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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 133

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Baccio Bandinelli, Schilder en Beeldtsnijder van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 150v–156r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631PZwunm].Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 342
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zu lassen/ und zu sagen/ daß die Werk/ des Andrea, wie auch der andern/ keine Zeichnung hätten/ welches/ als es Andrea zu Ohren kommen/ sagte er zu Baccio in einem freundlichen Gespräch ganz verträulich/ daß die Werke mit der Hand/ und nicht mit der Zungen gemacht würden/ und daß die Zeichnungen nit aus dem Papier/ sondern aus dem Werk selbst/ wann sie ausgemacht und dastehen/ abzunehmen seyen/ und hoffe er/ daß ins künftige Baccio mit mehrerer Höflichkeit von ihm reden werde. Weilen ihm aber Baccio ganz hochmütig und mit Schmähworten geantwortet/ konte es Andreas nicht länger erdulten/ sondern lieffe auf ihn zu/ und solte ihn wol gar umgebracht haben/ wo man nicht darzwischen gekommen wäre. Worauf dann Baccio sich hinweg begeben/ und seine Historie nach Ancona bringen lassen müssen/ allwo sie auch schier ausgemacht verblieben. Als aber Baccio wieder verreiset/ ist sie nachmalen von Raphäel vonMonte Lupo zu End gebracht/ und neben des Andreae Werke gestellet worden.

Baccio kame nach solchem wieder auf Rom/ woselbst ihm/ durch den Cardinal Giulio de Medicis, ein Bild für den Papst/ in den Palast de Medicis in Florenz/ angedingt wurde; da machte er Macht einen spielenden Orpheus. nun einen Orpheus, welcher auf seinem Instrument spielet/ und mit der Lieblichkeit Cerberum den Höllen-Hund/ versöhnet/ ja dardurch die Hölle selbst zum Mitleiden beweget. In diesem Werk folgte er dem Apollo von Belvedere zu Rom nach/ und obwolen sein Orpheus selbige action nicht verricht/ so hat er jedoch sehr eigentlich die Manier des Leibs und aller Glieder in Obacht genommen. Nachmals liesse ihn der fürnehme Cardinal Julius in seinem Hof zu Rom/ unter den Berg Mario, von stucco zwey Colossen oder Risen machen/ weiln Baccio allezeit sehr Risen zu machen geneigt war/ diese nun sind acht Elen hoch und sehr schön gewesen.

Unterweilen/ als Baccio an diesen Dingen arbeitete/ zeichnete er nebenher stets/ und machte für Marcus von Ravenna und Augustin Venetiano, Kupferstechern/ unter anderm ein großes Blat Lässt der Kindermord sehr schön in Kupfer aus gehen. vom Kinder-Mord/ worinn er viel nackende Männer/ Frauen und Kinder/ todte und lebendige/ mit unterschiedlichen actionen von Frauen und Soldaten zuwegen gebracht/ und hierinn gab er die gute Zeichnungen/ so er in den Figuren hatte/ wie auch den Verstand in Nerven/ Adern und Gliedmassen zu erkennen/ welches Werk ihn dann in ganz Europa berühmt und bekant gemacht. Er färtigte auch noch ein anders sehr schönes Modell von Holz/ desgleichen auch von Wachs/ nämlichen ein Grab für den König aus Engelland / welches aber Baccio für sich nicht ins Werk setzen können/ eh und bevor Benedictus von Rovezzano, Bildhauer/ dieses Grab in Kupfer gebracht.

Zu derselben Zeit hatte Franciscus, König in Frankreich/ noch kein Bild von Marmor/ weder Will einen bäßern Laocon machen/ als die Antichen zu Rom antich noch modern, da hat er nun durch einige Cardinaln oder Gesanden an den Papst gesucht/ eines zu überkommen. Und als die Gesanden sehr großes Gefallen an dem Laocon von Belvedere, den sie sehr hoch gepriesen/ getragen/ wurde von

