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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 631 [eigentlich 136]

Diese hinsichtlich der Bindung und vom Text her zwischen den Seiten 135 und 137 befindliche Seite trägt die Nummer 631 (anstelle von 136), wobei es sich offensichtlich um einen Satzfehler handelt.Anna Schreurs, 04.06.2009

Linke Spalte

Der Minerven Flor/ Schleyer/ oder Talar. Flor oder Schleyer aber war eine Kleider-Art/ die man der Götter Bildnussen anzuziehen pflegte/ der hatte/ wie Luctatius/ deß Statius Ausleger/ schreibet/ keine Ermeln/ war weiß/ aber mit übergüldeten Bullen gezieret/ welche die edlen Matronen mit eignen Händen machten/ und allezeit übers dritte Jahr zu opffern gewohnt waren. Es ward aber solcher Flor oder Schleyer bey den Atheniensern/ deren Schutz-Göttin die Minerva war/ gebraucht/ und hiesse man gemeiniglich das Kleid also/ welches sie zu Athen dieser Göttin alle fünff Jahr/ mit öffentlichen Ceremonien/ heiligten; Obwol Svidas schreibet/ es sey kein Kleid/ sondern ein Segel eines Schiffs gewest/ welches man auf gewissen/ dieser Göttin zu Ehren verordneten Festtägen/ mit grossem Pomp ausrüstete.

Talar der Minerva geopffert. Es pflegten aber auch die Alten dieser Göttin einen Talar/ oder wie ichs nennen mag/ ein dergleichen Ober-Kleid zu opffern/ wann sie in grosser Gefahr stunden/ und mit dieser Göttin sich versöhnen wollten. Dannenhero die Hecuba beym Homerus/ (nachdem sie deß Heleni Sohns und Wahrsagers Raht gepflogen/ und die Trojaner von den Griechen in ihrer Ringmauer eingeschlossen sahe) aus ihren kostbarsten Kleidern/ einen dergleichen Talar auserlesen/ welchen sie/ nebst etlichen der edelsten Matronen/ die sie zu Gefärten mit ihr genommen/ in den Pallas-Tempel gebracht/ und selbiger Göttin/ durch deß Antenors Gemahlin Theano opffern lassen: als welche damahliger Zeit alle Trojanerinnen einmühtiglich zu ehren pflegten/ und also die Göttin inbrünstig baten/ ihnen gnädig zu seyn. Welches Virgilius/ im ersten Buch Aeneidos, sehr schön ausgedruckt/ wann Er erzehlet/ daß es an den Wänden/ in dem Tempel der Juno/ der zu Carthago erbauet war/ abgeschildert gewesen/ dieses Inhalts:

Interea ad templum non aeqvae Pal- ladis ibant
Crinibus Iliades passis, peplumque ferebant,
Suppliciter tristes, & tunsae pectora palmis.
Immittelst sahe man/ wie die Trojanerin- nen/
Mit gantz zerstreutem Haar/ und hochbe- trübten Sinnen/
In langen Schauben zu den Tempel zogen hin
Der Pallas auferbaut/ mit höchstbetrüb- tem Sinn.
Sie schlugen auf die Brust/ Sie rissen aus die Haare/
Sie giengen ungestalt in erbarem Tala- re/
Rechte Spalte
Und kratzten das Gesicht mit Nägeln grimmiglich/
Daher die Göttin auch von ihnen wandte sich.

Auf diesen Talar der Minerva pflegten die Athenienser mit der Nadel den Enceladus/ oder einen andern aus den Riesen zu sticken/ den/ wie man sagte/ die Minerva umgebracht haben solle: wiewol sie auch unterweilen einige tapffere und berühmte Kriegs-Helden darauf auszubilden pflegten. Enceladus aber praesentirte am obern Theile deß Leibes einen Menschen/ und unten eine Schlange. Von gleichmässiger Gestalt sollen auch/ wie die Riesen. Poeten dichten/ die Riesen gewesen seyn/ welche die Götter zu bekriegen sich unterfangen haben. Deß Commodus Grausamkeit. Dannenhero Svidas vom Kayser Commodus/ dem grausamen und greulichen Tyrannen/ erzehlet/ er habe Hercules/ deß Jupiters Sohn/ genennet seyn wollen/ und deswegen auch bisweilen eine Löwenhaut angezogen/ eine Keule in die Hand genommen/ und also im Schertz viel Menschen darmit umgebracht. Und damit es das Ansehen hätte/ als ob er für die Götter stritte/ ließ er diesen elenden Menschen ihre Beine gantz krumm und gleich den Schlangen drehen/ umb dardurch die Riesen vorzustellen/ worauf er sie endlich am gantzen Leibe und allen Gliedern mit seiner Keule zermörselt.

Apollodorus schreibet/ daß die Riesen scheußlich anzusehen gewesen/ lange biß auf die Schulder herabhangende Haare gehabt/ und Bedeutung der Riesen. den Bart auf der Brust aufligend getragen. Ihre Unter-Theile geben uns zu verstehen/ daß leichtfertige Menschen und Gottes-Verächter niemaln etwas löbliches/ erbares und gerechtes/ sondern in allem ihrem Thun das Widerspiel zu verrichten pflegen. Deßwegen sie nicht unbillig den Schlangen verglichen werden/ die sich aus dem Staube oder von der Erden nicht emporheben/ weniger aber gerade einher gehen können/ sondern sich hin und her krümmen und bewegen müssen. Diese bringet/ wie man sagt/ die Minerva um/ dann sie allzeit in der Finsternus der Unwissenheit herumb irren/ und die Augen niemahls empor heben/ das Göttliche Liecht zu beschauen/ so denen vorleuchtet/ die nach dem herrlichem und ewigem Leben streben: und dieses deutet den Beystand und die Gunst an/ wormit die Minerva die jenigen würdiget/ so Sie umb Hülffe ersuchten und anrufften/ dergleichen Perseus und Bellerophon gewesen zu seyn erzehlet werden/ der von selbiger das geflügelte/ gezähmte und zum reuten beqvämte Pferd Pegasus erhalten/ sich drauf gesetzet/ und das greuliche Wunderthier Chimaera umbgebracht.

Dannenhero bey den Corinthiern/ wie Pausanias in Corinthiis erzehlt/ ein höltzern Bild ware/ dessen Angesicht/ Hände und Füsse