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TA 1679, Metamorphosis, S. 149

Linke Spalte

So deutet dieser AEneas auch an/ daß Eltern eine sonderbare Liebe haben und beweisen müssen/ in Auferziehung und Unterweisung ihrer Kinder/ darbeneben auch ihnen/ mit gottseeligem frommen Leben/ vorgehen/ und also sie aus dem Feuer oder Brande des Verderbens führen; Ingleichen auch ein Mann sein Weib/ als seinen eigenen Leib/ lieben müsse: dieweil AEneas seinen Vatter/ ausser der/ in der Flamme stehenden Stadt Troja verließ/ wieder zu ruck hinein lieff/ und sein verlohrnes Weib suchte. Allein es fället beederseits/ zwischen Mann und Weib/ in dem ehelichen Leben heut zu Tage kein geringer Mangel dißfalls vor: sintemal manche Ehe/ mit nichts weniger/ dann Liebe/ befestigt und vereinigt ist: Also/ daß die Ehegatten nicht eines des andern Erlösung/ oder Behaltnus/ sondern vielmehr Verderb und Untergang befordern: und giebt immer eines dem andern die Schuld/ weil Sinngebende und Lehrliche Auslegung über die Töchter des Anius in Tauben derwandelt. keines sein Unrecht erkennen kan. Daß die Töchter des Priesterlichen Königs Anius/ welche vom Bachus die Gnaden-Gabe hatten/ alles/ was sie anrührten/ in Korn/ Wein und Oehl zu verwandeln/ vom Agamemnon verfolgt/ daß sie das Griechische Lager vor Troja solten speisen/ in Tauben verändert worden/ verbirgt in sich diese Lehr/ daß diejenige/ so von Jugend an Gott/ mit aufrichtigen Hertzen/ suchen und dienen/ endlich in der Gottseligkeit einen hohen Grad und grosse Vollkommenheit erreichen: Und wie hart ihnen gleich die weltliche Verfolgung/ mit ihrer Drangsal/ zusetzet/ dannoch Auslegung üder die Verwirrung des Aeneas. einfältig als die Tauben bleiben/ sich aus diesen irrdieschen und vergänglichen Dingen/ mit den Seelen und Gedancken/ zu den himmlischen in die Höhe schwingen/ und mit einem ehrlich/ schlecht/ und aufrechten Wandel/ in allen löblichen Tugenden verharren. Das wunderbare Umherschweiffen/ so AEneas zur See gethan/ und alle Schwerigkeiten/ die er auf dem Wege hatte/ ehe er in das ihm verordnete Italien zur Ruhe kommen konte/ füget sich zu dieser Erklärung/ daß in dem ungestümmen Saltz-Meer dieser Welt/ kein sicher und geruhlicher Häfen sey/ da man den Ancker seiner Hofnung oder des Vertrauens vest und geruhlicher einsenken möchte: bis wir/ zu der/ von Gott versprochnen/ Seelen-Ruh gelangen. Und dieweil wir/ in der Reise des AEneas die zwey Schiff-verderbende Meerwunder/ als die Scylla und Charybdis finden: müssen wir allhier dieselbe vor uns nehmen/ ob wol von der Scylla/ im nächstfolgendem Buche/ ebenfalls gehandelt wird.

Von der Scylla und
Charybdis.

DIese Scylla war eine Tochter des Phorcys und der Hecate/ die auch Crataeis genennet wird. Wiewol diese Scylla sonst auch für eine Tochter des Typhons geachtet wird. Vornen/ im achten Buch/ haben wir Scylla/ als eine Tochter des Nisus betrachtet/ welche Einige von Dieser nicht zu unterscheiden pflegen. Nach anderer Meinung/ aber sind derer zwo gewesen/ davon

Rechte Spalte

die eine in einen Vogel; die andere in eine Steinklippe verwandelt worden. Unsere Steinklippene Scylla soll/ wie man sagt/ eine sehr schöne Nympfe gewest seyn/ also daß Neptunus sie seiner buhlerischen Liebe und Umfahung gewürdigt. Nachdem aber solches seine Gemahlin/ die Amphitrite/ vernommen/ hat sie den Brunn vergifftet/ darinnen die Scylla zu baden pflegte: wordurch sie rasend worden/ in das Meer gesprungen/ und in ein Meerwunder verwandelt worden. Wiewol unser Poet/ in seinem folgendem Buche/ meldet/ es sey die Circe gewest/ die ihr einen Winckel im Meer/ allda sie sich pflegte aufzuhalten/ verzaubert habe: weil sie sich in den Meers-Gott Glaucus verliebt gehabt/ und selbigen anderer Gestalt von der Scylla nicht abziehen können. Als nun Scylla an den gewohnten Ort und Stätte kommen/ habe sie sich mitten unter bellenden thörichten Hunden/ und andern grausamen Thieren/befunden/ denen sie nicht entfliehen können/ weswegen Glaucus sehr betrübt gewest/ und die Circe noch mehr gescheuet habe: Nachdem nun die Scilla den Ulysses/ der Circe zum Hohn/ seiner Knechte beraubt/ und die Schiffe des AEneas zu verschlingen vermeynt/ sey sie in eine Steinklippe verwandelt worden. Von dieser Scylla ist zu lesen Homerus/ im zwölfften Buch der Odysseen; und Virgilius/ im dritten Buch AEneidos. Sie wird von einigen abgebildet/ mit 6. Häuptern/ als einer Raupen/ eines Hundes/ Löwens/ einer Gorgonen/ eines Wallfisches und Weibes. Andere sagen/ sie habe ein schönes Angesicht bis an die Augen/ aber unter denselben befinde sich ihre Gestalt sehr abscheulich/ und mit sechs Hunds-Köpffen besetzt/ der übrige gantze Leib aber gebildet/ wie eine Schlange. Homerus machet/ in angezognem seinem Buche/ ein Ungeheuer draus von 6. Häuptern/ und 12. Füssen/ woran iedes Haupt drey reyhen Zähne habe. Die Charybdis der Scylla Charybdis/ so gleichfalls des Phorcys Tochter/ und eine Schwester der Scylla/ war ebenmässig ein reissend und rauberisch Weib/ welche/ da sie dem Hercules/ als er beym Geryon war/ einiges Hornvieh geraubt hatte/ vom Jupiter/ mit einem Donnerkeil/ erschlagen/und/ gegen Sicilien über/ an dem Ort/ ietzo Galofaro genannt/ in eine abgründliche Tieffe des Meers verwandelt worden. Alhier stösset sie das Wasser über sich in die Höhe/ und schlinget es alsdann wiederum ein: wordurch sie eine unglaubliche Menge Schiffe und Menschen zu Grunde richtet. Einige halten darfür/ Hercules habe sie/ wegen des/ an seinem Vieh begangenen/ Diebstahls/ todtgeschlagen; ihr Vatter aber habe sie in einem Kessel gesotten/ und also wiederum auferweckt. Unser Poet sagt/ daß Aeneas/ mit seinen Schiffen/ mitten zwischen diesen beyden Meerwundern durchkommen/ in die Stadt Zanclea. Es waren aber dieselbe anders nichts/ als zwey gefährliche Oerter/ in dem Meer/ allda das Wasser/ auf diesen verborgenen hohen Steinklippen/ ein solches Geräusch machte/ daß es lautete/ als ob viel Hunde erschrecklich unter einander heuleten und belleten. Unter andern schreibet ein Autor: Die Scylla ist ein/ aus der See hervor ragender/ Berg/ bey Reggio in Sicilien/ worunter grosse hohe Klippen/ in