TA 1675, II, Buch 1 (antike Künstler), S. 32
Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10): Mander, Schilderboek, Van Appelles, Prince der Schilders, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 76v–82r [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63klvXmDK]. Sandrart ändert die Abfolge der bei van Mander gegeben Informationen.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 231
dieses Zugs überwunden hätte: Ergriefe gleichwol den Pinsel noch einmal/ und durchschnitte mit einem neuen Riß/ und einer andern Farbe/ die zwey erste so künstlich/ daß er unmöglich fürtrefflicher gemacht werden mögen/ dabey seinen Abschied nehmend. Protogenes, als er wieder heimkommen/ erkannte den Obsieg dieses Meisters/ und eilete sobald dem See-Hafen zu/ um den Apelles freundlichst zu empfangen/ und mit ihme eine vertrauliche Freundschaft zu schliesen/ wie auch erfolget.
Diese Tafel ist von ihnen beyden/ zu ewiger Gedächtnis/ und großer Verwunderung der jenigen/ welche die Zeichen-Kunst verstehen/ unverändert aufbehalten/ nachgehends/ in des Caesaris Palast/ nach Rom/ gebracht/ und/ samt dem Palast/ durch eine unversehene Feuers-Brunst/ daselbst eingeäschert worden. Plinius, der sie/ (wie er selbst meldet) sehr oft gesehen/ und mit großer Verwunderung betrachtet/ beschreibet sie sehr groß/ und daß sie geschienen habe/ als ob nur ein rauhes/ leeres Tuch/ unter allen köstlichen Gemälden hienge/ weil man in die Weite nicht habe sehen können/ daß etwas darauf gemahlet wäre/ sie seye aber doch höher/ als alle andere Gemälde/ gehalten worden/ ob schon nur drey gar dünne/ und fast unsichtbare Riße darauf gemahlet gewesen.
Meine Meinung hiervon zu entdecken/ halte ich nicht darfür/ daß es schlechte gezogene Linien/ wie viele der Kunst Unverständige vermuhten/ sondern Was des Apelles Linie seye. vollkommene Umriße gewesen seyen/ etwan von einem Angesicht/ Arm/ Fuß in profil, oder sonst eines Dinges/ die mit dreyerley Farben einander künstlich durchschnitten/ welches Plinius, als der Kunst unerfahren/ spalten oder zertheilen/ nennet/ auf solche Weise/ wie auch noch heutiges Tages viele Gelehrte unverständig von unsren Kunst-Werken reden und schreiben. Und diese meine Meinung bekräftige ich aus dem Plinio selbst/ wann er zeuget/ daß die Kunst-Verständige sich höchlich über diese Riße verwundert hätten/ welches sie über schlechte einfache Linien nicht würden gethan haben/ ja so fürtrefliche Meistere selbsten würden über bloße Linien nicht in einen Wett-Streit gerahten seyn/ da ja wol mancher Schulmeister/ Schreiber/ oder anderer/ so niemals einen Pinsel angerühret/ vermittelst des Linials/ eine gerade Linie würden ziehen können/ worüber sich Kunst-Verständige nicht so hoch verwundern dörften/ aber wol über einen artigen und Kunst-reichen Umriß/ der mit verständiger Behändigkeit/ von freyer Hand/ gezogen wird/ als worinn meistentheils das fürnehmste Stuck der Zeichen-Kunst bestehet.
Neben diesem schliese ich auch/ daß der bekandte Lehr-Spruch des Apelles:
Nulla dies sine linea:ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10):
Mander, Schilderboek, Van Appelles, Prince der Schilders, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 76v–82r [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63klvXmDK].
Sandrart ändert die Abfolge der bei van Mander gegeben Informationen.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 231
Für die deutsche Nachdichtung dieser Verse dürfte Sigmund von Birken verantwortlich gewesen sein, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag und der die sprachliche Abfassung der Teutschen Academie maßgeblich beeinflusste (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163). Van Mander gibt die Verse auf Niederländisch wieder (vgl. Mander, Schilderboek, Van Appelles, Prince der Schilders, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 78v [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63klvXmDK]).Apelles hat allzeit vor einen Riß gemacht/
Eh um die Abends-Zeit den Tag vertrieb die¶ Nacht.BirkenInformat. zur Quellenmarkierung
Für die deutsche Nachdichtung dieser Verse dürfte Sigmund von Birken verantwortlich gewesen sein, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag und der die sprachliche Abfassung der Teutschen Academie maßgeblich beeinflusste (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163). Van Mander gibt die Verse auf Niederländisch wieder (vgl. Mander, Schilderboek, Van Appelles, Prince der Schilders, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 78v [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63klvXmDK]).
ManderInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10):
Mander, Schilderboek, Van Appelles, Prince der Schilders, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 76v–82r [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63klvXmDK].
