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Bei der Galerie des Palazzo Giustiniani handelt es sich um einen Raum von ca. 18 x 7 Metern Größe, der mit Fresken aus dem späten 16. Jahrhundert ausgestattet ist. Die Wände sind durch gemalte gedrehte Säulen gegliedert, die auf den Tempel Salomons verweisen sollen und gleichzeitig die Atmosphäre einer antiken Portikus erzeugen. Verstärkt wird diese Wirkung durch die raumhohen Bildfelder auf den fensterlosen Längsseiten, die den Ausblick auf eine Landschaft fingieren. Das Gewölbe ist mit Szenen aus dem Leben Salomons geschmückt.
Als der Palast nach dem Tod Kardinal Benedettos (1554–1621) in den Besitz seines Bruders Vincenzo Giustinianis fiel, ließ dieser von den ursprünglich in der Galerie aufgehängten 40 Gemälden mit überwiegend religiösen Themen nur sieben hängen, neun andere kamen hinzu. Der Raum diente nun in erster Linie als Aufbewahrungsort für die Antikensammlung Vincenzos, deren Aufstellung mit Hilfe des Inventars von 1638 rekonstruiert werden kann; hierfür s. Strunck 2001, insbesondere S. 59, Abb. 2. Demnach waren in der Galerie 247 Skulpturen untergebracht, die allerdings nicht systematisch geordnet waren, sondern vielmehr nach narrativen Kriterien gruppiert wurden. Ein Beispiel hierfür ist die rekonstruierte Gruppe auf der Hauptwand, in deren Zentrum die Statue eines liegenden Ziegenbocks aufgestellt war, die von zwei Skulpturen eines Amors, der Statue einer Leda mit dem Schwan und einer Bacchantin flankiert wurde (vgl. Strunck 2001, S. 60, Abb. 3).
Sandrart bezeichnet die Galerie auch als »großen Saal« oder »Antiquarium« und beziffert die darin enthaltenen Antiken auf mehr als 500 Stück (TA 1675, I, Buch 2 (Skulptur), S. 40: »… daß über die 500 Stucke/ allein in diesem Antiquario oder großen Saal/ zu sehen waren.«) Wenn man diese Angabe nicht als Übertreibung des Autors abtun möchte, ist vorstellbar, dass vor Ende von Sandrarts Rom-Aufenthalt im Jahr 1635 durchaus mehr Skulpturen, beispielsweise Büsten, in der Galerie aufgestellt waren als in dem Inventar von 1638 belegt wird (s. Strunck 2001, S. 62).

Kommentar von Carolin Ott07.10.2009

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