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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 73

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, Het leven van Antonello van Messina, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 104r–105r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631GVrgxO]. Die einführenden Sätze übernimmt Sandrart nicht. Durch die veränderte Gliederung der Vita steht die zitierte Grabschrift nicht am Ende der Lebensbeschreibungen wie bei van Mander; die im Schilderboek eingeschobene lange Passage zu Domenico Veneziano und Andrea del Castagno wird bei Sandrart entsprechend zum zweiten Teil der Vita Antonellos.Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 279
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sehr geliebet/ und hoch geehret worden: Dieses konte Andrea del Castagno, der aus einem Bauren-Jungen ein Mahler worden/ gar nicht leiden; sonderlich da er merkte/ daß er ihn auch in der Arbeit übertroffe/ weil er aber sehr wol heucheln/ und/ unter dem schönen Deckel eines liebreichen dem sie aber Neid/ und zulezt gar den Tod verursachet. Angesichts/ sein falsches Herz verdecken konte/ als stelte er sich ganz freundlich gegen dem aufrichtigen Dominico, der ihme deßhalben nicht allein hinwieder alle Freundschaft erwiese; sondern auch so gar die Geheimnis von den Oelfarben entdekte/ und ihn zu seinen Cammer-Gesellen aufnahme/ wurde aber mit großer Untreu und verfluchtem Meuchel-Mord belohnet: Sintemal dieser falsche Unmensch nimmer leiden konte/ daß ihm sein Wolthäter vorgezogen wurde/ und nahme sich also für/ ihne von dem Brod zu thun. Dernthalben/ als Dominico an einem Abend/ seiner Gewonheit nach/ mit seiner Lauten spatzieren ausgienge/ wolte dieser Andrea dasselbe mal nicht mitgehen/ sondern wandte für/ er müste nohtwendig etwas zeichnen/ bald aber/ als Dominico hinweg/ machte er sich ihme/ von einem andern Weg/entgegen/ und da er ihme an einem Gassen-Eck/ unbekandter Weiß/ auf den Hals kommen/ verwundete er/ die Laute durchbrechend/ ihn auf die Brust/und/ damit er seines Tods desto gewißer versichert wäre/ bald darauf auch in das Haupt/ ließ ihn also für tod liegen/ und schliche geschwind in seine Cammer/ sich wieder auf seine Arbeit setzend. Als nun die Stadt-Wächter und andere den halb-todten Dominico gefunden/ und erkant/ holeten sie geschwind seinen Cammer-Gesellen Andrea, der sich überaus kläglich wuste zu gebärden/ und sehr elendig rufte: O mein Bruder/ mein Bruder! biß der Entleibte in des Mörders Armen den Geist aufgegeben: Es bliebe auch diese schändliche Mord-That verborgen/ wie sehr man auch nachfragte/ und Kundschaft auflegte/ biß sie der Thäter selbst/ auf seinem Tod-Bett/ seinem Beicht-Vatter eröfnete/ welches in dem 49sten Jahr des Alters Antonelli geschehen. Obgemeldter Andrea hatte sonst auch/ neben seinem lasterhaften Gemüht/ diese Unart im Mahlen an sich/ daß er alle seine Gemälde ganz hart und sehr unfreundlich mahlte.ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, Het leven van Antonello van Messina, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 104r–105r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631GVrgxO]. Die einführenden Sätze übernimmt Sandrart nicht. Durch die veränderte Gliederung der Vita steht die zitierte Grabschrift nicht am Ende der Lebensbeschreibungen wie bei van Mander; die im Schilderboek eingeschobene lange Passage zu Domenico Veneziano und Andrea del Castagno wird bei Sandrart entsprechend zum zweiten Teil der Vita Antonellos.Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 279

XXII.DOMINICO GIRLANDAIO, Florentinischer Mahler.ManderInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, Het leven van Domenicus Girlandaio, Florentijnsch Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 105r–106r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631GqmMdS].Christina Posselt, 21.07.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 281
DEr Florentinische Mahler DOMINICO GIRLANDAIO, ware zu erst ein Gold- und Silber-Schmid/ übte sich aber so fleißig im Zeichnen/ daß er die seinen Laden vorbeygehende Leute alsobald so nachreisen konte/ daß sie von jedermann erkant wurden/ dernthalben er auch/ nachdem er sich auf die Mahlerey begeben/ allezeit in seine Werke viele Contrafäte einzumischen pflegte.

