Augusti Zeiten/ von diesem unflätigen Götzendienst noch nichts; vermittelst wessen die so vornehme Matron Fl. Joseph. lib. 11. Antiq. c. 47. Juvë. fat. 6Paullina, unter dem Schein solcher Religion/ an ihrer Ehre gefähret worden. Allein/ wie dem allen/ dieweil das fürwitzige Weibervolck/ dem Aberglauben vor andern sehr ergeben; und dann auch viel neugierige Mannspersonen/ wie Min. Felix bezeuget/ nicht so wol an Iside, oder Serapide, als an losen Händeln ein sonderbares Gefallen Diese Religion reisst zu Rom wieder ein. trugen; als ist man zuletzt dieser/ wiewol üppigen Religion/ geneigt und günstig worden: daß man Tempel/ Bilder/ geschenckte Tafeln denselben häufig gewidmet/ und allerley Steine/ und Edelgesteine damit bezeichnet hat. Wie dann dergleichen Isis-Tafel der Cardinal Petrus Bembus entweder von dem Pabst Paulo III. geschenckt bekommen/ oder (wie andere wollen) von einem Eisenschmidt/

Rechte Spalte

der solche in einer Plünderung geraubt/ sehr theuer erkauffe; welche nachmals der Hertzog von Mantua, in seine Kunstkammer bekommen/ und bey den schätzbarsten Mahlereyen aufbehalten hat.

Zum Beschlus dienet noch dieses von dem allhie vorgestellten Bildnus/ zu berichten/ wie daß nemlich der zur Seiten stehende Egyptische Priester Fernere Erklärung des allhie abgebildeten Osiridis./ samt der so genannten heiligen Tisch-Tafel/ allhie vorgebildet werde: Auf solcher sind fürnemlich zu sehen zwey Wasser-Geschirr/ neben zweyen Getraid- Garben; und in der Mitte ein angefülltes Körblein/ mit Brod oder Obs; benebenst noch einem andern/ untenher sich befindenden Geschirrlein/ mit einigem Liqvor, oder Feuchtigkeit angefüllet: Von solchem Opfer-Tisch/ wie auch von des Priesters Händen und Armen hangen etliche Zweiglein/ Blumen und Wasserthiere/ das Kraut Lotus Nilotica, oder Aegyptia, die Egyptischen Bonen genannt/ samt sechs Entvögeln und zweyen Fischen: Wiewol Spanhemius solche Wasservögel für Gänse hält/ zumal weil solche/ des Artemidori gegebenen Anleitung nach/ der Isidi gewidmet waren/ und sich in den Tempeln Ez. Spanh. Diss. 4. de Praest. & usu Numism. p. 266. Artemid. lib. 4. cap. 85. Plut. de Is. & Osirid. aufhielten. Denn der weisen Egyptier Meinung hiervon war diese/ wie daß die natürliche Feuchtigkeit eine Ursach aller Dinge sey: Solches bestettigen Plutarchus, Homerus, und Thales, als welcher in der Egygtischen Disciplin sehr wol erfahren war; nemlich das Wasser sey der Anfang des allgemeinen Wesens.

Ferner hielten die Egyptier dafür/ Osiris und Nilus wären einerley Gott/ und Anfang derjenigen Feuchtigkeit/ welche sich mit der Iside vereinbaret; als der Erden selbst: Vermittelst welcher Befeuchtigung/ oder Wässerung/ die Gebärungs- Krafft fruchtbar gemacht würde. Deswegen ligen/ oder siehen/ auf demjenigen Opfer-Tisch/ zwey Geschirr/ mit dem heiligen Wasser aus dem Nil-Strom angefüllet/ neben den beeden Getraid-Garben: Dieweil dieser Strom das gantze Egyptenland überschwemmet/ und auf solche Weise/ durch den ausgeführten Leimen/ wol bedünget; vermittelst dessen der Saame wachset/ und das gantze Land dadurch glückselig gemacht wird. Darum liessen auch diejenigen Priester/ unter andern darzu gehörigen Ceremonien/ ein Geschirr voll Wassers vorher tragen; die Nutzbarkeit solches feuchten Elements/ das ist/ des Nili, als ihres/ an Vatters statt/ geehrten Gottes Lotus, die Egyptische Seeblum./ dadurch vorzustellen. Lotus, so auf dem Wasser treibt und schwimmet/war/ als ein mössichtes Kraut/ beedes dem Osiridi und der Isidi gewidmet: In Eröfnung/ und Wiederzuschliessung dieser Blumen/ gibt sich der Sonnen Vermögen Remb. Dodonaeus Pempt. 4. Stirp. Hist. lib. 4. c. 16. sattsamlich zu erkennen; denn mit der Sonnen Aufgang öfnet sie auch ihre Blätter/ gleich der weissen Lilien; und so jene untergehet/ schliesset sie dieselbigen wiederum zu/ und verkriecht sich gleichsam mit dem gantzen Haubt unter das Wasser/ bis die Sonne wieder aufgehet.

Fische essen die Egyptier nicht. Belangend die herab-hangenden Fische/ so schreibt Lucianus in seinem Astrologischen Dialogo, daß die Egyptier die Fische sehr hoch geachtet/

Sandrart (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
In kompilatorischem Verfahren verschmelzen in diesen Textpassagen Informationen verschiedenster Autoren (vgl. dazu Kommentar Anna Schreurs). Ausgehend von Donati und dessen Kapitel zur Porta Triumphalis, das vom Fund einer ägyptischen Staue berichtet, die als Darstellung des Gottes Osiris gedeutet wurde (vgl. Donati, Roma vetus, überprüft anhand der Ausgabe 1648, Liber Primus, Kap. XXII, De Porta Triumphali, S. 74) entwickelt Sandrart ein Kapitel zu Osiris und Isis. Als weitere maßgebliche Quelle zieht er hierzu Athanasius Kirchers Publikation Oedipus Aegyptiacus hinzu; vgl. hierzu Schreurs 2011, S. 250.Julia Kleinbeck, 17.01.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 787