TA 1679, Metamorphosis, S. 31
den Sternen ward er darum erhöhet/ weil die alten Heyden insgemein gewohnt waren/ denen jenigen Ehr- und Denck-Altäre aufzurichten/ welche ihr Leben und Mittel für das gemeine Beste gewagt und angewendet hatten. Diese satzten sie/ mit grossem Nachruhm und Lobe/ unter die Götter; in Meinung/ denen Göttern hierdurch nichts zu nahe zu thun/ weil sie andere dardurch nur ermunterten und aufweckten/ solchen Helden und Wolthätern fleissig nachzueyfern.
Fabel von dem Hirten Apollo. Nun folget auch die Fabel/ von dem Apollo/ oder Phoebus/ da er als ein Hirt vorgestellet wird. Die Poeten dichten/ daß er von dem Jupiter aus dem Himmel gebannt und verjagt worden sey. Dessen Ursache etliche diese zu seyn/ vermeinen: Es war/ unter allen des Apollo Kindern/ Aesculapius/ welchen/ als erwähnt/ Jupiter mit dem Donnerkeil erschlug/ der berühmteste. Weil nun Apollo/ wegen dieser grausamen Unbilligkeit/ an dem Jupiter sich nicht rächen konte/ wendete er allen seinen Zorn wider die Cyclopen/ als welche dem Jupiter den Donnerkeil geschmiedet: und ließ ehe nicht nach/ bis er sie alle/ mit seinen Pfeilen/ erschossen und umgebracht hatte. Und deshalben sol er aus dem Himmel verjagt worden seyn. Dieser Meinung ist der Poet Orpheus/ in seiner guldnen Vließ-Reise/ indem er saget:
Apollo/ als ein Hirt/ da er befurchtet fühlte
den Grimm des Jupiters; nachdem/ in¶ seiner Wuht/
er hatt die Erd benätzt mit/ der Cyclopen¶ Blut/
und sie ins Grab gestürtzt/ zum Lohn/ da߶ ihre Hände
dem Aesculap geschmiedt sein Wetter-schnelles¶ Ende/
den harten Jovis-keil/ etc.
Dieser Meinung ist auch Svidas. Andere aber sagen/ dieses der Cyclopen Tödten sey nicht von wegen des Aesculaps/ sondern um des Phaetons willen/ geschehen: und daß Apollo deswegen/ aus der Himmlischen Gesellschafft/ gebannet worden/ nunmehro also in der Welt umherschweiffen und dem menschlichen Elende unterworffen seyn müsse. Wie/ unter andern/ Lucianus zeuget/ in dem Gespräche der Todten. Und als er sich dergestalt in Noth befunden/ habe er sich in des Admetus/ Thessalischen Königs/ Dienst begeben/ sein Vieh und Schaffe zu weiden/ bey welchem er sich neun Jahr aufgehalten hätte. Einige meinen/ daß er der Schaffe gehütet. Wie/ in diesen Pindarischen Versen/ verlautet:
von dessen Schönheits-Glantz/ der Muht¶ denselben brennet/
die ihm mit Freundschafft sind und bleiben¶ zugethan/
und macht/ daß sie für Freud sich schwingen¶ Himmel an.
mit guter Wachsamkeit die Wollen-Heerd¶ zu leiten
in schön begrünter Au.
Admetus nun trug/ als er seine natürliche Dienstfertigkeit/ und gute Vernunfft/ befande/ grosse Gewogenheit zu ihm. Unter andern Namen/ ward er auch/ nach dem Flusse/ bey oder an welchem er sein Vieh weidete/ Amphrysus genennet; inmassen zu sehen ist/ im dritten Buche des Virgilius/ von den Ackerwercken. Daß aber die Poeten/ in Weidung der Thiere/ und deren Art/ nicht übereinstimmen/ daran ist wenig gelegen: Dann durch Was das gesagt/ daß Apollo ein Hirt sey. das/ so Lilius Gyraldus/ in seinem siebendem Syntagmate, beschreibet/ allda er den Phurnutus und Macrobius anziehet/ ist zu ersehen/ daß Phoebus/ oder die Sonne/ nicht allein Schaafe/ sondern auch allerley andere Thiere/ und/ mit einem Worte/ alles was die Erde hervorbringet/ weide/ und unterhalte: Und darum ist er/ von den Poeten/ zum Hirten gedichtet worden.
Woher diese Fabel von des Apollens Bann ihren Ursprung habe Diese Fabel hat ebenmässig ihren Grund und Anfang/ woher sie entspringet/ als aus einer Geschichte/ welche Theodontius erzehlet. Inhalts/ daß/ weil Apollo/ der Arcadier König/ seine Unterthanen/ zu Beobachtung der von ihme empfangenem Gesetze/ mit gar harter Straffe/ angehalten/ sie dermassen wider ihn erbittert worden/ daß sie ihn aus dem Lande gejagt/ und er also gezwungen worden/ seine Zuflucht zu dem Admetus/ Könige von Thessalien/ zu nehmen/ welcher ihm auch ein Volck/ am Fluß Amphrysus/ zu beherrschen untergeben habe.
Woher die Fabel von dem Battus seinen Ursprung habe Die Fabel/ daß Mercurius ihm die Ochsen gestohlen/ und den Battus in einen Probierstein verwandelt/ ist gleichfalls aus einer Geschichte genommen/ welche von dem Leontius erzehlet wird: Wie/ nemlich/ der Stilbon/ das ist/ der schnelle oder geschwinde/ welch Wort den Merkur zugeeignet wird/ dem Foronides/ des Apollo zu Delphos Prister/ das Rindvieh gestohlen/ und hinder eine hohe Steinklippen/ Namens Battus/ verborgen habe/ woraus einst ein Stier gegangen/ und in eine Höle gefallen sey/ darinnen er nichts gethan/ als unablässig gebrüllet/ deme die andern wieder mit Gegenbrüllen geantwortet/ also/ daß endlich Foronides solches gehört/ und hinder diese Höle kommen sey; allda er seine verlohrne Heerde wiedergefunden: und sey hernach selbige Höle jederzeit die Anweis- oder Anzeigung genennet worden: gleichwie auch der Probierstein seinen Namen/ von dem Probiren des Was uns Battus lehreu lehren wolle. Goldes hat. Aus dieser Fabel des Battus/ fliesset diese Lehre/ daß Lohn- oder Geld-geitzige Untreu offtmals ihren eignen Herrn oder Wircker zu lohnen pflege; als auch dieser zweyzüngige Wäscher/ mit Erleidung der Todsstraffe ausweiset.
Die Fabel vom Aglauros. Belangend die Fabel von dem Aglauros Sandrart hält Aglauros – möglicherweise aufgrund der Namensendung – offenbar fälschlich für einen Mann. Der Kontext spricht allerdings deutlich für Aglauros, die Tochter des Kekrops./ der vom Mercurius in einen Stein verwandelt seyn soll/ finde ich diese natürliche Auslegung/ daß Aglauros/ Fleiß/ oder die Emsigkeit/ so allezeit für den Ackerbau Sorge träget/ eine Schwester habe/ Namens Herse/ wordurch der Thau verstanden wird/ welche