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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 109

Linke Spalte

in dessen Munde überzwerch ein Bein gelegen/ sich gesteuret; über dem Knaben seye geschrieben gestanden LACHESIS, auf dem Hirnschedel aber ATROPOS. Unweit von deß Knaben rechter Seite/ hätte man eine Feuer-Flamme aufgehen sehen/ und nächst dem Jünglinge ein Kraut mit einigen Blumen; das Ubrige wäre ein dürrer Boden/ so hin und her mit Steinen belegt/ gewesen.

Charon.Damit wir aber das Höllische Geschlecht einmal zu Ende bringen mögen/ wollen wir nunmehro auch den Schiff- oder Fehrmann besehen/ der/ wie man sagte/ die von den Leibern erlöste Seelen über den Fluß Achaeron geführt haben solle/ iedoch nicht alle/ sondern nur die jenigen/ die GOTT zum Feinde gehabt/ wie Dantes/ den Virgilius/ ihme solches erzehlend/ also einführet:

Scito, animas, quarum divinum. haud numen amicum,
Una omnes stygias huc undique ten- dere ad undas.
Wiß/ daß der stille Styx wird alle diese träncken/
die nicht GOTT ihren Sinn aus Gegen- liebe schencken.

Des Charons Ampt.Jedoch behaupteten die Alten/ daß/ ohne einigen Unterschied/ alle Seelen dahin zusammen kämen/ ob wol nicht alle auf gleiche Weise über den äussersten Bort gesetzt würden/ wie man aus dem IV. Buch Aeneidos des Virgilius abnehmen kan: dann die jenige allein wurden alsobald über den Fluß gesetzt/ deren Leichname die Begräbnus erlangt; im Fall selbige aber noch unbegraben lagen/ musten ihre Seelen 100 Jahr herumb irren/ ehe sie in deß Charons Schiffe tretten dorfften. Sein Bildnus vom Seneca.Den Charon hat Seneca/ in Hercule furente, also beschrieben:

Hunc servat amnem, cultu & aspe- ctu horridus,
Pavidosque manes sqvalidus gestat Senex.
Impexa pendet barba; deformem. sinum.
Nodus coërcet: concavae squalent genae:
Regit ipse conto portitor longo ra- tem.
Am Uffer steht ein Geist unfreundlich an- zusehen/
der führet fort zu Schiff/ wohin da müssen gehen/
Rechte Spalte
Die Seelen Schreckens-voll/ den macht der wüste Bart/
das ungekämmte Haar/ die todt-gestalte Wangen/
die Wampen bindet er mit einem Stricke hart;
das eingefallne Kien vom Koht starrt; mit der Stangen
treibt er den Nachen fort.

Wie ihn Virgilius beschrieben. Eben also beschreibet ihn Virgilius lib. VI. Aeneidos, mit diesen Worten:

Portitor has horrendus aquas, & flu- mina servat
Terribili squalore Charon, cui pluri- ma mento
Canicies inculta jacet: stant lumina flamma:
Sordidus ex humeris nodo depen- det amictus:
Ipse ratem conto subigit, velisque ministrat,
Et ferruginea subvectat corpora cymba,
Jam senior, sed cruda Deo, viridisque senectus.
= = = = = = Der Fährmann Cha- ron/ der
vom Unflath starret und beschmutzt war hefftig sehr/
hielt diese Flüß in acht/ war schrecklich anzuse- hen/
und ließ den grauen Bart gar tieff hinun- ter gehen/
und wachsen ungekämmt: Die Augen flamm- ten ihm/
Sein Kleid war sehr bekleckt/ und hieng zerlappt herüm:
Er lenckt den schwartzen Kahn mit einer Stang/ und rührte
den Grund/ dem Seegel gab er nach/ und überführte
die Seelen; Er war alt/ und hatte graue Haar/
doch Er dabey/ als Gott/ von frischen Kräfften war.

Wie ihn Polygnotus vorgestellet. Auf gleiche Weise hatte ihn auch Polygnotus in einigen Tafeln vorgestellet/ die bey den Phocensern in deß Apollo Tempel aufbehalten wurden; und hatte Er in solcher Ausbildung sich der alten Poeten bedienet/ wie Pausanias in Phocaicis erzehlet/ der auch eines Wassers gedenket/ das allda zu sehen/ und für den Höllischen Achaerons-Fluß/ wie er meinet/ zu halten sey/ worinnen (wie er schreibet/) auch viel Rohr/ und vielmehr ein Schatten einiger Fische/ als warhaffte Fische befindlich. Wann Johann Boccatius dieses Bildes Deutung