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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 188

Cesio (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 14): Carlo Cesio, Galeria nel Palazzo Farnese in Roma.del Sereniss. Duca di Parma etc. dipinta da Annibale Carracci intagliata da Carlo Cesio, Rom 1657 (abgedruckt in Giovanni Pietro Bellori, Argomento della Galeria Farnese dipinta da Annibale Carracci disegnata & intagliata da Carlo Cesio, fols. 6–8). Siehe hierzu auch den Kommentar des Kurators des British Museum zur Galeria nel Palazzo Farnese in Roma.Christina Posselt, 14.06.2011Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 400
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bey einem Bronnen/ wobey ein Amorino einen wilden Pan überwindet.

15. Apollo schindet den Marsyas, und Boreas entführet die Oritia.

16. Euridice wird in einer Wolke dem Orpheo wieder in die Hölle geraubt: Europa wird von dem Jupiter, in Gestalt eines Stiers/ entführet.

17. Leander überschwimmet bey Nacht den Hellespont, deme die verliebte Hero vom Thurn leuchtet/ und Cupido den Weg zeiget.

18. Siringa von dem Pan verfolget/ wird in Geröhr transformiret.

19. Sind allerhand rare Ornamenten.

20. Ganimedes wird auf dem von Jupiter geschikten Adler nach dem Himmel geführet.

21. Jacinthus wird durch den Apollo gleichfals nach dem Himmel gebracht.

22. 23. Sind unterschiedliche Amorini.

24. Die Liebe/ Gerechtigkeit/ 25. Starkmühtigkeit und Mässigkeit sind sehr zierlich vorgestellet.

26. Mercurius übergibt dem Apollo die Leyren: Anion Citharoedus wird durch den Delphino erlöset: Hercules erlediget den Prometheus. Juno erhöret die Diana, und verändert die Calisto in einen Bären.

27. Hercules tödtet den Drachen: Prometheus zeiget die von ihm gebildete menschliche Statue der Pallas, welche derselben eine lebhafte Seel und bewegende Kraft eingeust. Die Calisto wird/ nach der Dianen Befehl/ entblösset/ und schwanger befunden: Icarus stürzet aus der Luft/ indem sein Vatter Daedalus darvon fleucht.

28. Eine Jungfrau umhalset ein Einhorn/ mit der Beyschrift: Virtus securitatem parit: Dahin vermeint/ daß die Reinigkeit und Unschuld dieses starke Thier versichere/ und zugleich auf das Vornehmen des Hauses von Farnese ziele.

29. 30. Etliche nackende Statuen/ als ob sie von Metall gebildet wären/ gemahlet unter die Friese/ tragen gleichsam dasselbe/ nicht ohne sonderbare Zierlichkeit.

Jezt erzehltes lassen wir genug seyn/ daraus die Ordnung dieses schönen Werks/ den Reichtum des Geistes/ und Zierlichkeit des Verstands/ neben der großen Erfahrenheit unsers berühmten Künstlers abzunehmen/ und wird noch größere Verwunderung bey dem Ansehenden wachsen/ wann er jedes Theil in bäster Vollkommenheit ausgeführet sehen wird.CesioInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 14): Carlo Cesio, Galeria nel Palazzo Farnese in Roma.del Sereniss. Duca di Parma etc. dipinta da Annibale Carracci intagliata da Carlo Cesio, Rom 1657 (abgedruckt in Giovanni Pietro Bellori, Argomento della Galeria Farnese dipinta da Annibale Carracci disegnata & intagliata da Carlo Cesio, fols. 6–8). Siehe hierzu auch den Kommentar des Kurators des British Museum zur Galeria nel Palazzo Farnese in Roma.Christina Posselt, 14.06.2011Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 400

SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Die Vita der Carracci ist größtenteils von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 14). Lediglich die Ausführungen zur Galleria Farnese übernimmt Sandrart von Carlo Cesio (vgl. den markierten Einschub), während er Belloris Vite de’ pittori (Rom 1672) nicht kannte und die 1678 erschienene »Felsina pittrice« von Carlo Cesare Malvasia nicht mehr berücksichtigen konnte (vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 838 f., Anm. 425,17).Christina Posselt, 30.07.2010
Zwischen diesem Werk/ verfärtigte er noch viele andere Gemälde/ mit nicht weniger Vollkommenheit/ wie solche hin und wieder in Rom und Bolognen anzutreffen/ dannenhero auch sein Ruhm sehr hoch stiege/ und bey männiglich ihn in große Würde brachte. Er hatte eine ansehnliche Mänge Discipeln, welche in seiner Academie, die er beständig zu Haus gehalten/ wol zunahmen/ und mit großem Nachruhm des Lehrmeisters in ganz Italien sich ausbreiteten.