Sandrart ändert die Abfolge der bei van Mander gegeben Informationen.nicht von einfachen Strichen oder Linien/ sondern vollkommnern Umrißen und Gemälden zu verstehen sey. Es erhellet aber daraus seine große Liebe zu der Kunst/ und beharrlicher Fleiß/ indem er nicht einen Tag/ ohne nuzliche und kunstreiche Arbeit/ hat wollen vorbey gehen lassen/ wie viel und groß
auch seine andere Geschäfte waren. Neben oberwehntem Protogenes, schäzte er auch noch zween andere selbsten über sich/ nämlich den Amphion und Asclepiodorum, in den Ordonanzien/ und in der guten proportion, welche sie in ihren Werken hielten. Einsmal hat (nach Plutarchi Aussage) ein schlechter Mahler ihm sein Werk gezeiget/ und dabey gerühmet/ daß er dasselbe sehr geschwind Verlachet die unvernünftige Geschwindigkeit. verfärtiget: Deme hat Apelles zur Antwort gegeben: Was ihr saget/ hätte ich wol/ ohne euer Offenbarung/ aus dem Werke sehen können/ und wundert mich/ daß ihr nicht sehr viel dergleichen Stucke bey Handen habt.
Wie künstlich aber auch immer Apelles ware/ so ist er doch dabey nicht eigensinnig und einbildisch Höret gerne andere von seiner Arbeit judiciren. gewesen/ sondern hat gerne andrer/ auch wol gemeiner Leute/ Urtheil und Gedanken/ von seiner Arbeit/ angehöret/ auch dieselbe seinem eignen vorgezogen/ wann er vernommen/ daß ein solch frembdes Urtheil vernünftiger ware: Wie er dann gewohnt gewesen/ daß/ wann er ein Stuck färtig gehabt/ er solches unter die Galeria oder den Spatziergang seines Hauses gestellet/ und sich heimlich darhinter verborgen/ um die Fehler/ welche einer oder der andere daran tadeln möchte/ zu erkundigen/ und/ so sie also beschaffen wären/ zu ändern. Dannenhero ist es geschehen/ daß er einsmal eine/ seiner neugemachten Tafeln/ worauf/ etlicher Meinung nach/ eine nackende Venus gebildet gewesen/ ausgestellet/ als nun ein Schumacher vorbey gienge/ und befande/ daß an einem Schuch zu wenig Riemen gemacht waren/ derentwegen/ nach selbiger Zeit Manier/ er nicht konnte zugeknüpfet und gebunden/ also auch nicht getragen werden/ hat er solches daran getadelt: Apelles, obwol er eines hohen Verstands ware/ hörte doch den Schuster gedultig urtheilen von Sachen/ die sein Handwerk angiengen/ und deren Verstand er hatte/ veränderte auch/ weil er die Aussage wahr befande/ alsobald/ was er getadelt/ und stellte die Tafel des andern Tages wider heraus. Der Schumacher/ als er sahe/ daß der berühmte Künstler seiner Meinung gefolget/ wurde darüber hoffärtig/ und tadelte nun auch/ daß der Fuß nicht nach dem Leben gebildet wäre. Hie konte Apelles nimmer schweigen/ weil er verachtete/ was er nicht verstunde/ und meistern wolte/ was seinen Verstand und Handwerk überstiege/ Gibt Anlaß zum Sprüch Wort: Ne sutor ultrà crepidam. schalte ihn deßhalben/ und sagte; Er solte sich nicht unterstehen/ über andere Sachen/ als von Pantoffeln zu judiciren/ woraus hernach das bekandte Sprüch-Wort erwachsen:
Ne sutor ultrà crepidam.ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10):
Mander, Schilderboek, Van Appelles, Prince der Schilders, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 76v–82r [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63klvXmDK].
Sandrart ändert die Abfolge der bei van Mander gegeben Informationen.
Für die deutsche Nachdichtung dieser Verse dürfte Sigmund von Birken verantwortlich gewesen sein, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag und der die sprachliche Abfassung der Teutschen Academie maßgeblich beeinflusste (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163). Van Mander gibt die lateinische Sentenz in einem Satz auf Niederländisch wieder (vgl. Mander, Schilderboek, Van Appelles, Prince der Schilders, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 78v [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63klvXmDK]).Der Schuster bleib bey seinem Leist/
Sonst man ihn einen Narren heist.BirkenInformat. zur Quellenmarkierung
Für die deutsche Nachdichtung dieser Verse dürfte Sigmund von Birken verantwortlich gewesen sein, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag und der die sprachliche Abfassung der Teutschen Academie maßgeblich beeinflusste (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163). Van Mander gibt die lateinische Sentenz in einem Satz auf Niederländisch wieder (vgl. Mander, Schilderboek, Van Appelles, Prince der Schilders, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 78v [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63klvXmDK]).
Ist sehr leutselig.ManderInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10):
Mander, Schilderboek, Van Appelles, Prince der Schilders, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 76v–82r [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63klvXmDK].
Sandrart ändert die Abfolge der bei van Mander gegeben Informationen.Apelles ware auch sehr leutselig und von guten Gesprächen/ weßwegen ihne auch der Große Monarch Alexander sehr geliebet/ und sehr oft in seiner Werkstatt besuchet. Einsmal erzehlte dieser König etwas von Kunst-Sachen/ nicht mit füglichen und geziemenden Worten/ da tadelte denselben Apelles sehr höflich/ und sagte: Eure Majestät reden nicht allzulaut/ damit dieselbe/ meine/ in dem nechsten Zimmer/ die Farb-reibende Schuler/ nicht also reden hören/ und derhalben auslachen: So artlichManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10):
Mander, Schilderboek, Van Appelles, Prince der Schilders, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 76v–82r [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63klvXmDK].
Sandrart ändert die Abfolge der bei van Mander gegeben Informationen.