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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 123

Linke Spalte

Mahlzeit genossen zu haben/ als dieselbe gewesen.

Allhier kan ich auch eine andere Opffer-Art mit Stillschweigen nicht übergehen/ die vielleicht nicht weniger ungereimt und lächerlich/ als gottloß und schändlich die obige gewesen/ welche zwar auch seinen Ursprung von deß Hercules Wollust hergenommen/ dieselbe nun geschahe/ wie Svidas erzehlet/ auf solche Weise: Der Ochs/ der dem Hercules aufgeopfert werden solte/ liefe darvon: wann alsdann nichts vorhanden war/ das man opffern Warumb man dem Hercules ein Opffer von Aepfeln gebracht. konte/ nahm man einen Apffel-Baum/ ließ unten vier abgestumpte Aeste daran/ an statt der Füsse/ und vornen oberhalb zween an statt der Hörner/ und diesen pflegte man/ in Gestalt deß Ochsen/ dem Hercules aufzuopffern. Julius Pollux aber gedenckt im ersten Buch/ daß man dem Hercules in Boeotia von Aepffel-Früchten geopffert/ welches darum geschehen: als einsten ohngefehr ihm ein Widder geopffert werden sollen/ seye der Fluß Asopus dergestalt angeloffen/ daß er nicht Deß Hercules Statua im Pantheon zu Rom/ hatte drey Aepffeln in der rechten Hand. darüber zu bringen gewesen/ da haben die Priester einen schönen reiffen Apffel an statt deß Widders genommen/ ihm vier Spähnlein/ an statt der Füsse/ und zwey an statt der Hörner eingesteckt/ und auf solche Weise vor den Widder geopffert; Dahero nachgehends bey den Thebanern und Boeotiern diese Gewonheit verblieben und beobachtet worden.

Dieweil aber nicht geringere Tugend aus den herrlichen und tapffren Thaten deß Hercules hervorgeleuchtet/ als aus dessen grosser Begierde zu essen und zu trincken/ sind ihm zu Ehren auch sehr viel Statuen und Gemählde/ worinnen seine vortreffliche Thaten ausgedruckt/ sowol in seinen Tempeln/ als anderswo Deß Hercules Verrichtungen. aufgerichtet worden. Dann an einem Orte wird er gesehen/ als ein kleines- in der Wiegenligendes Kind/ das zwo zu ihm kriechende Schlangen erwürget. Ferner ist er erwachsen zu sehen/ wie er der Hydra/ oder einer sehr grossen Schlange/ ihre immer wieder neu-hervor wachsende Köpffe abhauet/ und nachmals verbrennet. An einem andern Ort aber/ stehet er hinter einem lauffenden Hirschen/ der ehrinne Füsse und güldne Hörner hat/ umb selbigen zu ergreiffen und umzubringen. Ingleichen ist er zu sehen/ wie er einem starcken Löwen die Kienbacken zerbricht und ihn erwürget. Unterweilen ward er abgebildet/ wie er etliche sehr unbändige und grausame Pferde beschauete/ die eines Königs/ von ihm/ ihnen vorgelegte Glieder zerfleischten und auffrassen: Item wie er auf den Schultern ein wild Schwein trug/ mit seinen Pfeilen einige Vögel erschosse/ durch deren Flügel/ wegen ihrer ungewöhnlichen Grösse/ die Menschen deß Sonnen-Liechts beraubet wurden; Ingleichen wie er einen überaus wilden Stier hinter sich herführte/ der Feuer aus den Nasenlöchern schnaubete; wie Er an die Brust einen von den

Rechte Spalte

stärcksten Riesen druckte/ und ihn endlich wider die Erde schmisse; wie Er/ nachdem Er den grossen Drachen umgebracht/ in dem Garten der Hesperiden güldne Aepffel abgebrochen; auf seinen Schultern den Himmel getragen; einen dreyleibigen König aus dem Mittel geraumt/ und seine Ochsen-Heerde weggetrieben; wie er in einer gewissen Höhle einen grausamen Mörder erwürget/ der Dampff und Feuer aus dem Munde spye; den dreyköpffigen Cerberus mit Ketten gebunden mit sich umbher geführet; mit seinen Pfeilen den Adler getödtet/ der deß an den Berg Caucasus gebundnen Prometheus Leber gefressen/ und wie er endlich 600. Mörder und Tyrannen auf dem gantzen Erdboden umbgebracht. Es würde aber unmüglich fallen/ alle seine ruhmwürdige Thaten zu erzehlen/ welche insgesamt vortrefflichen Anlaß geben/ ihn auf mancherley Weise auszubilden; um derer Ursachen Willen Er auch ἀλεξίκακος, oder ein Verderber der Bösen zubenamset worden.

Dieweil aber ärgere und greulichere Mißgestalten/ oder grimmigere und blutgierigere Tyrannen unter den Menschen nicht zu finden/ als die schändliche Gemühts-Untugenden und Deß Hercules Gemühts Tapferkeit. Lasterkretze; als sind einige in der Meinung gewesen/ es sey deß Hercules Stärcke im Gemüht/ und nicht im Leibe bestanden/ wordurch Er die unbändigen Gemühts-Begierden/ so der gesunden Vernunfft den Gehorsam weigern/ und die Gemühts-Ruhe/ auf unglaublich wunderbare Weise/ verstören/ einzuräumen und zu bändigen gewust. Dieser Meinung schreibet Svidas/ daß die Alten den Hercules/ als einen hochverständigen/ und mit allen Tugenden begabten Menschen vorzustellen/ mit einer Löwenhaut umgeben/ abgebildet/ welches eines hohen und tapfern Heldenmuhts Anzeigung ist. Die Keule haben sie ihm in die rechte Hand gegeben/ uns dardurch seine Klug- und Weißheit vor Augen zu legen; und weil er mit diesen Tugenden ausgerüstet gewesen/ dichten sie in ihren Fabeln/ er habe den Drachen und Hüter vor den Gärten der Hesperiden umbgebracht/ und drey güldne Aepffel/ die er in der lincken Hand getragen/ daraus mit weggenommen; Dann er hat seinen Appetit und Begierden gezähmt/ ihnen die Herrschafft benommen/ und die Vernunfft/ welche er mit allerley Tugenden ausgeziert/ zum Beherrscher vorgesetzt. Macrobius im ersten Buch seiner Saturnal. will/ gleichwie Er Hercules wird für die Sonne genommen. alle andere Götter für die Sonne nimmt/ auch den Hercules dahin gezogen haben: dahero er vermeint/ es seyen seine zwölff denckwürdige Helden-Thaten/ von der Sonne/ als welche die zwölff Zeichen deß Zodiaci beherrschet/ abgebildet worden.

Hercules für die Zeit genommen. Andere sind in der Meinung/ es stelle Hercules die Zeit vor/ als welche alles zu überwinden und zu zähmen pfleget/ und daher sagt man