TA 1680, Iconologia Deorum, S. 50
Sterne Bildung/ wormit der achte Himmels kreiß bezeichnet ist/ welcher alles mit seinen Habit gleichsam zu bedecken pfleget. In der Hand hat er einen Stab/ der/ nach deß Boccatius Meinung/ die Vorsorge der Natur für alle Dinge ausbildet/ als die alles dergestalt regieret/ daß sie allen Dingen/ ausser denen mit Vernunfft begabten Thieren/ ein umbzircktes Ziel vorschreibet/ dahin selbige lauffen. Servius füget annoch hinzu/ der Stab sey oben krumm umbgebogen/ und zwar wegen deß Jahrs/ welches in sich wieder zurück lauffet. In der andern Hand hat er ein Klangspiel von sieben Röhr-Pfeiffen; dann er selbst der erste gewesen/ welcher die Pfeiffen aus Wachs zu formiren gelehret/ und am ersten darauff gepfiffen/ wie Virgilius saget. Hierdurch wird deß Himmels Harmonia und Ubereinstimmung vorgestellet/ woran sieben Stimmen/ und sieben Unterschiede derselben sich ereignen. Es soll auch dardurch/ wie Macrobius Echo. will/ die vom Pan geliebte Echo angedeutet werden. Die Ursach dessen giebt Alexander Aphrodiseus/ wann er sagt/ es sey ein gemeiner Irrthumb derer/ die davor halten/ daß die Echo entweder eine Göttin/ oder vom Pan geliebt worden sey; zumahlen selbige anders nichts ist/ als der an hohle Oerter anstossende Hall der Stimme; welche Sache dermassen wunderbar ist/ daß der/ so ihr mit Ernst nachforschen wolte/ und doch nicht verstünde/ nicht weniger Verdruß darvon empfinden würde/ als die jenigen/ so das Geliebte nicht überkommen können.
Sonsten dichten die Poeten von der Echo/ wie beym Ovidius zu lesen/ daß sie/ aus grosser Liebe zum Narcissus/ als dessen Lieb sie nicht geniessen können/ für Scham sich in eine Höhle verborgen/ und daselbsten zu Tode bekümmert/ also/ daß sie als ein Stein erhartet/ und nichts als die Stimme hinterlassen habe/ die/ wie Lucretius bezeuget/ man sechs oder sieben mahl an einem Orte wiederruffen hören. Pausanias meldet ein gleiches/ es seye nemlich bey den Eläern ein gedeckter Gang gefunden worden/ da man eine Stimme öffter als siebenmahl wiederholen gehöret. Die Göttin Echo wurde für eine Tochter der Lufft und Zunge gehalten/ daher sie der Menschen Gegenwart geflohen. Worüber beym Ausonius Gallus ein sehr schön Epigramma zu finden/ wider die jenige/ welche sie gleichsam mit ihren eigentlichen Farben auszubilden sich beflissen/ dieses Inhalts:
Ignotamqve oculis sollicitare De-¶ am?
Aeris, & lingvae sum filia, mater ina-¶ nis
Judicii, vocem qvae sine mente¶ gero.
Ludificata seqvor verba aliena¶ meis.
Auribus in vestris habito penetra-¶ bilis Echo:
At si vis similem pingere: pinge¶ sonum.
du sahst mich nie/ drumb muß ich deiner¶ Blindheit lachen.
Weist du dann nicht/ daß ich die harte¶ Tochter bin
der Zungen und der Lufft ? ein eitel eit-¶ ler Sinn
heist seine Mutter mich. Ich rede sonder¶ dencken/
und pfleg die letzten Wort dem wiederum¶ zu schencken/
der sie mir hat geschickt. Lacht man¶ mich aber aus/
so send ich andre Wort/ als meine sind/¶ nach Haus.
Ich bin der Widerhall/ und wohn in euren¶ Ohren/
und ihr wisst noch darzu von wem ich sey¶ gebohren/
wollt ihr nun/ daß mein Bild in eure Oh-¶ ren fall/
so mahlet/ wann ihr könnt/ den abgeschick-¶ ten Hall.
Deß Pans Untertheil deß Leibes. Wir wenden uns aber nunmehr zum Pan/ deßen untere Leibes-Theile rauch/ und mit Bocks-Füßen versehen/ dardurch der Erden Veste und Rauheit/ wie auch die Bäume/ Stauden/ und mancherley Arten der Kräuter/ wormit die Erde bewachsen/ anzudeuten. Macrobius aber setzet im ersten Buch Saturnal. den Pan für die Sonne/ deßen Hörner/ wie er sagt/ und der lange Bart die herrliche Natur deß Liechts andeuten/ wordurch die Sonne so wohl den Umbkreiß deß obern Himmels erleuchtet/ als alle Unterdinge zugleich bescheinet. Die Pfeiffen sollen der Himmel Harmonie oder Zusammenstimmung bemercken/ welche aus Bewegung der Sonne sich hören laßen; der Stab bezeichne die Nacht/ welche die Sonne über alle Dinge auszuüben pfleget; die fleckigte Haut zeige die Sternen an/ die sich nach dem Niedergang der Sonnen sehen laßen. Es mag aber das Wörtlein Pan dieses oder jenes bedeuten/ (wie dann Plato der Meinung ist/ es sey derselbe ein Kennzeichen der Rede/ und daß er Zweygestaltig/ nämlich als ein Mensch und Ziege gebildet werde/ dardurch werde angedeutet/ daß die Menschen unterweilen die Warheit/ zum öfftern auch Lügen reden; deßen Ober-Theil bildet die Warheit vor/ und weil sie leicht/