TA 1680, Iconologia Deorum, S. 94
Acis erat.
bis auf den halben Leib mit Rohren dicht¶ umgeben
als seiner Hörner-Zier/ der Acis nach dem¶ Leben/
nur daß die Farb ist blau/ die Glieder¶ grösser sind.
Zu Rom wird im Vatican noch diese Stunde die Statua deß Tiberflusses gezeiget/ an der weder Hörner noch Kräntze von Geröhrich zu sehen/ sondern ist mit einem aus mancherley Blumen und Früchten zusammen gebundnem Krantz geziert: welches/ nach meiner Meinung/ dahin sein Absehen hat/ daß es eine Fruchtbarkeit und Uberfluß an Früchten/ so dieser Fluß den Innwohnern mit sich bringet/ bedeute; Jedoch ist sie der Poeten Zierde nicht gantz und gar beraubt/ dann sie annoch Achelous. ein Rohr in Händen trägt. Wann Acheolus/ beym Ovidius im IIX. seiner Verwandlungs-Bücher/ dem Theseus den Streit erzehlet/ welchen er mit dem Hercules/ der Dejanira zu gefallen/ auf sich genommen/ so lehnt er sich auf den Arm/ hat das Haupt mit einem Rohr umbunden/ einen grünen Habit an/ ist aber nicht wie andere Flüsse mit zweyen Hörnern bezeichnet/ dann ihme das eine vom Hercules abgebrochen/ und nachgehends mit mancherley Blumen und Früchten angefüllt denen Aetoliern Cornucopiae oder Uberfluß-Horn. geschenckt worden/ die es das Uberfluß-Horn genennet haben. Welches darum/ wie Diodorus davor hält/ von den Alten erdichtet worden/ weil Hercules den einen Arm dieses Stroms mit grosser Mühe und Arbeit aus seinen vorigen Lauff anderswohin geleitet; und sey dasselbe Land/ weil es mit diesem fruchtbaren Wasser gewässert worden/ hernach überaus trächtig gewesen.
Es werden aber die Flüsse von den Poeten auf mancherley Weise beschrieben/ indem dieselbige entweder die Eigenschafft der Wasser/ oder ihren Lauff/ oder die Natur der Landschafft/ wordurch sie lauffen/ betrachtet/ und hernach die Flüsse oder Ströme mit unterschiedlichen hierzu dienlichen Beschreibungen gezeichnet. Daher Pausanias in Arcadicis erzehlet/ daß in einem Tempel in der Landschafft Arcadia/ die Statuen einiger vornehmen Flüsse aus dem schönsten weissen Marmor Der Fluß Nilus./ deß Nilus Bildnus aber allein aus schwartzen Stein zu sehen seye; dessen Ursache er diese zu seyn vermeinet/ weil der Nilus durch die schwartzen Mohren fliesset/ und alsdann sich ins Meer ergeust. Lucianus schreibet/ es haben die Egypter deß Nilus Bild auf einen Crocodil oder Meer-Pferd gesetzt. Ein Meer-Pferd aber ist/ wie es Herodotus
Meer-Pferd. beschreibet/ ein vierfüssig Thier/ in der Grösse einem Ochsen gleich/ hat einen Ochsen-Kopff/ eine eingebogne Nase/ nach Art der Ziegen/ ist mit einer Mähne am Hals wie ein Pferd versehen/ wiehert auch wie dasselbe/ hat krumme Zähne als ein wild Schwein/ einen gläntzenden Schwantz/ und eine so dicke und harte Haut/ daß man/ wann sie trocken/ Pfeile daraus machen kan; Dieses Thier ist von den Griechen ἱπποπόταμος genennet worden. Um das Bild deß Nilus stelleten sie einige spielende Knaben/ wie beym Plinius in seinem XXXV. Buche zu lesen/ woselbst er von dem Marmel/ welchen sie Basaltem nennten/ redet/ wann er schreibet/ daß aus demselben Marmor der Kayser Vespasianus dem Augustus zu Rom in dem Friedens-Tempel eine Statua/ deß Nilus Bildnus vorstellend/ gewidmet/ umb welche XVI. Kinder gespielt; wordurch angedeutet worden/ daß dieser Fluß aufs höchste im Aufschwellen eben so viel Elen zu wachsen und empor zu steigen pflege.
Vertumnus Von einer zu Rom auf dem Marckt stehenden Bildnus deß Vertumnus/ welche die daselbst durchfliessende Tiber vorstellte/ lieset man/ daß sie mit Blumen und Früchten geziert gewesen/ umb dardurch deß Landes Fruchtbarkeit zu bedeuten/ an welchem die Tieber vorbey streichet. Von diesem Gott Vertumnus glaubten die Alten/ daß er den Menschlichen Gedancken vorgesetzt seye/ und unterschiedliche Gestalten annehme/ eben auf solche Weise/ wie die Menschen ihre Rahtschäge immer zu ändern pflegten. Andere haben ihn für den Gott deß Jahrs gehalten/ welches/ nach Art der Zeiten/ unterschiedliche Gestalten an sich nimmt; und dahero ist seine Natur allen Gestalten beqvem/ wie Propertius von ihm im IV. Buch saget/ dessen Beschreibung/ weil sie über die massen schön/ wir hieher zu setzen der Mühe wol wehrt geachtet; Sie bestehet aber in folgenden Worten:
Accipe Vertumni signa paterna¶ Dei.
Tuscus ego, Tuscis orior, nec poenitet¶ inter
Praelia Volscinos deseruisse focos.
Nec me turba juvat, nec templo delector¶ eburno;
Romanum satis est, posse videre fo-¶ rum.
Hac quondam Tiberinus iter faciebat,¶ & ajunt
Remorum auditos per vada pulsa so-¶ nos.
At postquam ille suis tantum concessit a-¶ lumnis,
Vertumnus verso dicor ab amne¶ Deus: