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TA 1679, II (Skulptur), S. 58

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Die Vespasian-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Vespasianus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 947
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allerhand Gewinnsucht hervorkehren müssen/ weswegen er auch Mulio , der Maul Eseltreiber/ genennt worden. Weil er/ Kaiser Neroni in Griechenland nachfolgend/ unter dessen Gesangspiel einschlieffe/ oder oftmals abtratte/ kame er bey ihm in die höchste Ungnade: weswegen er sich von Hof begeben/ und in einen unbekanten Ort/ um vor dem Nero sicher zu leben/ sich niedergelassen. Endlich/ als die Juden wider den Kaiser aufrührten/ durch eine alte Weissagung darzu bewogen/ die da sagte: Es würde um selbige Zeit einer von Judaea ausgehen/ und Kaiser werden/ wurde Vespasianus vom Nero mit grossem Volck dahin gesendet/ sie zu stillen: Dann seine Unverdrossenheit ware schon bekandt worden/ und man furchte sich nicht vor ihme/ weil er nichts von sich selber machte/ und keinen Anhang hatte.

Sein Reichs-Antritt. Aber nach dem Tod Neronis, als er inzwischen mit seiner Kriegskündigkeit und Dapferkeit ihm ein Ansehen gemacht/ auch Otto und Vitellius um das Kaisertum fochten/ ward er/ sowol vom Raht/ als vom Kriegsheer/ zum Kaiser erwehlt: da ihme alsofort die Legionen in Mysiä Vorzeichen seiner Erhöhung. und Egypten zugefallen. Vorzeichen seiner Erhöhung waren/ daß ein Ochs/ auf seinem Mairhof/ da er Abend-Malzeit hielte/ vor ihm auf die Kniehe niedergefallen/ und das Haupt zu seinen Füssen geleget/ und daß alda ein Cypreßbaum/ durch einen Sturmwind aus den Wurzeln gehoben/ an einen andern Ort sich wieder gesetzet/ eingewurzelt und gegrünet. Es hatte ihn auch in Achaia getraumet/ seine und der seinen Glückseeligkeit würde anfahen/ wann er einen aus gerissenen Zahn vom Nero sehen würde: da ihm dann ein solcher/ selbigen Tag/ von einem Medico unversehens vorgezeiget worden. Hierzu kame des Jüdischen Geschichtschreibers Josephi Vorsagung/ welcher als er/ neben andern edlen Juden/ gefänglich vor ihm gebracht worden/ ihn angelacht/ und gesagt: Ihr lasset mich iezt binden/ aber über ein Jahr werdet ihr mich wieder auflösen/ wann ihr Kaiser geworden. Es ward auch solches in der Herzureise zu Alexandria in Egypten bestätigt/ indem ein Blinder/ da er offentlich zu Gericht saße/ ihn angelauffen/ und gebeten/ daß er ihn wolte in die Augen spürzen/ weil ihn getraumt hätte/ daß er alsdann würde sehend werden/ und solches ist auch geschehen.

Seine Regirung Er hatte in seinem ganzen Leben nichts anders verlanget/ als wie das Reich der Römer/ daß durch sovieler unnützlichen Regenten übel-herrschen zerrüttet war/ möchte wieder in Ordnung und guten Wolstand gebracht werden. Nun er das Zepter in die Hand bekommen/ thäte er solches um soviel glücklicher/ beriehte sich fleissig mit dem Senat/ hielte auf offenem Markt Gerichte/ oder thäte solches durch seine Söhne/ wann er abwesend ware/ oder Alters halber nicht dazu kommen konte. Er ließe auch gute Gesetze verfassen/ die böse eingerissene Gewonheiten ernstlich abstellen/ und das verwehnte Kriegsvolk von der Leibwacht/ wieder zu Gehorsam und Kriegszucht bringen. Die Stadt Rom/ welche durch Brand sehr geschändet war/ zierte er mit Gebäuden/ legte selber die erste Hand

