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TA 1679, Metamorphosis, S. 24

Linke Spalte

woraus ihn seine Mutter gestossen hatte/ brachte/ und zwischen beyden wiederum Friede machte. Welches auch Plato/ im andern Buch/ anziehet/ wann er spricht: Man muß den Poeten nicht zulassen/ daß sie ungeschickte/ oder schändliche Erzehlungen thun/ als daß man sagen möchte: Die Juno ist von ihrem Sohne gefesselt worden/ und Vulcanus Vulcan betriegt seine Mutter zum andernmal. von seinem Vatter vom Himmel herunter gestürtzt worden. Ferner hat er noch eine andere Rache gegen seine Mutter verübt/ als er ihr/ nemlich/ ein Paar Pantoffeln von Magnet-stein machte/ worvor wir/ in der Erzehlung von der Juno/ geredet: und das geschahe/ als er/ benebenst seinen Cyclopen/ seine Schmiede aufgerichtet hatte. Mit diesen Pantoffeln blieb sie in der Lufft hangen/ daß sie sich nicht regen/ noch einiger Gott oder Göttin/ welchen allen dieses Schau-spiel nicht wol gefiel/ ihr helffen konte; bis er sie endlich/ auf ihr demühtiges Bitten/ selbst wiederum erlöste. Vulcanus wird/ von etlichen/ für den Erfinder des Feuers/ und ander Dinge/ so durchs Feuer gemacht und ausgefertigt werden/ gehalten. Und dieses bezeuget Zezes/ in der 335ten Geschicht seiner 10ten Chiliade: welcher ihn auch für einen Egypter/ und hochbegeisteten/ gar Kunstreichen Mann/ und für einen Zeit-Genossen des Patriarchen Noe hält: Welcher Noe/ von den Griechen Denis/ Osiris; Bachus/ aber bey den Lateinern/ Vulcanus ein Erfinder des Schmiedens. Janus genennet wird. Hingegen wird/ von andern/ Prometheus/ für den Erfinder des Feuers geachtet/ Vulcanus aber für den ersten/ der/ vermittelst des Feuers/ allen harten Metallen eine solche Gestalt und Form/ wie er wolte/ geben konte: dannenhero er auch das Ober-gebiet über das Feuer zu haben/ der Gott des Feuers/ ja/ auch das Feuer selbsten zu seyn geglaubt wurde. Wie solches/ unter andern/ Orpheus/ in seinen Lobgesängen der Götter/ bezeuget/ wann er saget:

Vulcan/ du tapffrer Held/ du Flamm/ die ewig brennt/
im Feuer schön und blanck/ und dessen Herr genennt.

Vulcanus/ Gott des Feuers und das Feuer selbst.Weil nun Vulcanus für einen Erfinder der Künste/ die man durchs Feuer handelt/ und für einen Gott des Feuers geschätzt ward: glaubten die alte Heyden/ daß er seine Schmiede/ in den Hölen des Berges Aetna,oder Monte Gibello,(weil allda viel Feuer gesehen ward) und daselbst der Götter Waffen geschmiedet hätte. Er hat künstliche Wercke/ in unterschiedliche Metallen/ gemacht/ als Bildwerck/ und das Weib Pandora/ wie bereits oben erzehlet worden.

Natürliche Auslegung des Vulcanus. Dieses nun natürlich auszulegen: So wird Vulcanus/ als das Feuer/ von der Juno/ oder der Lufft/ geboren. Dann/ nach der Vernunfftweisen Meinung/ ist dieses der Elementen Art und Eigenschafft/ daß eines das ander generire und gebäre. Das Feuer aber mag die Lufft nicht generiren/ dann vermittelst der Hitze/ und Bewegung der himmlischen Cörper oder Leiber. Diese Juno würde/ ohne Erwärmung durch einige äusserliche Krafft/ weder einen Vulcanus oder Mars/ noch Hebe empfangen können/ angesehen/ die Hitze/ in Generir- oder Gebährung der natürlichen Dinge/ anstatt des Mannes/

