TA 1680, Iconologia Deorum, S. 22
Comica lascivo gaudet sermone¶ Thalia.
Mentis Apollineae vis has movet¶ undique Musas,
In medio residens complectitur o-¶ mnia Phoebus.
Die Clio träget vor vergangene Geschich-¶ te.
Euterpe pfeiffet süß und in beliebter Still.
Es schnarrt Melpomene mit grobem Leid-¶ Gerüll.
Terpsichore bewegt mit ihrer Leyr die Sin-¶ nen.
Es scheint ob Erato woll’ einen Tantz be-¶ ginnen
mit dem behenden Fuß; im Dichten und¶ Gesicht
Ist nach der Hurtigkeit das ganze Thun¶ gericht.
Es redet mit der Hand und sprachet mit¶ Geberden
die Polyhymnia. Dort steiget von der Er-¶ den
der Geist Uraniens/ er hebt sich in die¶ Fern/
erforscht den Himmels-Lauff/ und sucht die¶ Meng der Stern.
Was die Thalia sagt/ geschicht mit geilen¶ Worten.
Apollens Krafft beherrscht die Musen al-¶ ler Orten/
es sitzet in der Mitt Latonens künstlichs¶ Kind/
weil Es allein begreifft/ was die zusammen¶ sind.
Sie wurden aber auf mancherley Weise mit Blumen und grünen Zweigen/ unterweilen auch wol/ wegen des Namens Gleichförmigkeit/ mit Palmen gekrönet; dieweil nemlich die Phoenicier die Buchstaben erfunden Der Musen Kronen. haben sollen. Man hat auch ferner die Musen mit Kronen auf den Häuptern von bundfärbigen Federn gebildet/ nicht allein weil des Pieri Töchter von ihnen besiegt/ und in Elstern oder Hetzen verwandelt worden/ sondern auch weil sie die Sirenen überwunden hatten. Gewiß ists/ daß davon sehr alte Zeichen noch heute zu Tag in Rom gezeiget werden/ die auf dem Scheitel eine Feder gehefftet haben/ welches dann der Sirenen eigen Kennzeichen seyn solle. Und damit sie füglich andeuten möchten/ wie die freyen Künste unter einander vereinigt wären/ (welches sie im Griechischen ἐνκυκλοπαιδείαν nennen) indem in einer richtigen Ordnung immer eine der andern folgte/ haben sie die Musen/ ihre Erfinderinnen/ mit zusammen
gefügten Händen in einem Kreisse tantzende abgebildet/ denen Apollo/ als welcher das Liecht vorstellet/ so des Menschen Gemüht erleuchtet/ daß es des Heiligthums der Weisheit fähig werde/ vorgegangen.
Warum Apollo in der Mitte. Es wird aber sonst dem Apollo/ wie anderweit/ also auch in den himmlischen Globis, der mittelste Ort zugeeignet: dieweil er wegen seiner Tugend-Krafft/ und auswerffender Strahlen halber/ mit recht dahin gehöret; dannenhero er auch das Hertz des Himmels genennet worden/ auf daß man wüste/ daß seine Krafft und Wirckung nicht allein zu allen Himmeln und Erdkreißen durchfliesse/ sondern auch in die allerverborgneste Unter-Oerter komme und eindringe. Die Harffe haben sie ihm zugegeben/ weil sie der himmlischen Harmonie allenthalben durchdringende Gestalt vorbildet. Er träget auch einen Schild/ wordurch diese unsere Halb-Kugel/ so in Form eines Schildes gerundet ist/ abgebildet wird: Ingleichen ist er auch mit Pfeilen versehen/ welche an statt der Strahlen sind; denn gleichwie jene/ vom Bogen abgedrücket/ mit grosser Gewalt anschlagen/ also durchdringen auch der Sonnen- Strahlen die heimlichste Oerter der Erden/ die wir die unterste Oerter zu nennen pflegen. Dieses alles haben wir aus dem Servius genommen/ der solches vom Porphyrius entlehnt zu haben bekennet/ und zwar aus dessen Buche/ welches er unter dem Namen der Sonne heraus gegeben. Etliche geben vor/ Apollo sey der Höllen-Gott genennt worden/ und habe Pfeile in der Hand/ weil die allzustarcke Hitze die Menschen beschwehre und qväle/ auch fast alle Seuchen und andere Kranckheiten mehr zu verursachen pflege. Dieweil aber die gemässigte Sonnen-Wärme uns sehr grossen Nutzen giebet/ wird Apollo gebildet/ in der rechten Hand die Gratias oder Huld- Göttinnen/ in der lincken aber einen Bogen und Pfeiletragend: dann durch Austrocknung der Feuchtigkeit/ welche die Erde stets in die Höhe treibet/ pfleget er den Himmel hell und gesund zu machen.
Damit nun dieses die Poeten zu verstehen geben möchten/ haben sie gedichtet/ der Pytho vom Apollo getödtet. Apollo habe die grosse Schlange Pytho durch seine Pfeile getödtet/ welche/ nachdem die Wasser der Sündfluth verloffen/ aus der Erden hervor gekommen/ weil das Wort Pytho im Griechischen so viel als eine Fäulung bedeutet; dann die Ausdämpfung der annoch feuchten Erde verderbte/ durch ihren schnellen Gewalt im Hinaufsteigen in die Ober-Theile/ und von dannen nach der Erhitzung wie eine tödtliche Schlange/ in die Unter-Cörper sich wieder herablassend/ vermittelst der Krafft der Fäulung/ alles sehr übel/ als die anders nicht/ dann aus Hitze und Feuchtigkeit generiret und gezeuget wird; und weil sie durch die Dicke der Dunckelheit die Sonne selbsten verdeckte/