Kommentar
Auch wenn Sandrarts Hinweis auf das Vorbild der Darstellung – ein antiker Hochzeitssarkophag – suggeriert, der Maler habe die Szene aus eigener Anschauung gewonnen, diente ihm vermutlich eine Tafel in Bartolis und Belloris Stichwerk Admiranda Romanarum als Vorlage. Auf dieser ist das Relief mit seiner komplexen Szenerie gleichseitig und in allen Details korrekt wiedergegeben.
Im vorliegenden Blatt sind die Figuren jedoch in einer anderen Abfolge als im antiken Vorbild beziehungsweise in Bartolis Stich dargestellt: während die Figur am linken Bildrand zwar gegenseitig, aber an der selben Stelle zur Abbildung kommt wie in der Vorlage, folgt bei Sandrart als nächstes die Szene um den Opferaltar, die im Original die Mitte des Reliefs einnimmt. Im Zentrum von Sandrarts Darstellung stehen hingegen die einander die Hände reichenden Brautleute, die im Vorbild den rechten Rand des Reliefs eingenommen haben. Im vorliegenden Blatt kommen auf der rechten Seite hingegen die drei Frauengestalten zur Abbildung, die im Relief gegenseitig in der linken Hälfte dargestellt sind. Details wie die tabula ansata oberhalb der Opferszene oder die Figur des vor den Brautleuten stehenden Hymenaios wurden von Sandrart ganz weggelassen.
Wie in der graphischen Vorlage wurden die einzelnen Figuren jedoch auch im Stich der Teutschen Academie mit Nummern versehen und Belloris lateinische Beschriftung des Stichs im Text übersetzt wiedergegeben, wobei die kompositorischen Unterschiede in den Erläuterungen berücksichtigt wurden. So wird beispielsweise die aufgrund der Spiegelung verloren gegangene dextrarum iunctio – normalerweise reichen sich Ehepaare die jeweils rechte Hand und nicht wie hier die linke – in Sandrarts Beschreibung verschwiegen, obwohl Bellori sie erwähnt.
Kommentar von Carolin Ott — 13.10.2011
Dieser Kommentar bezieht sich auf:
- Kunstwerk: »Die Hochzeit« (TA 1680, Tafel F, 6)