Kajetans wunderbares Eingreifen bei der Pest zu Neapel
Personen-Bezüge
- Adelheid <Bayern, Kurfürstin>; Klemm 1986, S. 280
- Ferdinand Maria <Bayern, Kurfürst>; Klemm 1986, S. 280
Orts-Bezüge
- München, Sankt Kajetan; linkes Querschiff
Literatur
- Klemm 1986; S. 279–285, Nr. 136
Basis-Daten
Datierung
1670
Material/Technik
Öl auf Leinwand
Format/Maße
ca. 850 x 440 cm
Heutiger Aufbewahrungsort
München, Theatinerkirche St. Kajetan, linkes Querschiff
Erwähnungen in der Teutschen Academie
»Das große Altar-Blat in S. Cajetani Kirche zu Mönchen.«
TA 1675, Lebenslauf, S. 24
»Die nächste Kunst-Arbeit nach dieser/ so Er noch daselbst zu Augsburg verrichtet/ ist das große Altar-Blat in der Kirche S. Adelheit und S. Cajetani zu Mönchen: welche Ihr. Churf. Durchl. in Bayrn den Herren PP. Cajetanis durch den berühmten Architectum…«
TA 1675, Lebenslauf, S. 24
»… ausgemahlet ist und den Preis erhält; und wird dieses Stuck zu einem Seiten-Altar gebrauchet. Aber das grosse Blat/ als eines der allerfürnehmsten Stucke/ haben hochgedachte Ihr. Churf. Durchl. unsrem Herrn von Sandrart zu mahlen aufgetragen/ welches Er auch zu deroselben und männigliches Contento verfärtigt: massen es/ in dem Käyserlichen…«
TA 1675, Lebenslauf, S. 24
»Es ist aber dieses Altar-Blat/ in Form des Lazareths oder Pesthauses zu Neapoli, gebildet: und erscheinet zu vorderst/ eine große Anzahl inficirter und bresthafter Manns-und WeibsPersonen/ Junge und Alte/ allerley Standes/ Krancke/ Todte und Lebendige durcheinander: welche alle/ mit ängstiger Andacht/ gegen dem Bildnis S. Cajetani, welches von einem zierlich-zugerichteten Altar durch etliche Geistliche aufgehoben wird/ üm Hülfe und Erledigung schreyen und stehen. Von oben kommet S. Cajetanus, in einer freudigen himlischen Glori, zwischen vielen Engeln herab/ in der einen Hand einen grünen Oelzweig tragend/ und mit der andern sie zu der Göttlichen Gnade weisend. Alsdann siehet man ferner die Würg-Engel das blutige und flammende Schwerd des Zorns Gottes einstecken/ die feurige Donnerkeile der Pestilenz aufhalten/ die mit der giftigen Seuche inficirte Luft reinigen/ die Gift-speyende Ottern/ Schlangen und Krotten vertreiben/ und dem dürrbeinichten Menschen-Mörder die Sense aus der Hand reissen. Es ist hierbey/ unter andern/ preislich zu sehen/ ein darniederligender alter Mann/ den der Tod schon in die Arme gefasset/ welcher den Arzt oder Medicum erbärmlich ansihet/ der ihme mit der Hand nach dem Puls fühlet/ inzwischen ihm ein Chirurgus am Fuß das Pflaster von der Pest-Wunden abnimmet/ und ein anderer Medicus, ihme aus dem Harm den Tod verkundigend/ den Patienten zu den himlischen Mitteln weiset. Zur andern Seite/ liget eine Mutter/ mit zweyen Kindern in den lezten Zügen/ da das eine neben ihr schon verbleichet/ das kleine aber/ noch gesund/ aus der Wiege zu der Mutter Brust sich neiget/ und die gifftige Milch in sich sauget: worbey der mitleidige Vatter/ vor dem gifftigen Lufft/ seinen Mund und Nase bedecket/ und mit der andern Hand das Kind von der vergifften MutterBrust abwendet. Das ganze Werk/ darinn 60 oder mehr grosse Figuren/ ist mit tiefsinnigen beweglichen affecten erfüllet/ auch auf das bäste inventirt/ gezeichnet und coloriret. Man erkennet/ in den Gestalten und actionen aller Bilder/ ihr innerliches Anligen und Wesen/ welche sterbkrank sind/ oder noch genesung hoffen/ oder gesund werden/ welche getrost oder erschrocken/ und dergleichen. Auch die Engel zeigen sonderbaren Gehorsam-Eifer in ihren Verrichtungen/ und über alles ist S. Cajetani erfreuliches und erleuchtetes Angesicht/ so ein recht himlisches Wesen von sich scheinen lässen.«
TA 1675, Lebenslauf, S. 24
Kommentare
Das riesige Gemälde mit der Darstellung von »Kajetans wunderbarem Eingreifen bei der Pest in Neapel« entstand im Kontext der Neugründung der Kirche durch den bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria und seiner Gattin Henriette Adelaide von Savoyen. Sie weihten die Kirche dem heiligen Kajetan von Thiene zum Dank für die Geburt des Thronnachfolgers Maximilian Emanuel. Das Altarblatt des Titelheiligen wurde 1667 bei Sandrart bestellt und gegen Ende 1670 in München vollendet. (Vgl. Klemm 1986, S. 279–285.)