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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 135

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Baccio Bandinelli, Schilder en Beeldtsnijder van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 150v–156r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631PZwunm].Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 342
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End dieser Grab-Zeichnung zu machen/ nachmals gekommen. Unterweiln/ als sie an der Tafel sassen/ kam ein Bildschneider/ Tolosmeo geheissen/ ein aufgeblasener stoltzer Mensch; der nicht viel gutes von andern redete/ und nicht Baccii bäster Freund war/ dieser/ als er an sie gelangen lassen/ wie daß er mit ihnen zu reden verlangte/ ist von Ridolfi (nachdem er sich zuvor zu Baccio gewendt und gesprochen/ daß er sehen wolle/ was Tolosmeo von dieser Anstalt der zwey Begräbnissen sagen werde/ und Baccio die Thür aufgemacht/ daß er sich dahinter verberge) herein gelassen worden. Als nun Tolosmeo hinein kommen/ hat man ihme zu trinken gegeben/ und ihn darauf befragt/ was er von dieser Anstalt halte/ so Baccio gemacht hätte? Stracks fieng Tolosmeo an/ dem Cardinal zu bedeuten/ daß sie übel hierinnen gehandelt/ indem sie Baccio wird von einem andern Bildhauer sehr verachtet. solches Baccio bestellt und übergeben/ mit fernerem Anhang/ daß er in der Kunst unerfahren/ geitzig/ stolz und hochmütig seye. Da er nun also lang solche Untugenden erzehlet/ konte Baccio sich nicht länger enthalten/ sondern trate hinter der Thür mit einem zornigen Angesicht herfür/ und sagte zu Der aber darüber beschimpfet wird. Tolosmeo, was hab ich euch gethan/ daß ihr von mir so nachtheilig und verleumderisch redet ? Diß unverhofte erscheinen Baccii nun/ stopfte Tolosmeo alsbald den Mund/ so/ daß er nichts anders als zu dem Cardinal gesagt: Was ist das für ein Spiel mein Herr? Ich will mit keinem Pfaffen mehr etwas zu thun haben/ und gienge hiermit auch davon. Da haben die Cardinal alle anfangen zu lachen/ und Salviati zu Baccio gesprochen: habt ihr gehört/ was dieser von eurer Kunst redet/ machet ihn nun mit dem Werk selbsten zu einem Lügner.

Macht zwo Päbstliche Begräbniße ohne sonderbaren Fleiß. Baccio legte so bald seine Hand denen Bildern und Historien an/ machte dieselbe auch aus/ wiewol ohne sonderbaren Fleiß und Consideration der Pflicht/ mit welcher er diesen zween Päpsten zugethan gewesen/ sintemalen er in solchen Bildern und Historien gar wenig Kunst angewendet/ und sorgfältiger gewesen/ das Geld zu empfangen/ als in dem Marmor zu arbeiten. Welches als es die fürnemste Herren vermerkt/ und daß noch zwey Stuck Marmor übrig/ woraus beyder Päpst sitzende Bilder noch verfärtiget werden solten/ wahrgenommen/ baten sie ihn/ er solte doch hierinnen bässern Fleiß anwenden/ sinnreicher dieselbe ordiniren/ und zu Ende bringen. Weiln aber Baccio schon die gantze Summa Gelds empfangen/ brachte er listiglich eine Reise nacher Florenz aus/ dingte sich daselbst in den Dienst des Hertzogs/ alwo Baccio beneidet Michaël Angelo, und schlägt viel seiner Werke zu Stucken. ihme dann viel marmorsteinerne Bilder/ so Michaël Angelo zugehörten/ vorgegeben worden/ die Baccio aber alle in Stucken zerschlagen: weil er Michaël Angelo feind gewesen/ und dardurch ihme einen Spott zu erweisen gedacht.

Er fande auch zu S. Lorenz in dem Werkplatz des Michaël Angelo zwey marmorsteinene Bilder/ als den Hercules, wie von ihm Antheus erdrucket wird/ welche dem Hertzog von Bruder Gioanni Agnolo Bildschneidern gemacht worden/ diese begehrte er auch/ und sagte zu dem Herzog/ daß der Mönch diesen Marmor auch verderbet

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hätte/ und zerschlug ihn ebner massen in viel Stuck; diß hat er aber alles unter dem Schein gethan/ daß er solchen Marmor/ weil derselbe ihme zu den Fontagnen im Lustgarten/ wie auch zur Begräbnis des Herren Johann von Medicis, als welche er durch sein Großsprechen dem Bildschneider Tribolo aus den Händen entzogen/ tauglich/ gebrauchen müste.

