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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 21

Linke Spalte

saget: Allein der Phoebus und Bacchus sind und bleiben immerdar jung; dann beyde diese Götter müssen ohnbärtig seyn. Woraus dann der Syracusanische Tyrann Dionysius/ vermittels eines artlichen Schertzes/ Ursach genommen seinen Kirchen-Raub zu entschuldigen/ als er den güldnen Bart von des Esculapius Bildnus zu sich genommen/ mit diesen Worten: es komme ihm ungereimt und närrisch vor/ daß der Vatter gar keinen/ der Sohn aber einen so grossen Bart habe; dann man den Esculapius für des Apollo Sohn hielte.

Man zieret den Apollo mit einem gelben Apollo bleibt allezeit ein Jüngling. Haare/ welches die leuchtenden Strahlen der Sonne bedeutet. Durch dessen Jugend werden wir erinnert/ daß seine Krafft und Wärme/ dardurch er allen Dingen das Leben einflösset/ iederzeit einerley verbleibe/ und niemaln veralte/ oder einigerley Weise abgenützet werde. Aber es wird auch von andern Göttern gesagt/ daß sie niemals alt werden. Daher wir bey dem Homerus lesen/ daß die Hebe (welches Wörtlein die Blüt der Jugend und die am Kien hervorwachsende Milchhaar bezeichnet) denen andern Göttern/ dem Jupiter aber der Ganymedes/ die Becher gereicht Die Göttin Juventas. habe. Von den Alten wurde diese Jugend oder Göttin Juventas geehret; dero zu Rom auf dem grösten Platze Licinius Lucullus/ einer aus den zweyen obersten des Rahts/ einen Tempel erbauet/ den/ wie Livius erzehlet/ 16 Jahr zuvor M. Livius der Bürgermeister in einem Gelübde versprochen/ und zwar eben an dem Tage/ daran er den Asdrubal und sein Krieges-Heer geschlagen hatte. Dieses preißlich-schöne Jungfräulein/ dero Kleider mit allerley Farben ausgeziert waren/ truge auf dem Haupte einen Blumen-Krantz/ eben auf solche Weise als die Römer die Pomona oder Obst-Göttin zu bilden pflegten. Wie die Griechen dieselbe ausgebildet/ ist mir unbewust; dann Pausanias meldet/ daß ihr in einem Tempel/ der auf dem Corinthischen Grund und Boden in einem Cypressen-Walde erbauet gewesen/ kein Bildnus aufgerichtet gewesen/ und zwar aus einer geheimen Ursache/ die er zu eröffnen sich nicht erkühnen wollen/ wir auch bey andern Scribenten nicht haben erfahren können. Jedoch wurde sie von den Alten hoch geehret/ und entgiengen die jenigen/ so zu ihrem Tempel Zuflucht nahmen/ allen Straffen/ deren sie schuldig waren; die aber aus den Gefängnissen entronnen/ brachten die Fessel mit sich dahin/ und hingen sie an die daselbst hingepflantzten Bäume.

Apollo hat die Harffe in der Hand. Es hatte Apollo eine Harffe in der Hand/ dardurch die allerlieblichste Harmonie oder Zusammenstimmung anzudeuten/ welche die Himmel machen/ und anbey in der Bewegung die schönste Ordnung halten/ als welche die Sonne verursachet: denn weil sie/ wie Macrobius erzehlet/ nach der Platonisten Meinung/

Rechte Spalte

unter den Irrsternen der Mittelste ist/ schreibet sie allen andern das Bewegungs-Gesetz vor; Dahero ein ieglicher/ nachdem die Sonne ihm Krafft einflösset/ schnell oder langsam beweget wird.

Weil aber die besagte Platonisten wollen/ daß iedweder Himmel oder Sphaera seine Musen oder Seelen habe/ die sie auch unterweilen Sirenen nennen/welche/ aufs lieblichste zusammenstimmen/ die Harmonie der Himmel Apollo der Musen Führer. nachzuahmen scheinen; als hat man vorgegeben/ Apollo/ der Musen Führer/ gehe stetigs mit ihnen um/ dannenhero/ wie Pausanias bezeugt/ allen beyden ein Tempel gewidmet worden. Anfänglich hielte man darfür/ es wären nur drey Musen/ deren Namen bey den Griechen hiessen Μελέτη, Μνήμη, und Αοιδὴ die von uns in teutscher Sprache das Nachdencken/ die Gedächtnus und der Gesang genennet werden können. Allein Pierius Macedo/ von dem der Berg Pierius seinen Namen bekommen/ hat/ nach des Pausanias Vorgeben/ verordnet/ daß neun Musen seyn solten/ denen er solche Namen gegeben und zugeeignet/ die nachgends ins gemein angenommen worden; von diesem Berge sind sie alle Pierides, wie auch von andern Orten anders/ genennet worden. Uber dis hat man sie für des Jupiters und der Gedächtnus Töchter gehalten/ und gegläubt/ daß sie der Poesie und der Music Vorsteherinnen seyen; denn wer einen guten Verstand und Gedächtnus hat/ der kan leichtlich in dem jenigen vortrefflich werden/ worzu er sein Gemüht und Gedancken anwendet. Dahero man auch zu sagen pfleget/ daß demjenigen die Musen gewogen seyen/ der einen guten Poeten giebt/ und ohne Mühe ein wolgesetztes Gedicht hinschreiben Der Musen Bildnus. kan. So werden auch die Musen in Jungfer-und Nymphen-Gestalt/ mit mancherley und verschiedenen Instrumenten/ nach Unterschied der Künste/ denen sie vorstehen/abgebildet/ worvon unter des Virgilii Gedichten ein anmuhtiges Epigramma zu finden/ folgenden Lauts:

Carmina Calliope libris heroica mandat.
Clio gesta canens,transactis tempo- ra reddit.
Dulci loqvis calamos Euterpe flati- bus urget.
Melpomene tragico proclamat moesta boatu.
Terpsichore affectus citharis mo- vet,imperat,auget,
Plectra gerens Erato, saltat pede, carmine, vultu.
Signat cuncta manu,loquitur Poly- hymnia gestu.