TA 1680, Iconologia Deorum, S. 63
und zeig mir/ Wertheste! in dieser Noht¶ dein Heil.
Der Juno Bildnus. Diese wurde von den Alten gebildet/ wie in der Faustina Numismatibus zu sehen/ in einer ansehnlichen mit einem langen Rock bekleideten und stehenden Matronen Gestalt/ welche in der Rechten eine Schale/ in der Lincken aber eine Lantzen hielte/ mit dieser Uberschrifft: JUNONI LUCINAE: Wie dann die Alten fast allen Bildern der Götter Lantzen zugeeignet/ als bereits aus denen erklärten und vorgestellten Bildnußen erhellet/ und in den meisten andern noch rückständigen klärlich soll gezeiget werden: Dannenhero dessen Ursach meines Erachtens nicht länger aufzuschieben; Warum den Göttern Lanzen zugeeignet worden. und ob sie wohl anderswo vielleicht füglicher zugeben scheinen möchte/ können und wollen wir iedoch allhier nicht unschicklich ein und anders darvon berühren; dann sich mancher verwundern möchte/ warumb die Juno/ welche doch vor eine friedfertige Göttin gehalten wird/ eine Lantze/ die der Kriegs-Leute eigen ist/ zu tragen pflege? allein es ist dieses nicht allezeit wahr geredt: dann sie zum öfftern sich sehr grausam erzeigt zu haben beschrieben wird/ und zwar dazumal/ als sie den Griechen wider die Trojaner Hülffe geleistet/ wider die sie alle ihre Kräffte daran gestreckt/ auch/ dafern wir dem Homerus glauben dörffen/ gewaffnet auf den Wagen gestiegen/ und sampt Der Juno Wagen. der Minerva in das Lager kommen. Ihr Wagen (dann die tapffersten Helden damahls gewohnt waren/ auf ihren Wägen zu fechten) wird von dem Homerus also beschrieben: das Zwergholtz/ worauf der Wagen stunde/ war mit Eisen beschlagen/ die Räder waren ehern/ mit acht Speichen/ die Radschienen gülden/ mit Ertz überzogen/ und die Achse mit Silber beschlagen: Oben war der Göttin Sitz mit güldnen und silbernen Riemen gewirckt/ die Deichsel von puren Silber/ die Deichselwag von Golde gemacht/ und der Pferde-Zeug gulden; dann ob man wohl sonsten lieset/ daß ihr Wagen von Vögeln gezogen werde/ so waren doch zu der Zeit die Pferde vonnöhten. So beschreibet auch Virgilius eben diesen Wagen und Waffen/ wann er von Carthago im ersten Buch Aeneidos redend also spricht:
Hic currus fuit. &c.
das Volck der Tyrier gebauet und beses-¶ sen/
Stieß gegen Welschland zu und an den¶ Tyberstrand/
an Gütern reich/ an Zucht deß strengen¶ Kriegs bekannt.
auch Samos nachgesetzt/ ihr lassen wol-¶ gefallen
zu haben ihren Sitz: hier war ihr Feur¶ und Herd/
ihr Wagen/ Heergeräht/ hier wurde sie¶ geehrt.
Fernere Ursach/ warum der Juno und andern Göttern eine Lantze beygefüget worden. Dannenhero niemanden frembd vorkommen darff/ warumb der Juno von den Alten eine Lantze gegeben/ und von mir alhier die Ursach angedeutet werde/ warumb den meisten Bildern der Götter Lantzen beygefügt worden. Die Ursach aus dem Justinus ist diese: Vor Alters pflegten die Könige an statt der Kronen und anderer Königlicher Zierrahten eine Lantze zu tragen; und hatten im Anfang der Welt die Menschen keine Bilder einiger Götter/ außer die Lantzen/ welche sie sehr heilig zu verehren pflegten. Nachdem man aber angefangen die Götter in menschlicher Die Lantzen wurden vor Zeiten Götlich verehret. Gestalt zu bilden/ hat man auch die Statuen/ und nicht mehr die Lantzen Göttlich zu verehren begonnen. Doch damit gleichwohl auch noch einige Merckmahle der Alten Religion vorhanden wären/ haben sie den Bildern Lantzen beygefüget. Wann Anchises beym Virgilius/ im VI. Buch Aeneidos, deß Aeneas Geschlecht/ so von ihm künfftig herkommen solte/ anweiset/ fänget er von einem Jüngling an/ der an einer Lantzen hänget/ allda Servius anmercket/ daß die Lantze bey den Alten eine Belohnung der jenigen Jünglinge gewesen/ welche mit Erlegung eines Feindes im Treffen ihrer Tapfferkeit erste Probe gethan; und daß die Lantze von den Alten sehr hoch geachtet/ und andern Waffen vorgesetzt worden/ dieweil sie der Vortrefflichkeit und deß Regiments Anzeigung gewesen/ und dannenher tapffern Helden verehret wurde; Ja/ auch die Auctionen und Ausruffungen pflegten unter der Lantzen zu geschehen. Die Athenienser haben den Römern durch Uberschickung einer Lantzen den Krieg angekündigt. Svidas erzehlet/ es sey zu Athen der Brauch gewesen/ daß/ wann ein todter Cörper eines Erschlagenen hiausgetragen hinausgetragen worden/ man iederzeit in der Procession eine Lantze vorgetragen/ oder dieselbe zum Haupten beym Grab gehäfftet/ durch welche Gewonheit sie zu verstehen gegeben/ daß der Todschläger der Straffe nicht entgehen würde; Deßwegen die Lantze vor Zeiten hoch geachtet und für die schönste Zierde gehalten worden/ und aus dieser Ursache hat man sie den Was der Juno Wagen bedeute. heiligen Bildern beygefüget. Von der Juno Wagen/ wie er vom Homerus beschrieben/ könte man sagen/ er bedeute die mancherley Farben/ so unterweilen in der Lufft erscheinen. Aber Boccatius ist im IX. Buch von der Götter Genealog. einer andern Meinung/ und sagt/ er sey darumb dermassen herrlich und schön/ weil Juno für die Göttin des Reichthums