Als nun Baccio an dieser Begräbnis in der Seine Werke zu Florenz. Arbeit begriffen/ machte er unter andern in Marmor die Bildnus dieses fürnehmen Herren Joan, welche aber/ ob sie gleich guten Theil färtig gewesen/ doch unausgemacht verblieben/ indem er in das vorderste Theil der Begräbnis eine Historie von halb rund/ da die Bilder ungefehr zwey Elen hoch angefangen/ woselbst gemeldter Herr Johann sitzt/ und vor ihm viel gefangene Soldaten/ auch entblöste nackende Frauen gebracht werden/ welche aber ohne einige invention oder Bewegung da stehen; bey dem andern End der Historie praesentiret sich einer/ so auf seinen Schultern ein Ferklein trägt/ mit welchem Bild/ wie man sagt/ er einen Herren/ Balthasar da Pescia genannt/ vermeinet haben solle/ weilen er demselben deßwegen feind gewesen/ daß er die zwey Bilder der Päpste Leo und Clemens zu Rom bey einem andern bestellt/ und so viel zuwegen gebracht/ daß Baccio das empfangene unverdiente Geld/ dessen er doch bedürftig war/ wieder zuruck müssen geben.

Als nun Baccio diese Begräbnis schier zu End geführet/ ist er stetigs dem Herzog Cosimo in Ohren gelegen/ wie ein herrliches Lob die Antichen mit gemachten statuen und Gebäuden hinterlassen/ und daß der Herzog denenselben hierinnen auch nachfolgen solte/ wordurch er dann denselben zu seinem Vortheil einen schönen Bau anzufangen Ordiniret die Audienz-Cammer zu Florenz. zu bereden gesucht/ der auch darauf eine offene Audienz-Kammer/ um fremde Gesandten und andere in solcher anzuhören/ aufführen lassen. Hierzu nun nahme Baccio einen Baumeister Julian di Baccio d’ Agnoli, und bracht zuwegen/ daß dieses ein Werk war von überaus großem Kosten/ anfangs zwar hat er wenig gefordert/ aber allzeit/ so oft ein Bild färtig gewesen/ darfür 500. Cronen begehrt/ worbey er dann auch sehr fleissig sich erzeigt/ seine pension oder Monatgeld richtig zu empfangen. Unter andern Bildern hat er den Herzog Cosimus gemacht/ weiln aber das Angesicht ihme ganz nicht geglichen/ und das Bild dardurch sehr geschändet wurde/ schluge er ihm das Haupt ab/ als ob er ein anders darauf machen wolte/ liesse es aber nachmals so bleiben.

Da diß Werk angefangen/ und die Bilder zum theil aus dem rauhen gehauen waren/ brachte er dem Herzog wieder was neues in den Kopf/ nämlichen Macht etliche Bilder zu S. Maria del Fiore; den Chor und hohen Altar von S. Maria del Fiore zuzurichten/ in welchem Werk sich Baccio wieder an die Marmor-Bilder gemacht/ und unter andern einen Adam und Eva verfärtiget/ und etliche Bilder hernachmals in andere verändert; Endlichen aber hat er wieder einen Adam und Eva mit großem Fleiß/ in Meinung/ mit solchem dem Volk eine Vergnügung/ wie sich selbst zu geben/ zugerichtet. Diese nun stellte er auf den Platz Bei Vasari heißt es in der Bandinelli-Vita an dieser Stelle: »unter dem Bogen, der dem Haupteingang des Chores gegenüberlag […] auf dem rings umlaufenden Sockel« (Vasari-Vita Bandinelli 2009 (dt. komment. Übers.), S. 68). Eine konkrete Ortsauszeichnung ist entsprechend schwierig; die Marmorfiguren von Adam und Eva befinden sich heute in Florenz (Museo nazionale del Bargello).Christina Posselt, 08.02.2011/ hatte

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Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Baccio Bandinelli, Schilder en Beeldtsnijder van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 150v–156r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631PZwunm].Christina Posselt, 21.07.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 347