TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 342
Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 569
dann auch nach Rom sich erhoben/ und allda aus den Antichen/ wie eine Imme/ das alleredleste Honig der Wißenschaft herausgesogen/ daß er/ Seine Werke. vermittelst seines Hammers/ allein aus einem Stuck Silber ganze Bilder/ große Geschirr/ schöne Handbecken/ wie auch das Bad Dianae mit manigfältigen nackenden Weibsbildern/ Thieren/ Landschaften/ in vollkommenster Zier/ Zeichnung und Anmutigkeit zuwegen gebracht/ dahero er nicht ohne Ursach für eine Brunquell aller dieser Kunst geehret und ausgeruffen worden/ wie dann seine Marienbilder/ auch Poetische Historien/ der Argus und mehr andere von seiner Hand abgegoßene modellen/ solches an Tag geben. Er war eines schönen Gemüts/ und machte sich bey jeden nach Vermögen beliebt/ doch wurde er auch aus Neid/ wegen seines besondern Lobs/ für einen Gottslästerer/ unrechtmäßiger Weiß gehalten/ deßwegen er dann zu Rom in der Inquisition etliche Monat lang gefangen gelegen/ aber darauf wieder heraus gelaßen worden/ mit Reversirung/ nimmermehr Komt nach Prag. von Rom wegzuweichen/ durch Vermittelung aber des Käyserlichen Abgesandten ist er alsobalden nach Prag in Käysers Rudolfi Dienste kommen
Paulus van Vianen ist ab 1603 Kammergoldschmied Rudolfs II. in Prag (vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 900, Anm. 597, 12)./ allwo er auch seine fürtreflichste Werk/ so alle unschätzbar gehalten worden/ und viel gutes Nachsinnen denen Lehr-begierigen verursachet/ gemacht. Die Stadt Amsterdam hat zu seiner Gedächtnis ein Gießkandel/ mit dem Deckel ohngefehr 1½. Spannen hoch aus einem Stück Silber getrieben/ färtigen lassen/ worauf alles in Groteschen oder Schnackerey/ wie sie solches nennen/ gebildet; wird für ein wunder-seltsames Stuck gehalten/ er starb lediges Stands/ als er eben wieder in sein Vatterland nach Utrecht gewolt.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 569
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Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).IV. Adam von Viana/ Silber-Arbeiter.DIeses Pauli Bruder ware gleiches Berufs im Silber zu arbeiten/ und wurde auch nicht weniger gelobt/ dann er triebe eben so wol aus einem Stuck Silber/ in der so genannten Groteschen oder Schnackerey-Arbeit/ mit dem Hammer/ Handbecken/ Schaalen/ Salzfäßer Meßerheft und andere Zierlichkeiten/ welche er für die Liebhaber zu Amsterdam und ganz Holland immerzu gemacht/ und dardurch sich einen besondern Ruhm erworben. Aber gleichwie Paulus Figuren/ Bilder/ Thiere/ Landschaften und sonst anders alles/ wie eine gemachte Historie vorstellen konte/ also ware Adam in der Grotescherie fürtreflich/ ein jedwedes Stuck auf ein Stuck Silber mit dem Hammer auszuarbeiten; er lebte noch Anno 1630. zu Utrecht verheurathet/ und hatte auch einen Sohn/ der ihme ebenmäßig in diesem Beruf nachgefolgt/ hinter sich gelaßen.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).