Seine Armut. Darbey ist höchlich zu bedauren/ daß bey so großem Kunst-Verstand unser Caracc sich doch selbst nicht wissen zu helffen/ noch mit seiner Wissenschaft Nutzen zu schaffen/ dann er immerdar ohne

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Mittel in Armut und Dürftigkeit geblieben/ und dernthalben manchmal hat annehmen müßen/ was man ihme gegeben: Wie ihn dann auch/ wegen obgedachter Farnesischen Gallerie/ woran er/ Annibal/ mit gröstem Fleiß und schweren Unkosten beständig/ zehen Jahre lang/gearbeitet/ und seine Remuneration, nach Würden seines Verdiensts/ von damalig-hochgestiegnem Haus Farnese, billig erwartet/ aber der fromme Caracc wurde in seiner gehabten opinion sehr betrogen/ dessen er theils zu danken einem Höfling und Favoriten des Cardinals Don Gio, eines Spanier/ als der/ um zu erweisen/ wie sorglich er zu seines Herrn Nutzen beflißen/ ihme mehr nicht/ als ein Silber-verguldtes Geschirrlein/ darinnen 500. güldene Cronen gewesen/ überreichen lassen/ welches ihn so schmerzlich bekümmert/ daß er darüber in Melancholie gerahten/ und eine zeitlang/ ohne Verstand/ in großem Elend verschleißen müssen/ biß endlich der Kunst-liebende Amsterdamer Koymann ihn in Rom gefunden/ zu sich genommen/ und durch Verschiessung aller Nohtdurft Mahlet die 7. Werke der Barmhertzigkeit. seinen verlassenen Geist wieder erfreuet/ und zu vorigen Verstand gebracht: Deme er darauf zur Dankbarkeit die sieben Werke der Barmherzigkeit/ in sieben Tafeln/ so zierlich gemahlet/ daß sie billig für die Zierde aller seiner Arbeit zu halten/ wie sie noch heutiges Tages zu Amsterdam/ in der Koymanischen schönen Behausung und Kunst-Saal/ neben vielen andern ausbündigen Kunstucken/ mit sonderbarem großen Belieben zu sehen sind. Während über Annibales Melancholie und dessen Auswirkung auf seine Schaffenskraft bereits andere Quellen berichten, liefert nur Sandrart den Hinweis auf die Werke für Koymann (vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 839, Anm. 455,37).Christina Posselt, 14.06.2011

Es wäre wol ein ganzes Buch von dieses fürtreflichen Mannes Qualitäten zu beschreiben/ wo es die Gelegenheit leiden wolte: Darbey aber kan ich nicht umgehen zu berichten/ daß er in seinem Alter wider in Aberwitz gerahten/ und ein schlechtes/ wider die Tugend lauffendes ungeschicktes Leben solle geführt haben: Gleichwol habe er sich noch vor seinem Ende wieder aus diesen Unlusts-Pfützen heraus gewälzet/ und durch einen Christlichen Abschied gute Hoffnung zu seiner Seligkeit hinterlassen/ starb also zu Rom 1609/ den 16. Julius/ und wurde allda/ durch Vermittlung der furnehmsten Liebhabern/ mit einer vortreflichen Leichbegängnis/ in der Retonda, in des Raphaëls de Urbin Grabstätt beygesetzet/ seines Alters 54. Jahrs.

Ludovico Caracci Landschaft und Klein-Mahler. Sein Bruder Ludovico Carrac mahlte insgemein gute Landschaften/ auch viele kleine Historien und sehr holdselige Bilder/ die er meisterhaft und herrlich verstanden/ von denen zu Rom in den Kunst-Cabineten/ sonderlich bey meinem gewesenen Patron Prinz Justinian, viel gefunden/ und Augustino Caracci Kupferstecher. in hohen Ehren gehalten worden. Der dritte/ als Bruders Sohn/ genannt Augustino Carracci, welcher mit der Feder auch ein fürtreflicher Zeichner gewesen/ befliße sich meistens des Kupferstechens/ wie er dann die S. Justina von Verones mit der großen Creutzigung/ nach Tintoret, unser lieben Frauen/ S.Hieronymo und la Magdalena nach Anton: da Correggio, auch des Barozzi Aeneas, da er den Anchises aus dem Brand von Troja trägt/ und viel anders in Kupfer von seiner Kunst-reichen Hand zu sehen hinterlassenSandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Die Vita der Carracci ist größtenteils von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 14). Lediglich die Ausführungen zur Galleria Farnese übernimmt Sandrart von Carlo Cesio (vgl. den markierten Einschub), während er Belloris Vite de’ pittori (Rom 1672) nicht kannte und die 1678 erschienene »Felsina pittrice« von Carlo Cesare Malvasia nicht mehr berücksichtigen konnte (vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 838 f., Anm. 425,17).Christina Posselt, 30.07.2010