TA 1680, Iconologia Deorum, S. 179
IV Buch Aeneidos an der Dido weiset/ wann er sagt:
zu reden/ hält sie still/ und dämpfft ihr¶ Wort.
Warum Amor geflügelt. Geflügelt aber ist er darum/ weil die Liebhaber die leichtsinnigste und wandelbarste Menschen sind/ wie bey dem Virgilius an der Dido zu sehen/ die nach kurtzer Zeit denjenigen/ welchen sie gantz inbrünstig geliebt hatte/ mit tödtlichem Haß verfolget/ wie solches Terentius in der Comödia/ Eunuchus genannt/ also ausgedruckt hat:
Suspiciones, inimicitiae, induciae:
Bellum, pax rursum
Freundschafft/ Stillstand/ Streit und Frie-¶ de/ Fried/ und leichtlich wieder Streit.
Dannenhero Franciscus Petrarcha/ nachdem er in einer langen Rede/ an einem Orte/ die mancherley Liebs-Affecten erzehlet/ also schließet:
Est audax, eadem magni est & ple-¶ na timoris;
Paullum dulcis habet,multum com-¶ miscet amari.
Kühn seyd ihr/ und müst doch in lauter¶ Furchten schweben;
Ihr habt nicht viel von süsser Freud/
doch desto mehr von bittern Leid.
Warum Amor Pfeile führe. Die Pfeile führt er/ entweder weil er denselben gleich geartet/ als die gantz ungewiß und schnell sind/ auch nicht allezeit treffen/ dahin sie gerichtet; wie wir ein Gleiches von den Verliebten gemeldet/ die ihren Sinn geschwind verändern/ auch nicht allezeit dahin kommen/ wohin sie zu kommen vermeinen: Oder dieweil/ wie der Pfeile scharff und spitzig sind/ also rühre und durchbohre auch der Stachel deß Gewissens/ nach begangenen Liebes-Sünden/ die Seele/ so nach verübter That endlich innen wird und empfindet/ daß sie übel gethan: oder aber es deuten solche Pfeile deß Liebes-Gottes auf die gähe Ankunfft desselben in uns/
zumalen die Menschen öffters auch vom ersten Anblick/ ohne einigen vorgefassten Willen/ durch deß beschauten Dinges Schönheit wunderbarlich Wird auch mit einem Donnerstrahl vorgestellet. entzündet werden. Dahin auch der jenige gezielt zu haben scheinet/ welcher dem Cupido den Donnerstrahl in die Hände gegeben/ wie in Curia Octaviae zu sehen war/ dessen Bildnus Urheber/ wie Plinius schreibet/ niemand bekannt gewesen. Man hielte aber glaubwürdig darvor/ daß Alcibiades der Griechische Fürst von solcher Gestalt und in dem Alter gewesen/ als auf dessen Schild der Liebes-Gott also abgebildet ware/ anzudeuten/ daß/ gleichwie Jupiter/ der Oberste unter den Göttern/ allein den Donnerkeil führet/ also dieser an Schönheit alle Menschen weit übertreffe. Jedoch könnte man vielleicht auch sagen/ es habe dem Meister desselben Bildes bedüncket/ dem Liebes-Gott sey nicht genug/ wann man seine Kräffte ausbilden wolle/ eine Fackel zuzueignen/ sondern vielmehr einen Donnerkeil in die Hand zu geben/ weil derselbe nicht allein das verbrenne/ so leichtlich Feuer fänget/ sondern auch die jenigen Dinge alsbald anzünde/ so sonst schwerlich vom Feuer ergriffen werden mögen/ auch alles durchdringe/ zerbreche/ und zersplittere/ was er berühret/ ja ob es wol die härteste Dinge sind/ so durchdringe er doch dieselbe mit unglaublich-wunderbarer Geschwindigkeit: welche Dinge insgesamt sich auf die Kräfften deß Liebes-Gottes appliciren lassen: wie solches sehr schön vom Propertio in Elegia lib. II also beschrieben wird:
Nonne putas miras hunc habu-¶ isse manus?
Hic primum vidit sine sensu vive-¶ re amantes,
Et levibus curis magna perire¶ bona.
Idem non frustra ventosas addidit¶ alas,
fecit &humano corde volare¶ Deum:
Scilicet alterna quoniam jactamur¶ in unda,
Nostraque non ullis permanet¶ aura locis.
Et meritò hamatis manus est arma-¶ ta sagittis,
Et pharetra ex humero Gnosia¶ utroque jacet:
Ante ferit, quoniam,tuti quam cer-¶ nimus hostem,
Nec quisquam ex illo vulnere¶ sanus abit.