TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 234
Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Die Vita Georg Pencz’ wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 17).Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 450
Oelfarben gemahlt und repraesentirt/ ob wäre das Zimmer noch offen und unansgebaut/ die Zimmerleute aber geschäfftig/ die Zwerghölzer/ Bretten und Tramen einzuziehen/ andere sind in Arbeit/ den Tachstul aufzuheben/ verbinden den Bau/ welches alles gegen dem gemahlten offnen Himmel mit Wolken und fliegenden Vögeln also natürlich erscheinet/ daß viel dardurch angeführt/ und das Gemähl vor wahr und natürlich anfänglich geurtheilet/ wie dann dieser Irrthum sonderlich vorgeht/ wann es an dem Ort besichtiget wird/ wo unser Jörg Pens seinen Horizont vernünftig eingerichtet hat.
Seine Kupferstiche. In Kupfer hat er sehr viele fürtrefliche Werke ans Liecht gebracht/ die allesamt von den Kunstliebenden genau zusammen gesucht und in hohen Ehren/ zu Unterricht und Lehr der Jugend/ sollen gehalten werden/ als welche eine rechte ihnen nohtwendige Art der Studien ist. Seine fürnehmste Werke hat er Anno 1530. 40. und 50. ausgehen lassen; und viele des Alten und Neuen Testaments/ Evangelien/ Historien/ sieben Werke der Barmherzigkeit/ Geschichte von Joseph in Egypten/ Tobia/ dem Samariter/ und reichen Mann/ als auch aus den Weltlichen die Historien von Tomiris,
Dieser Verweis besitzt mehrere Ziele:
Lucretia wird von ihrer Familie beweint (»Lucretia mourned by her family«)
Tarquinius und Lucretia (»Sextus Tarquinius raping Lucretia«)
Lucretia, Medaea, Titus Manlius, Marcus Curtius, vorgestellt; Er ware in der Zeichen-Kunst also lobwürdig/ daß der berühmte Albrecht Aldegraff dessen vier Evangelisten selbst mit grossem Fleiß nachgestochen. Und weil seine Kunststücke alle zu erzehlen viel zu lang fallen würde/ will ich den günstigen Leser zu seinen Kupferstücken/ besonderlich zu dem grossen Werk/ wie die Römer bey nächtlicher Weil die Stadt Carthago erstiegen/gewiesen/ und schließlich gesagt haben/ daß des Georg Pens Werke seyen eine Lehrschul aller Künste/ durch die sie ihnen/ gleichwie er ihme/ einen unverwelklichen Lorberkranz aller Kunst/ Tugend und Ehren erwerben mögen; Sein Contrafät ist in der Kupferblatte Cc. zu sehen.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Die Vita Georg Pencz’ wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 17).Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 450
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Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 17).XXXI. Johann Broßhamer von Fulda. DAß Johann Broßhamer von Fulda bürtig gewesen/ ist aus seinem schön und grossen Crucifix/ das er Anno 1542. zu Kupfer gebracht/ und solches darbey angemerkt/ wol zu ersehen/ obwolen sonst wenig von seinen Holz- und Kupferstichen mit vor die Hand kommen/ doch seh ich so viel/ daß er eine besondere und sehr schöne Manier im Zeichnen gehabt/ und vermuhte/ er müsse jung gestorben seyn/ weil seiner Werke so wenig zu finden/ dann dieses ist alles/ was ich von diesem Broßhamer denkwürdiges und bekantliches zu melden gehabt.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 17).
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Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 17).XXXII. Jacob Bink/ Kupferstecher. Sein Zeichen.ES lebte eben zu dieser Zeit einer/ Namens Jacob Bink/ ohne daß mir bewust/ woher er bürtig gewesen; der merkte seine Kupferstücke mit IB.
