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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 143

Linke Spalte
Die Zähne knirschen laut mit rohten Rost beschmirt/
die Zung fliesst Eiterreich/ den Mund besi- tzen Drachen;
Sie fing in ihrem Kleid ein Schütteln an zu machen
mit einer Lampe/ die voll Blut die Rechte rührt/

Wir wenden uns aber wiederumb zu der Tempel-Beschreibung deß Mars/ die wir aus dem Poeten Statius nehmen wollen:

Innumeris strepit aula Minis: tri- stissima Virtus
Stat medio, laetusque Furor, vultuque cruento
Mors armata sedet: bellorum solus in aris
Sanguis, & incensis, qui raptus ab urbibus, ignis:
Terrarum exuviae circum, & fasti- gia templi
Captae insignibant gentes, caelataque ferro
Fragmina portarum, bellatricesque carinae,
Et vacui currus, protritaque curri- bus ora.
Poenae etiam, Gemitusque adeo, Vis omnis, & omne
Vulnus ubique ipsum, sed non us- quam ore remisso
Cernere erat.
Die Hofstatt rauscht vom Trutz: die Tu- gend steht betrübet
in dessen Mittel-Punct. Froh ist die Ra- serey/
im Harnisch sitzt der Tod/ der rauhe Minen giebet:
Dort ligt vor dem Altar das Blut und Feur-Geschrey/
die Beuten von der Erd; von Tempeln Spitzen ligen/
die zeigt das arme Volck. Viel ausge- brochne Stück
von Thoren fester Plätz/ und Schiff aus Meeres-Kriegen/
und leere Wägen/ die erobert das Ge- lück/
Die Straff/ das Leid-Geheul/ Gewalt und alle Wunden/
diß alles wird zur Gnüg in diesem Haus ge- funden.

Pausanias erzehlet in Laconicis, daß die Lacedaemonier die Statue deß Mars mit Banden gefesselt bey sich gehabt/ und sich eingebildet/

Rechte Spalte

sie hätten auf solche Weise den Kriegs-Gott allezeit bey sich/ durch dessen Schutz sie ihre Feinde iederzeit überwinden könnten. Welches bey vielen andern Nationen ebenfalls Die gebundene Götter. gebräuchlich war: dann man von den Römern lieset/ daß Sie einige Bildnussen gefässelt/ und zwar insonderheit der Götter/ in welcher Schutz die Stadt war; dann aus der fast unzehlbaren Anzahl der Götter/ welche die Alten ehreten/ erwehlte ihr iedwede Stadt einen oder zwey insonderheit/ die Sie Schutz-Götter nennten/ welche zu beleidigen sich auch die Feinde selbsten scheueten. Dannenhero wann sie eine Stadt belägert hielten/ sie derselben Schutz-Götter rufften/ und mit einem gewissen vom Priester abgefassten Gebete an sich zogen/ hierdurch anzudeuten/ daß sie wider die Götter/ so die Stadt zu beschützen geordnet wären/ keinen Krieg im Sinne hätten. Die Römer haben ihres Schutz-Gottes Namen nicht wissen wollen. Und aus dieser Ursach haben die Römer ihres Schutz-Gottes Nahmen nicht wissen wollen/ damit er nicht von den Feinden hinausgeruffen/ sie verlassen möchte. Derohalben/ da Virgilius im I Buche Georgicorum, die Vesta deß Tiberstrohms und der Stadt Rom Hüterin und Bewahrerin nennet/ Servius dieses für eine Poetische Redens-Art hält/ und nicht will/ daß man meinen soll/ es sey dieselbe warhafftig der Stadt Rom Schutz-Göttin gewesen; dieweil aufs höchste verbotten war/ solchen Namen iemand zu offenbahren/ auch einer von den Tribunis am Leben gestrafft worden/ daß Er solchen zu nennen sich erkühnt hatte.

Damit aber die Schutz-Götter/ wann sie geruffen würden/ nicht etwan von ihnen hinaus wichen/ haben sie dieselben zu fesseln und anzubinden pflegen; immassen Q. Curtius von Apollo bey den Tyriern an deß Hercules Altar gebunden. den Tyriern erzehlet/ daß sie deß Apollo/ als ihrer Stadt Obersten oder vördersten Gottes Bildnis/ mit güldenen Ketten an deß Hercules Altar fest gemacht/ weil ihre Stadt unter seinem Schutz war/ damit/ im Fall er etwan gewillt wäre/ die Flucht zu ergreiffen/ er vom Hercules gehalten werden möchte: Dann als Alexander Magnus die Stadt belägert gehalten/ war einem Bürger im Schlaf vorkommen/ wie selbiger sich auf die Flucht gerüstet hätte. Diesem scheinet auch dasjenige beyzustimmen/ so bey den Atheniensern zu sehen war; dann dieselbigen/ wie Pausanias in Atticis Die Victoria oder Siegs-Göttin ohne Flügel erzehlet/ die Victoria oder Siegs-Göttin ohne Flügel hatten/ damit Sie nämlich nicht von ihnen wegfliegen mögte. Diese hielte/ wie Heliodorus meldet/ in der Rechten einen Granat-Apffel; in der Lincken aber einen Helm.

Die Römer hingegen hatten ihr/ wie Livius schreibet/ damit Sie desto lieber bey ihnen bleiben möchte/ beym Capitolio/ in deß grossen Jupiters Tempel einen Sitz gegeben/ und zwar umb diese Zeit/ da Hieron/ der König in