Rechte Spalte

und derselben Ursacherin ist. Weil nun/ durch den Vulcanus/ verstanden wird der allerreinste Cörper des Feuers/ welches das reinste unter den Elementen ist: so wird er für einen Sohn der Juno/ und des Jupiters/ oder die/ durch die himmlische Cörper/ erwärmete Lufft/ gehalten. Sein Vatter/ Was sein Fall aus dem Himmel bedeute. oder vielmehr seine Mutter/ warff ihn/ wegen seiner Misgestalt/ aus dem Himmel: weil das/ in den Wolcken versammlete/ Feuer von der gröbsten Materi/ oder sehr ungestalt ist/ und/ in Vergleichung gegen dem hohen und reinen feurigem Himmel/ nicht würdig ist/ den Namen des Feuers zu führen/ noch solchen Ort zubesitzen. Dahero es von oben/ durch die Krafft der himmlischen/ und Eigenschafft der obersten Lufft/ niederwarts zu den unreinen Cörpern gedrungen/ und gleichsam vom Himmel ausgeworffen wird. Die Poeten dichten/ daß Vulcanus/ in der Geburt der Minerva/ an statt der Heb-amme/ gedient/ und/ mit einem Diamantinen Beil/ dem Jupiter den Kopff zerspalten habe: wordurch zu verstehen/ daß man alle Künste durchs Feuer ausüben müsse/ und ohne dessen Beyhülffe derselben keine zur Vollkommenheit gebracht werden könte. Sie dichten ihn lahm oder hinckend: weil das Feuer keine Festigkeit hat/ sondern jederzeit unbeständig ist/ und bald auf diese/ bald auf die andere Seite wancket. Insonderheit auch darum/ weil die/ so übel zu Fusse sind/ eines Stabes/ worauf sie sich steuren können/ benöhtigt sind; gleichwie das Feuer/ wann es in seinem Wesen bleiben soll/ immer einer Nahrung/ als Holtz oder dergleichen anderen Materi (welche durch Krucken und Stöcke Warum er auf die Insul Lemnos gefallen. angedeutet wird) von nöhten hat. Daß er auf die Insul Lemnos fiel/ oder dieselbe ihm zugeeignet war/ deutet an die Unfruchtbarkeit dieses Landes/ von wegen der übermässigen Hitze/ oder weil dasselbe dem Donner und Ungewitter sehr unterworffen ist. Nun soll/ wie der Poet Lucretius sagt/ das Feuer erstlich/ durch den Blitz/ aus den Wolcken/ gefahren/ das Holtz angezündet haben/ und also bey den Menschen Warum durch die Tethys und ihre Töchter genehrt worden. in den Gebrauch kommen seyn. Die Tethys/ er und ihre Töchter/ die Meer Nympfen/ nahmen ihn auf/ und nehrten ihn; anzudeuten/ daß alle die Materi dieses Feuers sich nähre/ und wiederum verliere in der Feuchtigkeit: Und weil die Erde eine Mutter und Ernährerin ist aller Reichthumer: verfertiget sie einen guldnen Stuhl/ worinnen die Juno verstrickt und gefangen wird. Das ist: weil die Lufft/ nächst der Erden/ unrein ist/ kan sie von den himmlischen Leichnamen nicht beweget werden: sintemalen sie/ in den Thälern/ oder zwischen denen Gebirgen/ beschlossen/ und der Erden gleichsam anhängig bleibet. Die Venus und Aglaie waren seine Gemahlinnen: weil/ durch eine wolgemässigte Hitze und Feuchtigkeit/ alle Dinge generirt und gezeuget werden. Dann Aglaie ist die Fröligkeit/ so aus der Hitze entstehet. Daß er denen andern Göttern Waffen schmiedete/ hat diesen geheimen Sinn/ daß die Hitze eine Wirckmeisterin sey/ alles dessen/ so in der Natur geschiehet. Gleichwie aber kein Ding unter der Sonnen ist/ so/ durch seinen Uberfluß/ die Thiere mehr tödtet und umbringet: also ist auch nichts/ das dergestalt wol erhält/ und alles/ was ungesund ist/ zur Geneessung bringet/ als diese/