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Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).V. Adrian de Vries/ Bildhauer.ADrian de Vries in Gravenhaag gebohren/ und von der Natur selbst zum Bildhauen angetrieben/ hat sehr viele Lebens-große Bilder von Stein/ Wachs und Erden gemacht/ solche auch hernachmals in Metall gegoßen/ und sich durch die stete Ubuug Ubung mehr als kein anderer zu seiner Zeit in Ruhm gebracht/ wie dieses seine sehr lobwürdige Werke erstlich in Italien/ allwo er die Antichen aufs genaueste ergründet/ an Tag geben/ dann er in der Academia zu Florenz immerzu der bäste gewesen/ und daselbst gar bald bekannt worden/
dannenhero er auch hernachmals in Teutschland zu Ihrer Käys. Majestät Rudolpho dem andern gekommen/ und daselbst in vielen fürtrefflichen Werken seine schöne Kunst zu erkennen gegeben. Alldieweiln aber der zeitliche Hintritt dieses Monarchen zu Prag selbigem Parnaß sehr schädlich gefallen/ ist neben andern auch unser Vries/ von dannen und nacher Augstburg gereißt/ allwo er zu denen Weltberühmten Seine Werke/ die Fontainen zu Augstburg. Brunnen oder Fontana, daselbst alle Statuen in Metall gegoßen/ da auf einem ein Hercules fast in zweymaliger Lebens-Größe den Cerberum bestreitet/ und auch noch andere herrliche Bilder und Nymfen/ wie sie Waßer ausgiessen/ nebenst andern mehr Zierrahten zu sehen seyn. Eben ein so großes Werk ist auch von seiner Hand-Arbeit die andere Fontana oder Brunnen/ auf welchem Mercurius gestellet/ deme Cupido einen Flügel an Fuß bindet/ wie solche von Lucas Kilian in Kupfer gebracht worden.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).
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Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 571VI. Georg Petel/ Bildhauer.GEorg Petel/ von Weilheim aus dem Algey/ war eines zimlichen Bildhauers Sohn/ und wurde in dem Gottshaus zu S. Ulrich in Augstburg/ das den Chor und die Orgel mit etlichen schönen Bildern auszieren und verändern laßen/ unter Hilft das Gottshaus zu S. Ulrich in Augspurg zieren. anderm zu dieser Profession auch angeführt; Da er dann gar bald/ was ferners aus ihme werden solte/ von sich verspüren laßen/ nach allgemeinem Sprichwort: Urit mature, quod vult urtica manere; Oder: Das ist der Neßeln erste Art/ daß sie gleich Anfangs brennen hart. Indem er bey dieser Arbeit dermaßen aufgemuntert worden/ daß unter allen seinen Neben-Künstlern/ nach damaliger Manier/ sein Geist sich am meisten herfür gethan. Komt nach Rom. Nach solchem aber hatte er sich zu der Mutter und Schul der Künsten/ nämlich nach Rom/ erhoben/ woselbst dann ebenfalls sein schöner Verstand herfür geschienen/ und er seine Manier so wol nach denen Antichen als Modernen eingerichtet/ auch deswegen selbige Werke mit Erden nachposiret/ nachmals aber diese erlernete Zier/ in allen seinen Bildern von Helfenbein sich also treflich zu Nuz gemacht/ daß sein Lob daraus bey männiglichen erschollen/ warum er dann auch sich sehr viel bey Peter Paul Rubens aufgehalten/ und seine Manier wol in Acht genommen/ so er nachmals in seinen Helfenbeinenen/ theils andächtigen theils profanen, Bildern/ sattsam zu erkennen gegeben.
Nach solchem aber begab er sich wieder in Schwaben/ und wurde ihme daselbst/ weil der Geruch seiner Geschicklichkeit fast alle Ort afficirt/ viel Arbeit/ von Helfenbeinern auch großen hölzernen Statuen/ angedinget/ welche er muhtig und mit großem Verstand vorgenommen und gefärtiget Arbeitet denen Herren Fuggern./ da ihm dann alles schleunig und wol von statten gegangen/ und dardurch bey männiglich/ sonderlich aber dem Kunstliebenden Herrn Graf Fuggern/ allda merklich befördert worden/ woraufhin er sich in Ehstand begeben/ und zu einem häußlich und still-eingezogenen Leben den Anfang gemacht/ welches er dann auch in allweg so fortgesetzt haben würde/ wann nicht/ wie bekant und gemein/ des ruhigen Ehstands arger Feind den Uneinigkeits-Samen darzwischen gesäet/ und verursachet hätte/ daß
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 571