Seine Werke zu Florenz. Seine erste Arbeit ware eine Capelle/ für das Geschlecht des Vesputii, darinnen er das Contrafät des Americi Vesputii, welcher in Indien gefahren/ und den vierdten Theil der Welt/ welchen er entdecket/ nach seinem Namen America genennet/ wol gemahlet.

alla S. Maria Novella. Es sind die fürnehmste seiner Werke in Florenz alla Santa Maria Novella zu sehen/ nämlich die Historie von Joachim/ welcher von den Juden aus dem Tempel getrieben wird. In dieser Gesichtern

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Der verachtete Joachim. ist der Haß wider die jenige/ so ohne Kinder in den Tempel kamen/ sehr wol gebildet/ aus den Augen des Joachims aber leuchtet eine große Gedult herfür. Die im Kindbett-ligende Anna. In dem andern Gemähl ist der Jungfer Maria Geburt/ sehr fleißig gemahlet: Darinn ist zu sehen/ wie in einer/ nach der Perspectiv-Kunst/ mit schönen Verkürzungen sehr wol gemahlten/ und/ durch ein gleichfals sehr künstlich gebildetes/ und der Anschauenden Gesicht betriegendes Fenster/ erleuchteten Kammer/ die Anna ihr Kindbett hält/ und darinn von etlichen Weibern besuchet wird/ indeme eine andere die neugebohrne Maria/ mit großer Sorgfalt/ wäschet/ eine andere Wasser herbeyträgt/ die dritte die Wiege anrichtet/ das Kind selbst von der vierdten auf den Armen gehalten/ und sehr freundlich angelachet wird/ andere aber in andern Sachen beschäftiget seyn: In der dritten Tafel steiget Maria die Stiege hinauf/ worinn eine schöne Perspectiv-Kunst/ auch ein nackendes Bild/ das zu derselben Zeit sehr gepriesen worden.

Die Historie von den dreyen Weisen. Weiter ist von seiner Hand daselbst zu sehen/ die Historie von den dreyen Weißen aus Morgenland/ welche mit vielen Bildern/ Pferden/ Last-Thieren und andern Sachen ausgezieret. So dann/ der mit Der Kinder-Mord des Herodes. großem Urtheil und reiffem Verstand künstlich ausgeführte Kinder-Mord des unbarmherzigen Herodes, darinnen siehet man das Gewühl der grimmigen Soldaten und geängstigten Müttern/ welche etliche zu Pferd sitzende anrennen/ und ihre Grausamkeit in den Geberden zeigen. Eines dern Kindere ist mit einem Stich in die Kehle verwundet/ und weil es noch sterbend an der Brust seiner Mutter hangt/ als siehet man/ neben dem Blut/ die Milch aus der Wunde fließen/ welches mit solcher Kunst ausgebildet/ daß/ wo auch die Mitleidigkeit gar in eines Menschen Herzen tod begraben wäre/ sie sich doch/ durch Anschauung dieses Gemäldes/ wieder müste aufwecken lassen. Ein anderer Soldat hat ein Kind seiner Mutter genommen/ dene dieselbe bey den Haaren von hinten erwischt/ und sich mit solcher Gewalt an ihne henkt/ daß sein Rucken so krumm als ein Bogen gezogen ist/ der Soldat aber drucket das Kind/ mit erschrecklicher Grausamkeit/ auf seiner Brust zu todt. Darinnen siehet man sehr verständig vorgestellet die Angst und Schmerzen des durch todtdrucken sterbenden Kindes; den Zorn des so hart gezogenen und sich an dem Kind voll Grausamkeit rächenden Soldatens; und dann den Herzens-Brast der ihr Kind ersticken sehenden Mutter/ welche sich in rasendem Eyfer an dem Mörder rächen/ und eine solche Grimmigkeit nicht ungestraft lassen will: Alles mit solcher fürtreflichen Klugheit gebildet/ daß es so wol einen guten Philosophum, als einen ungemeinen Mahler entdecket.

Das Leben des Tauffers Johannis. Ferner hat er an bemeldtem Ort gemacht das Leben des Tauffers Johannis. Bey dessen Geburts-Historie etliche Nachbarinnen die im Bett liegende Elisabeth besuchen/ dern eine zu der Warterin gehet/ und gleichsam mit lachendem Mund von ihr das Kind fordert/ um dasselbe den andern Weibern zu zeigen/ damit sie sich zusammen verwundern könten/ über eine bey so hohem Alter ganz ungewöhnliche Geburt: Eine andere auf Florentinische Weise

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Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, Het leven van Domenicus Girlandaio, Florentijnsch Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 105r–106r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631GqmMdS].Christina Posselt, 21.07.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 281