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an/ die Steinhaufen auf dem Capitolio hinwegzuraumen/ und befahle den vornehmsten Römern/ auch dergleichen zu thun: da dann das gemeine Volk nachfolgen muste. Dieses thäte er/ nicht allein die Stadt wieder empor zu bringen/ sondern auch/ damit das Volk etwas zu arbeiten hätte/ und nicht müßig gienge. Als auch ein Baumeister/ mit geringem Kosten/ die grösten Seulen auf das Capitolium zu bringen/ sich erbote/ thäte er ihm eine Verehrung/ und ließe ihn abziehen/ sagend: Man müste das Volck an dieser Arbeit sich etwas üben lassen.

Seine Tugenden: die Leutseligkeit/ Er ware ein frommer und leutseeliger Herr/ der sich beflisse/ iederman gutes zu thun/ und niemand zu beleidigen. Sogar seines Feinds Kais. Vitellii Tochter/ hat er/ aller Feindschaft vergessend/ reichlich ausgesteuret. Als er auch vermahnet wurde/ den Metium Pomposianum, von deme ein Geschrey gienge/ daß er einmal regiren würde/ auf die seite schaffen/ thäte er ihm nicht allein nichts arges/ sondern machte ihn auch zum Burgermeister/ und sagte zu denen/ die solches bewunderten: Er wird einmal dieser Wolthat eingedenk seyn. Das hieße/ auf gut Christisch/ das Böse mit Gutem überwinden. Er hatte auch kein Gefallen an der Leute Hinrichtung/ weinte und seufzte/ wann er einen Schuldigen verurtheilen solte/ sagend: Man müste dem Gesetz/ nicht allein der Gerechtigkeit/ sondern auch der Menschlichkeit/ ein Genügen thun.

Gerechtigkeit. Wie fromm er aber gewesen/ so muste er doch von den Bösen sich verfolgt und genötigt sehen/ die Schärfe der Gerechtigkeit an ihnen zu erweisen. Unter diesen ware Julius Sabinus, welcher sich anfangs zum Kaiser aufgeworfen/ aber geschlagen worden: da er auf seinen Mairhof entflohen/ und denselben ansteckend/ die Leute glauben gemacht/ als hätte er sich selbst verbrennet. Aber er ware in seine Begräbnis-Kluft daselbst mit seiner Frauen gestiegen/ und hatte darinn mit ihr zween Söhne gezeuget. Nach neun Jahren ward er ausgeforschet/ und mit den Seinen nach Rom geführet. Die Gemahlin/ Epponina genannt/ stellte vor den Kaiser ihre beyde junge Söhne/ und sagte: Diese/ Ô Kaiser/ habe ich in der Kruft gezeuget und erzogen/ damit unserer mehr wären/ die deine Majestät um Gnade anflehten. Er und die Umstehende/ hörten zwar solches mit Weinen an. Weil er aber besorgen muste/ dieser Julius und die Seinen möchten der eines den aufrührischen Soldaten dienen/ wider ihn oder seinen Sohn Unruhe anzurichten/ hat er sie alle viere abthun lassen. Andere zween/ den Alienum und Marcellum, hatte er zu hohen Ehren gefördert/ und hielte sie für seine beste Freunde. Als aber kund worden/ daß sie viele von dem Kriegsvolk an sich gehängt/ und wider ihn sich verschworen hätten/ ließe er den einen im Palast/ als er von dem Mahl aufstunde/ gleich niedermachen/ und den andern bey dem Raht anklagen: der dann ihm selber mit einem Scheermesser die Gurgel abgeschnitten. Merkwürdig ist auch/ daß/ als ein Jüngling ihm für ein verliehenes Amt gedanket/ und stark nach Bisem gerochen/ hat er ihn ausgescholten/

Sandrart (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
Die Vespasian-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Vespasianus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 949