TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 304
Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Die Vita seines Lehrers wurde von Sandrart verfasst. Lediglich das Geburtsdatum von Honthorst entnimmt Sandrart der Bildunterschrift des Vitenporträts in De Bies Gulden Cabinet (vgl. De Bie, Gulden Cabinet, überprüft anhand der Ausgabe 1661, S. 165), siehe Sponsel 1896, S. 22.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 528
Hauses Das Halbfigurenbildnis von Charles II. in der National Portrait Gallery gibt hiervon einen Eindruck. Ein weiteres Porträt des Königs ist nur noch durch einen Kupferstich von Cornelis Visscher und Pieter Soutman bekannt, ein 1628 entstandenes Bildnis König Charles I. in der Gestalt eines Hirten ist verschollen; vgl. Judson/Ekkart 1999./ die er alle inner 6. Monaten geendet/ er eine Recompens von 3000. Gulden/ samt einen von ganz Silber gemachten Servis auf 12. Personen an Schüsseln/ Tellern/ Kanten/ Saltzfäßern und anderm Zugehör/ neben einem kostbaren Pferd/ empfangen/ und mit Gnaden entlaßen worden.
Nachdem er wieder zu Utrecht/ nach sehnlichem Verlangen der Kunstliebenden/ ankommen/ hat er noch eine große Mänge Werke vor hochgemeldten König/ noch vielmehr aber für den König in Dennemark verfärtiget/ darinnen er der alten Könige rühmliche Thaten zu Land und Waßer/ der Ordnung nach/ abgebildet/ die alle zu beschreiben für sich selbst ein ganzes Buch bedörften/ und allein genug seyn/ zu erweisen/ daß Hundhorst in allen Theilen der Kunst seinen großen vollkommenen Verstand und Fleiß ganz meisterhaft erwiesen Für Christian IV. schuf Honthorst ab 1637 im Schloss Kronborg eine Serie von Gemälden mit Szenen aus der dänischen Geschichte; vgl. die ausgwählten Episoden mit Frode Fredegod, Königin Margrethe I. und König Hans./ wie er dann auch in seinem Sein Lebenswandel. Lebens-Wandel ein vollkommener Mann gewesen/ sofern von Menschen also zu reden/ erlaubet ist/ dann er war Tugend-reich/ unsträflich/ höflich/ darzu glückselig und sehr beliebet/ wordurch er einen überaus großen Schatz gesamlet/ indeme er sehr geschwind und fleißig immer fortgesetzt/ und sich sein Glück wol zu Nutzen gemachet.
Nach dergleichen vielen andern löblich-gebildten Stucken/ zierlichen Poesien zu den Lust-Häusern Seine Werke für den Prinzen von Oranien. des Prinzen von Oranien ins Grafenhaag/ Reßwick/ Honslardick und dortherum an. andere Ort mehr/ wurde er zu dem erstgedachten Prinzen beruffen/ der ihme zu Reßwick eine Rutonda zu mahlen angedinget/ welche er in kurzer Zeit löblich verfärtiget/ also daß er erstlich das runde Gewölb wie einen frölichem Himmel voller Engel und fliegender Liebes-Göttern/ mit allerley in der Luft schwebenden Geflügel/ die dem Paradeiß-Vogel/ Fasanen und andern nachjagen/ ganz verwunderlich/ fremd und anmuhtig gebildet/ herunterwarts mahlte er eine herum gehende Galleria mit vielerley Nationen/ freudigen Conversationen etlicher musicirenden Personen auf unterschiedlichen Instrumenten/ als auch ein zierliches Gebäu/ Tapetzerey/ und auf die Mauren allerley Indianische Vögel/ Raben/ Papagey/ spielende Affen und Katzen/ die dem Kunst-liebenden/ neben der Lust/ zu großer Verwunderung Ursach geben/ worfür er (unangesehen/ daß ers sehr bald geendet) 8000. Gulden empfangen.
