TA 1679, Metamorphosis, S. 46
Glied zielen. Sie trug/ auf dem Haupte/ einen Krantz von leibfarbenen Rosen/ als welche von des Adonis Blute hervorgesprossen seyn sollen; worvon wir/ an seinem Orte/ handeln werden. Der Myrtenbaum wird ihr darum zugeeignet: dieweil er die Krafft und Tugend haben soll/ die Liebe zwischen zweyen Personen anzuzünden/ und zuerhalten/ auch ein Gewächs ist/ das gerne am Meer/ woraus die Venus ihren Ursprung hatte/ zu wachsen pfleget. Uber dis wurden der Venus auch Bogen und Pfeile/ zugeschrieben/ als in der Medaea des Euripides zu ersehen/ da er sie also redende einführet:
die deine Zucker-Kinder sind/
und durch dein süsses Lock-Aas blind.
Schick keinen zu mir von den Pfeilen
der Liebe/ die du wilst beginnen
zu langen/ aus dem Köcher da/
komm nur nicht meiner Brust zu nah
Denn bey mir wirstu nichts gewinnen.
Julianus/ der Egypter/ zeiget auch desgleichen/ daß sie nemlich Bogen und Pfeile führe: und also thut auch Virgilius/ im ersten Buch Aeneidos. Ehe wir aber noch von der Venus scheiden/ müssen wir auch etwas von ihren Kindern erzehlen. Mit dem Anchises/ trug sie den Aeneas: Mit dem Marte die Harmonia/ wie Hesiodus bezeuget. Mit dem Mercurius/ den Hermaphrodit. Unter andern gebar sie auch/ durch das Anrühren mit der von der Juno/ bezauberten Hand/ den Priapus. So sagt man auch/ daß die Uberredung/ im Griechischen/ Pytho genannt/ ihre Tochter: weil die Wolredenheit und Liebe sich wol zusammen schicken: Darum wird Mercurius/ unter den Gratien, ihr Gesell/ und Cupido des Mercurius Sohn genennet. Hesiodus sagt/ daß sie mit dem Marte die Furcht/ und Bleichheit gezeugt habe. Und viel andere Kinder mehr soll sie gehabt haben. Unter andern auch den vorernannten Anteros/ mit dem Marte. Lilius Gyraldus schreibt/ Anteros sey ein Nam des Cupido/ der die Liebe vergehen und wieder kommen mache. Oder wie etliche meinen/ soll Anteros die Gegenliebe seyn: Dann/ in der Schule der Eleen/ die Liebe und Gegenliebe abgebildet waren. Cupido hatte einen Palmzweig/ den ihm Anteros/ oder die Gegenliebe trachtete aus den Händen zu nehmen. Cartarius sagte Gemeint ist hier Cartari, Imagini degli dei./ Anteros wäre ein Gott/ der an iedwedem Straffe übte/ so nicht einen andern wiederum zu lieben pflegte/ welcher eine Liede zu ihm trüge; das ist/ der nicht die Liebe eines andern mit Gegenliebe bezahlte: woraus zu ersehen/ daß er kein Gott/ der Unliebe erwecket/ wie etliche wollen/ gewesen sey: sondern mag wol für einen Vergelter der Liebe/ oder für die Gegenliebe gehalten werden. Der Philosophus Porphyrius schreibet/ ietzt besagtes zu bekräfftigen/ von ihm also: Nachdem die Venus den Cupido geboren/ und numehro lange Zeit verloffen war/ auch innen und gewahr wurde/ daß er wenig oder nichts gewachsen/ sondern fast so klein bliebe/ als da er erst geboren: befragte sie das Orakel der Göttin Themis/ wie sie darinnen Vorsehung thun möchte?
Cupido konte ohne den Anteros seinen Bruder nicht wachsen. Worauf ihr geantwortet ward/ daß Cupido/ so lange er allein bliebe/ nimmermehr wachsen und grösser werden könte: sondern sie müste ihm einen Bruder gebären/ daß einer den andern liebte/ und dann würde Cupido wachsen/ so viel ihm von nöhten seyn würde. Weil nun die Venus dem Orakel geglaubt/ habe sie den Anteros geboren: So bald wäre dieses kaum geschehen gewesen/ da habe Cupido angefangen zu wachsen/ seine Flügel auszubreiten/ und also tapffer zu zunehmen. Und hat es solche Beschaffenheit mit diesen zweyen Brüdern/ daß niemaln/ oder gar selten/ der eine ohne den andern: Und wann Cupido siehet/ daß Anteros wächset und groß wird/ bemühet er sich noch mehr zu zeigen: siehet er ihn klein wird er gleichfals klein/ wiewol ihms Anteros vielmal zum Bossen thut. Also wächset die Liebe in der Person/ zu welcher gleichfalls Liebe getragen wird: Dann der Geliebte nohtwendig den Liebenden wieder lieben muß. Daß diese zwey/ um den Palm streitende/ Brüder/ bey den Griechen/ in die Schulen gestellet wurden/ deutet/ nach etlicher Meinung/ an/ daß sie dardurch ihre Jugend stetig unter einander zu lieben reitzen/ und aufmuntern wollen: Ich aber halte darfür/ es sey geschehen/ daß ein iedweder sich bemühen solte/ seinen Mitgesellen im Fleiß zu übertreffen. Wie solches/ an den künstlichen Mahlern/ gespührt und in acht genommen wird: Welche/ wann sie einen wissen/ der sie zu übertreffen scheinet/ desto mehr von der Lust angetrieben werden/ sich noch künstlicher zu enweisen erweisen: Und eben also gehet es auch mit denen/ so um eine Jungfrau buhlen/ dann sie alsdann/ in der Liebe/ viel inbrünstiger und hitziger zu werden pflegen. Auch solten/ wie einige schreiben/ die drey Gratien/ der Venus und des Bachus Töchter gewesen seyn. Andere sagen/ sie würden ihr zugeeignet/ weil sie nichts thue/ ohne Vorwissen der Gratien: wie dann/ unter andern/ Pausanias sagt/ Venus habe/ als sie den Zanckapffel vom Paris empfangen sollen/ den Hymenäus/ Cupido und die Charites/ oder die Huldgöttinnen und Gratien/ zu sich beruffen.
Natürliche Auslegung was die Venus sey. Endlich aber ist die verborgene Venus anders nichts/ als die verborgene Begierligkeit und Lust/ welche die Natur allen Thieren/ zur Fortpflantzung/ eingeschaffen hat: dessen wir einen klaren Beweiß haben/ wann die warme Frühlings-Lufft in allen Dingen eine Neigung macht und erwecket/ ihres gleichen hervor zubringen. Dannenhero der Poet Aura und Zephyrus der Venus Vorläuffer. Lucretius das sanffte kühle Windlein Aura/ und das Blasen des Westwinds oder Zephyrs/ Vorläuffer oder Botten der Venus/ nennet. Sie wird/ aus dem Schaume des Meers/ geboren zu seyn geglaubet: dieweil der Fortpflantzungs-Saame aus den Thieren nichts anders ist/ dann der Schaum des Bluts/ welches/ wann es siedet/ in die Höhe getrieben wird/ und oben auf schwimmet: wie dann auch die saltzige Feuchtigkeiten zu der Fortpflantzzung nicht wenig Behülffs geben/ indeme sie/ durch ihre Hitze und Schärffe/ die Unkeuschheit erwecken.
Schwanen an der Venus Wagen warum? Daß der Venus Wagen/ unter andern Thieren/ auch von Schwanen gezogen wird/ giebt zu bemercken/ daß die jenige/ so nett/ schön/ geistreich und gesund