TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 57
Von den ersten Fünf Italienischen Mah-
lern/ unter den modernen.
Wiedergeburt der Mahl-Kunst in Italien/ Anno 1240. I. GIOANNI CIMABUE, Mahler zu Florenz. Dessen Kindheit. Griechische schlechte Mahlere bringen die Kunst in Italien. Cimabue übertrift diese seine Lehrmeistere. Verlegt sich auf das Conterfeyen. Seine Werke zu Florenz. Zu Pisa. Seine Grab-Schrift. Giotto wird sein Lehrjünger/ und verdunkelt desselben Ruhm. II. ANDREA TAFFI von Florenz. Das Mosaikische Glas-Werk bringen die Griechen in Italien. III. GADDO GADDI, Florentinischer Mahler/ arbeitet wol in Mosaik/ zu Florenz/ Rom/ und andern Orten. IV. MARGARITON, Mahler/ Bildschneider und Baumeister. Erfande den Gebrauch/ die Tafeln mit Tuch zu überspannen/ und mit Blätlein-Gold zu vergulden. Seine Grab-Schrift. V. GIOTTO, Mahler/ Bildschneider und Baumeister/ eines Bauren Sohn bey Florenz/ war in der ersten Jugend ein Schafhirt. Wird von Cimabue nach Florenz geführet und unterwiesen/ von dem Poëten Dantes geliebet. Seine schöne Mahlerey zu Assisi, der Gehorsam und die Verschwiegenheit/ wie auch die Mäßigkeit und andere Tugenden/ samt der Armut. S. Francisci Himmelfahrt. Und ferner zu Pisa die Historie von Hiob. Er ziehet eine Rundung zur Zeichnung. Wird vom Papst Benedicto IX. Darunter ist Benedictus <Papa, XI.> zu verstehen. nach Rom beruffen und geehret. Macht das Schif in St. Peters Vor-Hof. Und mehr schöne Werke zu Avignon und an andern Orten. Kommt nach Neapels, und daselbst in große Würde bey König Roberto. Seine kluge Scherzhaftigkeit. Mahlet das Neapolitanische Königreich. Florenz gibt ihm Ehr und Unterhalt. Er ässet seinen Meister mit einer gemahlten Fliege. Seine Grab-Schrift.
ManderInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S.11):
Mander, Schilderboek, Van Ian Cimabue, Florentijns Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 94r f. [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631ERD6ww].Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 263NAchdem Italien/ von den greulichen Kriegen und grausamen Blutstürzungen/ neben seinem Wolstand/ alle gute Künste/ und damit Wiedergebuhrt der Mahl-kunst in Italien/ Anno 1240. auch die Mahler-Kunst verlohren/ und nun lang keinen guten Mahler gehabt/ kame dieselbe/ als aus dem Grabe/ wieder hervor Anno 1240. da sie gleichsam wieder gebare/ ein Florentiner I. GIOANNI CIMABUE, Mahler zu Florenz./ Namens GIOANNI, zugenant CIMABUE, aus einem Adelichen Geschlecht selbiger Zeit.
Diese kanonische Schilderung der Wiedergeburt der Kunst nach dem Mittelalter reflektiert Sandrart in der Schilderung seines eigenen Lebenslaufs (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 3). Auch hier wird die Wiedererweckung der durch den (Dreißigjährigen) Krieg darniederliegenden Künste beschrieben und Sandrart – ebenfalls aus adeligem Geschlecht seiner Aussage nach – sei es vergönnt, einen Neuanfang der (deutschen) Kunst zu begründen; vgl. Salviani 1976, S. 765 f. Weil man schon in seiner Jugend gute Vernunft spürte/ als wurde er fleißig zur Schul gehalten: Daselbst er aber/ weil die Natur ihn zu andern Sachen triebe/Männlein/Pferde/ Dessen Kindheit. und Häuser auf sein Schreib-Papyr zu machen begunte/ und damit viel Zeit verbrachte.
Griechische schlechte Mahlere bringen die Kunst in Italien. Es fügte sich aber/ daß/ durch den obersten Regenten der Stadt Florenz/ etliche Griechische Mahlere beschrieben wurden/ welche die nicht verirrte/ sondern ganz verlohrne Mahler-Kunst wieder herfür bringen solten. Wie nun diese in einer Kirche
arbeiteten/ verließ Cimabue öfters die Schul/ und sahe ihnen ganze Täge zu: wodurch sein Vatter bewogen wurde/ ihn diesen Mahlern in die Lehr zu geben/ in Hofnung/ daß er/ wie dann geschehen/ in dieser Kunst möchte fürtreflich werden. Er hatte Cimabue übertrift diese seine Lehrmeistere. kurze Zeit gelernet/ da thäte es der Jünger seinen Meistern bevor/ die in ihrer Weise verharreten/ und nicht weiter zu suchen begehrten/ übertraffe sie hoch in der Zeichen-Kunst/ und verbässerte in seiner Arbeit ihre Griechische plumpe Manier/ die damals üblich/ und von der alten berühmten Griechischen Mahlerey weit unterschieden war.
Also begunte er seine Vatter-Stadt/ mit seinem Namen und durch seine Arbeit höchlich zu zieren/ in unterschiedlichen Orten/ mehrertheils aber Verlegt sich auf das Conterfeyen. in Kirchen. Er zeichnete auch etliche Angesichter nach dem Leben/ dessen man damals nicht gewohnet war. Seine Sachen waren nicht/ wie seiner Meistere ihre/ gezogen und hart; sondern mehr vertrieben und lieblich/ so wol im Gewand als nackend. Viel Historien und Bilder/ auf Holz/ mit Eyer und Leimfarben/ wie auch auf Mauerwerk in nassen Kalk/ sind noch in Florenz von ihme
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S.11): Mander, Schilderboek, Van Ian Cimabue, Florentijns Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 94r f. [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631ERD6ww].Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 263