Mehr hat er alle hohe Stands-Personen in Begibt sich zuletzt auf das Contrafäten. Holland gecontrafätet Darunter etwa das Profilbildnis Frederik Hendriks und das Porträt des Adriaen Pauw, die stellvertretend für Honthorsts Porträtschaffen ausgewählt wurden./ und zuletzt dieses Studium seine Profession seyn laßen/ auch alle nicht allein künstlich/ sondern zugleich anmutig/ und also vorgestellet/ daß er männiglich ohne seinen Schaden contentiret/ darbey zu erkennen gebend/ daß er nicht allein ein fürtreflicher Mahler; sondern auch ein vernünftiger Hoffmann seye/ demnach wol verdiene/ daß er mit dem Lorbeerkranz höchster Ehren gekrönt werde. Er ist zu Utrecht/Anno 1592.aus der finstern Wohnung des mütterlichen Leibes an das helle Tagesliecht gesetzet/ zu Grafenhag aber wieder Anno 1660. in die tunkele Nacht des Grabes verschloßen worden Honthorst wurde 1590 in Utrecht geboren und verstarb dort im Jahre 1656. In Den Haag war er Mitglied der Lukasgilde, zudem besaß er ein Haus in der niederländischen Stadt; vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 870, Anm. 539,35./ und solte zween Söhne seiner Profession hinterlaßen haben/ die des Vatters Tugend nachzufolgen sich rühmlich bemühen Da Honthorsts Söhne Juristen bzw. Priester wurden, meint Sandrart hier womöglich dessen Brüder Herman (Bildhauer, 1629 und 1632 erwähnt) und Willem, mit dem Honthorst häufig zusammenarbeitete (vgl. auch dessen Vita: TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 311); Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 870, Anm. 540,1.:
Sein Contrafät wird der Kunst-liebende in der Kupferblatte LL. finden.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Die Vita seines Lehrers wurde von Sandrart verfasst. Lediglich das Geburtsdatum von Honthorst entnimmt Sandrart der Bildunterschrift des Vitenporträts in De Bies Gulden Cabinet (vgl. De Bie, Gulden Cabinet, überprüft anhand der Ausgabe 1661, S. 165), siehe Sponsel 1896, S. 22.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 528
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst. Lediglich die Daten entnimmt Sandrart der Bildunterschrift des Vitenporträts van Dycks in De Bie, Gulden Cabinet, überprüft anhand der Ausgabe 1661, S. 75 (vgl. Sponsel 1896, S. 22).CXLVIII. Anton von Dick/ Mahler von Antorf. ES hat die milde Mutter der Natur verwunderlich dem Anton von Dick/ gleich in seiner zarten Jugend durch Eingießung eines großen Geists/ zu der edlen Mahlkunst dergestalt geholffen/ daß er fast ohne Mühe zu dem höchsten Grad der Vollkommenheit gelanget/ und alles mit absonderlicher Zierlichkeit/ netter Art und Annemlichkeit gemacht/ daß/ unangesehen er seine Gedanken noch wenig in die mühsame Schul der schweren Kunst-Regeln geschicket/ er dannoch mit zierlichen Contrafäten/ Historien mahlen/ und andern so fern gestiegen/ daß er deßwegen billig hoch gerühmt/ und von manniglich geehrt und geliebet worden/ auch darmit so viel gewonnen/ daß er zu einem glückseligen reichen Mann worden. Den ersten Grund Arbeitet viel in Engeland seiner Wißenschaft hat er bey Peter Paul Rubens zu Antorf geleget/ der ihn zu seinen großen Werken viel gebraucht; dannoch aber zoge die Natur unsern Künstler mehr zum Contrafäten/ dern er sehr viel und Kunst-reich gemahlt/ und in diesen studien sich so hoch empor geschwungen/ daß er in Engeland neben andern fürnehmen Kunst-Werken auch bey Hof viel zu thun gehabt.
Van Dycks erster Aufenthalt in London datiert zwischen November 1620 und März 1621, Arbeiten für Jakob I. sind bezeugt. Nach einem Aufenthalt in Antwerpen reiste van Dyck im Herbst 1621 nach Italien; vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 868, Anm. 533,19/533,21.
