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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 95

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Raphael Sanzio van Vrbijn, Schilder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 117r–121v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631I67vI6]. Der Anfang weicht etwas von van Mander ab, der nicht so ausführlich über die göttliche Talentvergabe reflektiert. Außerdem wurden einige Passagen von Sandrart in der Abfolge umgestellt.Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 303
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S. Peters Gefängnis in einem Nacht-Stuck. Gegenüber hat er gebildet die Gefängnis Petri/ der schläffet/ gebunden mit eisernen Ketten/ in einem sehr schrecklichen Kercker/ zwischen zweyen bewaffneten Kriegs-Knechten/ deren Waffen die Klarheit des hineinkommenden Engels so hell bestrahlet/ daß sie blicken nicht als gemahlet; sondern als recht poliret/ womit zugleich das ganze Gefängnis beleuchtet wird: Auserhalb desselben gehet S. Petrus mit dem Engel gleichsam noch traumend/ die Wächter entdecken in Gesichtern den Schrecken des Herzens/ wegen eröfneter eiserner Thüren/ unter andern wecket eine Schildwacht/ eine Fackel in der Hand haltend/ einen seiner Spießgesellen auf/ und werden von dem Glanz seiner Fackel ihrer aller Waffen beleuchtet/ auch ist der Rauch dieser Fackel und blinkende Mondschein überaus künstlich gemahlet/ so/ daß alle Mahler hieraus ein exempel guter Nacht-Stucke nehmen/ und die reflexiones recht zu mahlen lernen können.

Heliodori Kirchen-Raub. In eben dieser Cammer ist der Kirchen-Raub des Heliodori gebildet/ Papst Julius wird von den Palferniers getragen/ den Geitz aus der Kirchen zu jagen; ein Hauffen Volk/ Mann/ und Weiblichen Geschlechts machet Platz/ der zu Pferd sitzende Ritter rennet/ zwischen zweyen zu Fuß gehenden/ den Kirchen-Räuber mit großem Grimm an/ und schlagen ihn sehr hart/ übrige Räuber nehmen mit Schrecken die Flucht und werffen das geraubte hie und da nider: Der Priester Onias, mit Levitischen Kleidern angethan/ hebt Augen und Hände gen Himmel: Etliche Zuschauer stehen auf Piedestallen, andere halten sich an den Colonnen, und sehen diese Errettung mit großer Verwunderung an. An dieser Stelle gibt van Mander das zeitgenössische Kunstlob wieder: »Dit werck is oock van alle verstandighe seer ghepresen« (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Raphael Sanzio van Vrbijn, Schilder, en Bouwmeester, hier zitiert nach der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 119v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631I67vI6]).Christina Posselt, 11.07.2011 An das Gewölb dieser Cammer hat er gleichfalls unterschiedliche Biblische Historien/ als wie GOtt dem Abraham die Vermehrung seines Samens verspricht: Die Opferung Isaacs/ den brennenden Busch Moysis/ alle mit großer Lieblichkeit und Geistreichen inventionen, gemahlet.

Damals starbe Papst Julius III. Julius II. und folgte ihm auf dem Päpstlichen Stul nach Papst Leo X. welcher/ als ein Kunst-liebender Herr/ den Raphael in seiner Arbeit fortfahren ließ: Also contrafätete er den Papst Mit den Gesichtszügen Leos X. schildert Raffael hier die Episode der Begegnung Leos I. mit Attila.Christina Posselt, 11.07.2011/ und mahlte die Historie Attilae Flucht. dabey/ wie er mit seiner benediction den grausamen Attila bey Monte Mario von Rom verjaget Van Mander beschreibt an dieser Stelle ergänzend: »In de locht had hy gemaeckt S.Pieter en Pauwels, met sweerden, om de Kerck te beschermen, om also by d’History wat te poetiseren.« (Vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Raphael Sanzio van Vrbijn, Schilder, en Bouwmeester, hier zitiert nach der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 119v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631I67vI6].)Christina Posselt, 11.07.2011/ dieser Tyrann sitzet auf einem schwarzgeschwänzten Pferd/ bereit die Flucht zu geben. Unter andern/ in diesem Stuck befindlichen schönen Pferden ziehet ein Spanisch geflecktes aller anschauenden Augen auf sich/ beritten von einem mit Schuppen über den ganzen Leib bewafneten/ und aus der Trojanischen Colonne zierlich nachgebildeten Reiter/ welche Kriegs-Rüstung man für Crocodils-Häute halten will/ und weil zum öftern bey Abzug der Soldaten die Häuser angesteckt werden/ also steht auch hie Monte Mario in hellem Brand/ und sind in diesem Stuck sehr viel Contrafäte. Seine Werke nach Neapolis. Um diese Zeit machte er auch nach Neapolis eine Tafel/ und darein die Jungfrau Maria/ S. Hieronymum in Cardinals-habit, und den Engel Raphael, wie er den jungen Tobiam begleitet:

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Eben dorthin mahlte er für Leonello da Carpi, Herrn von Meldola, ein Marien-Bild/ in sittsamer Demut/ mit zusammen gelegten Händen/ ihren Sohn anbetend/ welches auch thun die dabey gebildete Elisabeth und Joseph, neben einem jungen S. Johannes, dem das Christ-Kindlein liebkoset.

Für den Cardinal S. Quadro, mahlte er Seine Caecilia zu Bononien. nach Bolognia, eine Caecilia, deren schon oben gedacht worden/ in der Beschreibung des Francesco Francia: Sie wird beschienen von einem in der Höhe musicirenden Engel-Chor/ dessen lieblicher harmonia die Caecilia, wie entzucket zuhöret/ unten ligen allerhand Musicalische instrument, welche nicht gemahlet/ sondern natürlich scheinen/ eben wie auch ihr seidiner Flor und das anhabende Kleid aus einem Goldstuck: Die neben zu gebildete Maria Magdalena/ und andere/ geben in ihren Gebärden die Freude/ so sie in ihrem Herzen über der Caecilia Bekehrung befinden/ an Tag/ alles ist so lebhaft und natürlich gemahlet/ daß dieses Stuck alle darneben gehaltene Mahlerey gleichsam tödtet/ weil man in Ansehung desselben fast glauben muß/ daß sich alles darinn rege und bewege/ dannenhero ist es auch mit vielen Gedichten beehret worden/ und unter andern auch mit dieser Beyschrift:

Pingant sola alii referantque coloribus ora:
Caeciliae os Raphaël atque animum ex- plicuit.ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Raphael Sanzio van Vrbijn, Schilder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 117r–121v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631I67vI6]. Der Anfang weicht etwas von van Mander ab, der nicht so ausführlich über die göttliche Talentvergabe reflektiert. Außerdem wurden einige Passagen von Sandrart in der Abfolge umgestellt.Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 303

SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Mit dem Hinweis auf die Lobverse und ihre Übersetzung dürfte der Anteil Sigmund von Birkens angesprochen sein, der als hauptverantwortlicher editorischer Korrektor maßgeblich die sprachliche Gestaltung der Teutschen Academie beeinflusste (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).Christina Posselt, 13.02.2012
So also gedolmetschet worden:SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Mit dem Hinweis auf die Lobverse und ihre Übersetzung dürfte der Anteil Sigmund von Birkens angesprochen sein, der als hauptverantwortlicher editorischer Korrektor maßgeblich die sprachliche Gestaltung der Teutschen Academie beeinflusste (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).Christina Posselt, 13.02.2012

BirkenInformat. zur Quellenmarkierung:
Die deutsche Übersetzung wird in der Teutschen Academie ergänzt. Vermutlich dürfte hierbei Sigmund von Birken als hauptverantwortlicher editorischer Korrektor maßgeblich für die sprachliche Gestaltung verantwortlich sein (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).Christina Posselt, 06.07.2011
Es mahl ein jeder nur so gut er kan und weist/
In Raphaëls Caecil ist Leben/ Fleisch und Geist.BirkenInformat. zur Quellenmarkierung
Die deutsche Übersetzung wird in der Teutschen Academie ergänzt. Vermutlich dürfte hierbei Sigmund von Birken als hauptverantwortlicher editorischer Korrektor maßgeblich für die sprachliche Gestaltung verantwortlich sein (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).Christina Posselt, 06.07.2011