Wie schon Peltzer (Teutsche Academie 1675/Viten (Ed. Peltzer 1925), S. 389, Anm. 240) vermutete, handelt es sich hier bei dem Meister I. B. um Georg Pencz. deren er in guter Anzahl ausgehen lassen/ und darinnen seinen hochschäzbaren Verstand in der Zeichen-Kunst/ neben der Sauberkeit/ Zierd und perfection in nackenden Bildern/ Gewändern und Laubwerk genugsam offenbaret/ dahero er billich ein Vorgeher des Guten mag genennet werden. Seine Werke. Ich führe jezt nur an seine sieben planeten/ und den Triumph von Baccho, wie nicht weniger der
Kinder Bacchanalien Siehe zur Illustration dieser Gruppe die Bacchanalie./ neben unterschiedlichen nach der Länge ausgebildten kleinen Bataglien nackender Soldaten Etwa die beiden Gladiatorenschlachten mit und ohne Pferde./ so alle dieses herrlichen Mannes hohen Geist/ künstliche und trefliche Wissenschaft in den Antichen weit besser/ als meine Feder hervor streichen; zu dessen würdigen Gedächtnis auch seine Abbildung in der Kupferblatte Cc. bezeichnet/ befindlich seyn wird. Diesen hat auch Marco Antonio unter seinem Namen viel gebraucht in denen Kupferstücken/ die er nach Raphaël ausgehen lassen; wo er gewohnt oder gestorben ist/ hab ich nicht erfahren können.
Es war zur selben Zeit einer/ der seine Kupferstücke ihme nach mit ICB.
Dieses Monogramm ist aufzulösen in »Jakob Binck Coloniensis« (vgl. Teutsche Academie 1675/Viten (Ed. Peltzer 1925), S. 389, Anm. 242). gezeichnet/ das etliche Einfältige anfänglich nicht gemerkt/ zulezt aber sehr wol verstanden und abgenommen aus dem Haupt des Holofernes/ das Judith trägt/ besonderlich aber in dem kleinen David mit des Riesen Haupt und Schwerd in der Hand de dato 1530. als auch in dem Contrafät des Lucae Gasseli von Anno 1529. und mehr andern. Des Jacob Binken Contrafät hat der großgünstige Liebhaber in der Kupferblatten Cc. zusehen/ und ist ihme zu Ehren nachfolgendes aufgesezt worden:SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 17).
Sandrart zitiert hier die Verse unter dem Bildnisstich von Jacob Binck in Lampsonius/Hondius, Effigies pictorum 1610 (vgl. den Stich Jacob Binck).BINKIUS, ingenio quae finxit, pinxit &¶ idem,
Etsculpsit, certantars, manus, inge-¶ nium.
Cum tua sint doctè parvis expressa ta-¶ bellis,
Artis Censori credito,magnus eris.Lampsonius/HondiusInformat. zur Quellenmarkierung
Sandrart zitiert hier die Verse unter dem Bildnisstich von Jacob Binck in Lampsonius/Hondius, Effigies pictorum 1610 (vgl. den Stich Jacob Binck).
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Mit dem Hinweis auf die Lobverse und ihre Übersetzung dürfte der Anteil Sigmund von Birkens angesprochen sein, der als hauptverantwortlicher editorischer Korrektor maßgeblich die sprachliche Gestaltung der Teutschen Academie beeinflusste (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).Welches in Teutsch also übersetzet worden:SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Mit dem Hinweis auf die Lobverse und ihre Übersetzung dürfte der Anteil Sigmund von Birkens angesprochen sein, der als hauptverantwortlicher editorischer Korrektor maßgeblich die sprachliche Gestaltung der Teutschen Academie beeinflusste (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).
Für die deutsche Nachdichtung dieser Verse dürfte Sigmund von Birken verantwortlich gewesen sein, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).Was Binkens Geist erdacht/ hat seine Hand¶ gemacht:
Drum streiten auch um ihn die Kunst/¶ Hand und Verstand.
Weil seine Kupferstich sind weit und breit¶ bekandt/
So wird er bey der Kunst auch billich¶ groß geacht.BirkenInformat. zur Quellenmarkierung
Für die deutsche Nachdichtung dieser Verse dürfte Sigmund von Birken verantwortlich gewesen sein, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).
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Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 18).XXXIII. Lucas Kruger/ Kupferstecher. LUcas Kruger war auch einer von den ersten Kupferstechern in unserm Teutschland/ als welche damals das gröste Lob und den Ruhm in dieser Kunst vor allen Italiänern und Franzosen gehabt/ und sind deren sehr viele gewesen/ die der Goldschmiede Arbeiten mit Stechen und Aetzen curios erfüllet und geziert; wie dann noch viel Silbergeschirr von Johann Sebald Böhm/ und von diesem Kruger gezieret/ bey den Liebhabern in besondern Ehren zur Gedächtnis behalten werden. Er hat ungefehr Anno 1516. gelebt/ sonst findet man nicht viel seiner Werke/ die fürnehmste sind eine Creutzigung Christi/ und dessen Geburt bey Nacht/ wie auch die Erscheinung der drey Weisen aus Orient und andere dergleichen/ die bey denen Liebhabern hie und da zu finden.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 18).