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dem Cardinal von Medicis Baccio befraget: ob er sich einen so guten Laocon zu machen getraute? Worauf Baccio zur Antwort gab/ daß er sich wol einen bässern herfür zu bringen unterstünde/ weswegen ihm der Cardinal solchen anbefohlen/ Baccio machte indessen/ biß man den Marmor herbeyschafte/ einen von Wachs/ der sehr gerühmt worden/ auch einen andern von Kreid und Kolen/ also groß/ als groß der Antichen Marmor war. Wie dann der Anfang sehr wol gelungen. Wie nun aber der Marmor angekommen/ ließ ihne Baccio stellen auf das beschlossen Hauß von Belvedere, und machte fürs erst das fürnehmste von den Kindern von Laocon, und vollendete solches so/ daß der Papst und alle Kunst-verständige damit wol vergnügt gewesen/ weilen zwischen dem seinen und den Antichen sich fast kein Unterschied erwiesen/ da er aber das andere Kind und den Vatter ein wenig zuwegen gebracht/ starb der Papst/ und wurde daraus Adrianus der sechste von Utrecht erwehlet/ da kehrete Baccio mit dem Cardinal wieder nach Florenz/ allwo er denselben in der Zeichenkunst unterwiesen; Da aber Papst Adrianus Todts verfahren/ und an seine statt Clemens der Siebende kommen/istBaccioauf der Post nach Rom/ um der Crönung beyzuwohnen/ gekommen/ zu welcher er die Bildnus des Papsts halb rund verfärtiget/ vor die ihm nachmals eine eigene Wohnung und pension gegeben wurde/ da er sich dann wieder zu seinem Laocon gewendet/ und denselben erstlich von Wachs zubereitet/ da er dann an den Musculen und der Härtigkeit mit der antiche-manier überein gestimmet/ und dardurch wol zu verstehen gegeben/ was er in der Kunst vermöge. Dieser gemeldte Laocon gefiele dem Pabst also wol/ daß er solchen nach Florenz/ um daselbst in den Palast von Medicis/ zu Ende des andern Hofs/ zu stellen/ geschicket/ und dem König andere antiche-Bilder zukommen lassen. An dieser Stelle erwähnt van Mander noch die beiden Fresken der Martyrien von Cosmas und Damian bzw. Laurentius im Chor von San Lorenzo (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Baccio Bandinelli, Schilder en Beeldtsnijder van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 152v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631PZwunm]).Christina Posselt, 20.07.2011

Baccio wurde für diß und anders mehrs/ so er Wird in S. Peters Ritterschaft aufgenommen. gemacht/ von dem Papst in die Ritterschaft zu S. Peter aufgenommen. Und als er wieder nach Florenz gekehrt/ mahlte er einen heiligen Johann in der Wüsten/ wie er in der linken Hand einen Engel hält/ und mit der rechten gen Himmel weist. Dieses stellte er in seines Vatters Werkstatt/ um JohannFrancisco Rustichi seinen ersten Lehrmeister damit zu trutzen/ als der daselbst die Historie von S.Pauli Bekehrung gemahlt. Diß Stuck wurde von Baccio sehr wehrt geacht/ und auch von andern verständigen Künstlern/ nicht von wegen des colorit, weiln es zu hart und nicht wol gemacht war/ sondern wegen seiner überaus treflichen Zeichnung/ höchlich gepriesen.

Macht den Hercules auf den Plaz zu Florenz. Hernach machte er den grossen Risen Hercules, so mit Caco zu Florenz auf den Platz gestellet worden/ aus einem Marmorstein/ zehenthalb Elen hoch/ und fünf breit/ welches Werk aus Neid Michäel Angelo entzogen/ und Baccio gegeben worden/ so aber dem Volk nicht gefallen wollen/ dahero es dasselbe mit vielen Paßquillen/ die sie an das Gesäms geheft/ verspottet. Eine dieser Schmähschriften zitiert van Mander: »Doe desen steen nu wist, dat Michel Agnols const/ Hem niet doen leven mocht: maer dat hy uyt afjonst/ Van Baccij handt ghescheynt most zijn: door dit bedencken,/ Wanhopich hy hem self heeft willen dus verdrencken.« (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Baccio Bandinelli, Schilder en Beeldtsnijder van Florencen, hier zitiert nach der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 153r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631PZwunm]).Christina Posselt, 20.07.2011 Da nun Baccio seinen Risen sahe auf dem Platz stehen/ und vermerkte/ daß er am Taglicht nicht so gar wol heraus käme/ weilen die Musculen wegen ihrer Lindigkeit

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Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Baccio Bandinelli, Schilder en Beeldtsnijder van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 150v–156r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631PZwunm].Christina Posselt, 21.07.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 347