Zu Florenz eine Altar-Tafel.ManderInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Raphael Sanzio van Vrbijn, Schilder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 117r–121v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631I67vI6]. Der Anfang weicht etwas von van Mander ab, der nicht so ausführlich über die göttliche Talentvergabe reflektiert. Außerdem wurden einige Passagen von Sandrart in der Abfolge umgestellt.Christina Posselt, 21.07.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 306
In der Herzoglichen Capell zu Florenz ist zu sehen von seiner Hand die Altar-Tafel/ in welcher die alte S. Anna der Jungfer Maria das Christ-Kindlein darreichet/ das so holdselig gebildet/ daß es alle Anschauende erfreuet/ so ist auch in dem Marien-Bild die Jungfräuliche Zucht und Erbarkeit/ mit einer anmuhtigen Lieblichkeit so wol vorgestellet/ daß man aus dem ganzen Gesicht diese Andere seine Werke. Tugenden abnehmen kan. In Rom machte er noch eine große Tafel/ und in dieselbe unterschiedliche Cardinäle und des Papsts Leonis Contrafät/ darinn sind alle Figuren ganz rund und erhoben; die Kleidungen scheinen wie natürlicher Sammet/ Belzwerk und Damast/ so daß man meinen solte/ es müße rauschen und glänzen; Auf einem braunen Stul dabey ist eine güldine Kugel gemahlt/ in welcher man den Widerschein siehet von des Papsts aus Gold und Seiden gewirkter Kleidung; Das Liecht der Fenster/ das Gebäu der Kammer/ und alles übrige ist so gebildet/ daß sich kein Mahler etwas bäßers zu machen unterfangen kan. Nach Palermo mahlte er einen Creutztragenden Christum/ mit vielen schönen Eigenschaften ausgezieret/ dieses Stuck verunglückte zwar auf der See/ kam aber doch endlich zu Genua allein in seinem Kasten unbeschädiget an/ von dannen es nach Palermo auf Monte Oliveto In Palermo existiert zwar eine Chiesa di Santa Maria di Monte Oliveto, auf die sich van Mander jedoch nicht beziehen kann, da sie erst 1620–23 erbaut wurde., Raffaels Kreuztragung befand sich zudem bis 1573 immer auf dem Hochaltar von Santo Maria dello Spasimo bis die Olivetanermönche nach Santo Spirito umgesiedelt wurden und das Gemälde mitnahmen (vgl. Meyer zur Capellen 2001/2005, Bd. II, S. 150–157). Möglicherweise ist deshalb mit »Monte Oliveto« weniger eine konkrete Ortsangabe gemeint als vielmehr die historischen Besitzverhältnisse: das Stadtviertel, in dem sich die Chiesa di Santa Maria dello Spasimo befindet, wurde 1506 den Olivetanern übergeben (vgl. La Fisca/Palazzo 1997).Christina Posselt, 30.04.2010 gebracht/ und jederzeit in hohem Wehrt gehalten worden. Van Mander drückt diese Wertschätzung durch einen Vergleich aus: »daer’t meer in achtinge en gherucht is, als den Bergh van Vulcanus« (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Raphael Sanzio van Vrbijn, Schilder, en Bouwmeester, hier zitiert nach der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 120r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631I67vI6]).Christina Posselt, 11.07.2011

Mander (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Raphael Sanzio van Vrbijn, Schilder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 117r–121v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631I67vI6]. Der Anfang weicht etwas von van Mander ab, der nicht so ausführlich über die göttliche Talentvergabe reflektiert. Außerdem wurden einige Passagen von Sandrart in der Abfolge umgestellt.Christina Posselt, 21.07.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 306