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TA 1675, I, Buch 2 (Skulptur), S. 41

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Die Ausführungen zu antiken Kunstwerken in Rom und in anderen Orten stammen von Sandrart selbst (vgl. Sponsel 1896, S. 6).Carolin Ott, 18.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 127
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das andere geschwungen. Solche Pferde wurden Pares, und die Reuter Desultores genant/ wie bey Livio und Festo, auch bey Vegetio de re milit. l. 1 cap. 18 und l. 2 cap. 23 zu lesen. Propertius hat hierauf gezielet/ mit folgendem Disticho:

Est etiam aurigae species Vertumnus, & ejus,
trajicit alterno quileve pondus equo.

Auch dieses Stuck/ ist in Metall gegossen/ und eines von den guten antichen. Es wäre zwar noch viel/ von dergleichen rariteten/ hier zu erwähnen/ beyhanden. Weil aber theils allbereit beygebracht sind/ auch solches unser Werk gar zu sehr erweitern wúrde: als wird hiermit der Discurs, von den monumenten der preiswürdigen Stadt Rom/ geendet.

Nur ist noch mit wenigem zu erwehnen/ daß die schöne Stadt Florenz/ nach Rom/ mit Statuen von antichen und modernen Künstlern/ insonderheit Florenz florirt/ nächst Rom/ an dergleichen Kunst-reichtum. von Michaël Angelo, Baccio, Bandinello, und Gio. Bologne, auf das herrlichste gezieret: wie dann/ so wol in des Groß-Herzogs Palast/ als auch der Galerie des Palazzo Paeti, Poggio Imperiale, im Lust-Garten Fiorenzolo, auch offentlich auf freyen Plätzen/ an großen von Marmor und Metall gegossenen und verfärtigten Statuen/ die Mänge zu sehen ist. So finden sich Statuen zu Venedig/ gleichfalls noch viele zu Venedig/ die aus Griechenland dahin gebracht worden/ wie auch zu Neapoli Neapoli/ und nunmehr in Engeland in des Königes Palast/ auch im Arondelischen Palast und Garten. Es haben auch Ihre Hochfürstl. Durchl. Erz-Herzog Leopold Wilhelm die allerberühmteste zusammen gebracht: welche/ zu dero unsterblichen Gedächtnis und Wien// annoch zu Wien/ in der neuen Burg/ aufgerichtet zu sehen.

Ihre Churfl. Durchl. in Bäyern/Maximilian/ Glorwürdigster Gedächtnis/ haben in dero Weltberühmten zu München Residenz zu München/ so wol in dero Zimmern und Lust-Gärten/ als auch auf den Plätzen und Fontanen/ nicht allein viel alte und neue kostbare Statuen aufrichten lassen/ sondern noch alda ein herrliches über das/ zu mehrer Vollkommenheit/ ein großgewölbtes Antiquarium, darinn alles nach der

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Antiquarium. Ordnung/ und mit Nichien oder Muscheln in den Mauren/ auch mit Staffeln/ zu Auf- und Einsetzung der Bilder/ ganz regulier angeordnet/ vortrefflich bauen lassen/ selbiges hernach mit antichen Statuen von Marmor/ so wol ganzen als halben Bildern/ und meist Brust-Bildern/ auf das allerherrlichste und mit Ordnung bezieret. Also sihet man daselbst nacheinander/ die Römische Consules oder Burgermeister/ Könige/ Käysere/ Käyserinnen/ derselben Anverwandten/ und andere berühmte Helden/ auch Gelehrte und Philosophen/ alle/ wie gemeldet/ nach Ordnung und der Historien selbst-eigner Beschaffenheit. Es sind auch diese Antichen fast in einer Größe gestellet/ daß dergleichen complete collection selbst zu Rom nicht zu finden. Es sind auch allhier viel andere rariteten an Idolen, Vasen und Maschen/ von Marmor/ auch fragmenten: welche in so grosser und rarer Zierd erhellen/ daß hiervon ein absonderlichs Buch zu beschreiben wäre.

in Sueden/ Die Königin Christina in Sueden/ hat gleichfalls/ nach dero Residenz Stockholm/ eine gute Anzahl von antichen und modernen Statuen aus fremden Landen bringen lassen: welche auch die jetzo regierende Königliche Majestät/ vermittels habender guter berühmter und erfahrner Bildhauer/ täglich continuiret: worvon allbereit an seinem behörigen Ort gedacht worden.

in dem Niederland/ bey Ihr Durchl. Prinz von Oranien. Ingleichen befinden sich viel rare Statuen/ in Niederland/ zu Antorf/ absonderlich aber überall in Holland bey den Liebhabern/ jedoch am meisten in des Durchleuchtigen Prinzen von Oranien Lustgarten/ ins Grafenhag/ zu Reßwick/ und Hantslardick/ von antichen und modernen. Unter denselben erhält das gröste Lob/ ein in Lebens-Größe ein Cupido. nackend stehender Cupido, der ihm einen Bogen schneidet/ von dem berühmten Francisco du Quesnoy gebildet/ wie in seiner Lebens-Beschreibung berühret wird. Wormit wir vor dißmal/ aus Mangel der Zeit/ von dieser Materie ein Ende machen: bey versprechen/ künftig die übrige antiche berühmteste Statuen gleichfalls in Kupfer bringen zu lassen/ und dabey mehrern Bericht hiervon mitzutheilen.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Die Ausführungen zu antiken Kunstwerken in Rom und in anderen Orten stammen von Sandrart selbst (vgl. Sponsel 1896, S. 6).Carolin Ott, 18.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 127