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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 127

Linke Spalte

möchte/ aufs beste schützen kan; auch durchgehends in seinen Verrichtungen/ die sein Fleiß zu wegen bringet/ vortrefflich gläntzet/ Schild der Minerva. und einen hellen Strahl von sich giebt. Sonsten kan das Gold im Schild der Minerva auch auf den Göttlichen Glantz deuten/ der/ vermittelst seines Strahls/ deß Menschen Geist erleuchtet; weil von demselben der Verstand und die Weißheit in die Menschen einzufliessen pfleget.

Wie die Minerva geboren worden. Man sagte auch ehedessen von der Minerva/ wie insonderheit Pausanias in Atticis erzehlet/ sie seye aus deß Jupiters Haupte entsprossen; dann als Vulcanus mit einem Diamantinen Beile deß Jupiters Haupt zerspalten/ solle die Minerva/ ohne Zuthun einer Mutter/ daraus entsprungen seyn; dardurch anzudeuten/ daß die Krafft der verständigen Seelen im Gehirn ihren Aufenthalt habe/ und ihren gantzen Ursprung von dem Göttlichem Gemühte/ welches der Jupiter vorbildet/ her habe; sintemahl alle Weißheit von Gott ist/ und von dem Munde deß Höchsten ausgehet/ keinesweges aber ihre Ankunfft von diesen unteren Dingen/ als welche durch die Juno vorgebildet werden/ genommen habe/ oder noch nehmen könne. Martianus Capella aber sagt/ die Minerva werde darumb gedichtet ohne Mutter gebohren zu seyn/ weil die Weiber weder Verstand noch Klugheit in sich hätten; worinnen er dem Aristoteles folget/ der in Ethicis schreibet/ daß die Weiber keines Rahts oder Verstands fähig seyen.

Haupt der Minerva mit einem Helm. Das Haupt der Minerva hatten die Alten mit einem Helm bedeckt; dardurch anzudeuten/ es pflege ein verständiger Mensch seinen guten Raht nicht einen iedwedem gleich ohne Unterschied mitzutheilen/ auch nicht immer zu reden/ also/ daß er von allen gleich verstanden werde; dann ihm an deme genüget/ daß Seine Worte von seines gleichen mögen gefasset werden/ ob er schon den andern Leuten lauter dunckele Rähtsel vorzubringen scheine. Dannenhero die Egypter im Vorhof deß Tempels der Isis/ (welche eben auch die Minerva war) den Sphinx zu setzen in Gewonheit hatten; Wiewol solches auf die Geheimnissen der Religion kan gedeutet werden/ als die unter heiligen Dingen verborgen werden sollen/ damit sie nicht von dem gemeinem rohen Hauffen gleich verstanden werden/ sondern gleichsam als die vom Sphinx ihnen vorgegebne Rähtseln unerkannt und verborgen bleiben möchten.

Warum der Sphinx vor der Minerva Tempel gesetzet worden. Pausanias in Atticis bezeuget/ daß zu Athen ein Bild der Minerva gestanden/ an dessen Spitze oder Obertheil deß Helms ein Sphinx zu sehen gewesen/ der Helm aber sey zu beyden Seiten von Greiffen gehalten worden/ Greiffen. die an Köpffen und Flügeln den Adlern gleich gewesen/ im übrigen aber Löwen-Gestalt sollen

Rechte Spalte

gehabt haben. Diese Thiere sollen (dafern einigen Scribenten zu glauben/ dann Plinius Arimaspi ein Einäugigs Volck. in seinem X Buche es vor ein Gedicht hält/) in Scythien zu finden seyn/ und mit den Arimaspis/ so nur ein Auge haben/ deß in ihrer Verwahrung habenden Golds halber/ in stetigem Streite leben. Woraus wir zu sehen und zu lernen haben/ wie sorgfaltig wir unsers Verstandes wahrzunehmen/ wofern wir dessen/ durch die hereinbrechende Arimaspier/ nicht beraubet werden wollen.

Unterweilen pflegten die Alten auf der Minerva Helm auch wol einen Hahn zu setzen/ dergleichen bey den Eleern/ in einer Statua/ vom Phidia aus Gold und Helffenbein gemacht/ zu sehen gewesen/ welches Pausanias auf die im Krieg benöhtigte Kühnheit deutet/ sintemahl der Hahn sich sehr Kühn erweiset: wiewohl mans auch auf die Wachsamkeit ziehen könte/ welche einem tapffern und verständigen Kriegs-General billig beywohnen soll: dann die Minerva von den Alten sowol den Kriegs- als Fridens-Künsten vorgesetzt/ und deßwegen gewaffnet ausgebildet worden. Es melden auch die Fabeln/ daß Minerva den Riesen Pallas getödtet habe/ von dem sie/ nach Pallas. etlicher Meinung/ den Nahmen Pallas auch angenommen haben soll: Andere aber wollen daß sie ὰπὸ παλλεῖν τὸ δόρυ, das ist/ vom Schwingen der Lantzen/ also genennt worden/ Palladium dann ihr Palladium die Lanze zu schwingen/ und die Augen zu bewegen schiene. Es war aber dieses Palladium der Pallas oder der Minerva Bildnus/ welches/ nach der Alten Vorgeben/ solle vom Himmel herabgefallen seyn; und dieses stunde zu Rom im Tempel der Vesta/ allda es mit solchem Fleiß verwahret ward/ daß niemand es auch nur anzusehen/ geschweige dann zu betasten/ sich dahin verfügen dorffte/ ausgenommen einer Jungfrauen oder Nonnen/ derer die Aussicht darüber anvertrauet war.

Eben diese ist auch Tritonia genennt worden/ entweder von einem Libyschen Pful/ dessen Warum die Minerva Tritonia genennet worden. Tochter sie/ nach etlicher Meinung/ seyn soll; vielleicht darum/ weil sie zu erst daselbst gesehen worden/ oder/ weil drey Theil oder Stücke der Weißheit sind/ nämlich das Gegenwärtige kennen/ was künfftig ist zuvor sehen/ und sich deß Vergangnen erinnern: oder weil ein weiser Mann drey absonderliche Amts-Verrichtungen hat/ nämlich gute Rahtschläge geben/ recht urtheilen oder richten/ und gerecht handeln. Was sonst noch zur Erklärung dieses Namens dienen möchte/ übergehen wir darumb mit gutem Vorbedacht/ weil es zu unserm Vorhaben nicht dienlich/ wie auch das Worher die Minerva diesen ihren Namen bekommen. jenige/ daß die Minerva den Namen habe entweder à monendo, das ist/ vom Erinnern/ dann die Weißheit uns iederzeit unsers Amts erinnert; oder à minuendis eorum viribus, qvi se sapientiae studiis dediderunt, das ist/