Von dannen hat er sich nach Italien begeben/ woselbst er sich mit höchstem Fleiß auf die Manier Begibt sich aufs Contrafäten nach Titians Manier. des fürtreflichen Titians geleget/ auch deßelben Gratia und Annemlichkeit dergestalt erreicht/ daß ihm keiner jemalen näher kommen; deßen große und vielfältige Proben er zu Genua/ Venedig und Rom hinterlaßen; weil ihm aber die Romanische Reglen/ und Academien der Antichen/ auch Raphaëls und anderer dergleichen seriose Studien nicht gefällig/ bliebe er nicht lang allda/ sondern kehrete wiederum nach Genua/ und mahlte in kurzer Zeit sehr herrliche Contrafäte um fast hohen Werth Siehe beispielsweise das Porträt der Elena Grimaldi und die heute in Braunschweig und New York aufbewahrten Porträts des Lucas van Uffel./ worauf er mit dick-gespickten Beutel wieder nach Antorf gesegelt/ und daselbst nicht geringere Liebhaber seiner Kunststucken angetroffen/ welchen er auch meistens zu willen worden/ wie aus dem grossen Sein grosses Contrafätenbuch. Buch der Contrafäten aller Potentaten Grandes und Kunst-reichen Liebhabern/ das er eigenhändig gefärtiget/ erhellet. Ferner machte er etliche überaus holdselige Marien-Bilder mit dem Christkindlein/ worunter etliche freudige Glorien mit Englen in den Wolken/ also angenehm/ daß man selbige in Kupfer gebracht Die Rosenkranzmadonna, die Van Dyck für die Rosenkranzbruderschaft von San Domenico in Palermo schuf, zählt zu den wichtigsten Auftragswerken seiner Italienzeit. Auf Sandrarts Beschreibung passt ferner eine Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, die von Schelte à Bolswert in einem Kupferstich wiedergegeben wurde. Mag die Benennung bei Sandrart auf den ersten Blick pauschal erscheinen, entspricht sie doch van Dycks erkennbaren Wiederholungen der Figuren. Zudem setzt Sandrart seine Bemerkung biographisch an die richtige Stelle, denn van Dyck befasste sich mit Madonnenbildern verstärkt während seines Italien-Aufenthaltes und seines zweiten Aufenthaltes in Antwerpen (vgl. Fiona Healy: Images of the Madonna and Child and The Holy Family in Van Dyck’s Œuvre, in: Vlieghe 2001, S. 89–112)..
Nach so groß erhaltnem Lob/ begab er sich wieder zu König Carl in Engeland/ allwo er sehr viel herrliche Werke und
Dieser Verweis besitzt mehrere Ziele:
Porträt Königin Henrietta Maria
Porträt Charles I. (»Charles I. in Robes of State«)
Charles I. und Henrietta Maria
Contrafäte des Königs der Königin/ und anderer Potentaten/ auch des Liebreichen Frauenzimmers gefärtiget
Zur Illustration siehe eine Auswahl von van Dycks Porträts des englischen Adels: das Doppelbildnis des Prinzen William und der Prinzessin Mary, die männlichen Porträts von William Laud und Thomas Wentworth sowie die weiblichen Porträts der Lady Spencer, Katherine Manners und Lucy Percy./ und darmit grosses Geld erworben
Als Hofmaler Karls I. war van Dyck im Frühjahr 1632 wieder in London; er wurde vom König geadelt und fürstlich für seine Tätigkeiten entlohnt; vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 868, Anm. 534,6 f./ daß wann er ein guter Haushalter gewesen wäre/ und des verbuhlten Cupido Anläuffe verlachet hätte/ er ein über die maßen reicher Mann worden wäre. Endlichen verheuratete er sich mit einer fürnehmen/ schönen und adelichen Person/ mit der er noch vor seinem End eine junge Tochter gezeuget/ die ihm auf das Tod-Bett vorgetragen worden. Wie er dann/ nachdem er lang vom Podagra geplaget worden/ obwolen er noch jung gewesen/ sein Leben gar frühzeitig/ nämlichSandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst. Lediglich die Daten entnimmt Sandrart der Bildunterschrift des Vitenporträts van Dycks in De Bie, Gulden Cabinet, überprüft anhand der Ausgabe 1661, S. 75 (vgl. Sponsel 1896, S. 22).