TA 1679, III (Malerei), S. 91
Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Bislang konnte keine schriftliche Quelle für die Angaben zum Rhyton Gonzaga ausgemacht werden. Möglicherweise stützt Sandrart sich hier auf Informationen, die er während eines Aufenthalts in Mantua im Jahr 1629 erhielt; vgl. Kuhn-Forte 2009, S. 162.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 1113
über dessen grossen Seltsamkeit und wunderbare Art/ vielerley Gedancken gefallen: Indem einige ein aus fremden Landen kommendes Bockshorn daraus machen wolten: welches aber/ wegen seiner herrlichen Grösse/ und schönen Gestalt/ auch sonderbaren Saubrigkeit/ nicht angenommen werden können. Andere hielten es für ein Horrn des Rhinocers oder Nasehorn-Thiers. Mitlerzeit nun wurde auch der berühmte Mahler Julio Romano,im Dienste des Hortzogen Hertzogen von Mantua dahin beruffen/ daselbsten/ zu Verfertigung selbiger Residenz, die bekante grosse Saal-Wercke MatuanischMantuanisch kostbares Horn. des Palatz T. zu zeichnen: und weil er auch/ für selbige Herrschafft/ sehr viel Vasa und Geschirre/ samt allerley Tisch-Zierrahten/ welche durch die allda selbiger Zeit gleichfalls gegenwärtige vortreffliche Gold-Arbeiter/ auch in Kristall und Agat schneidende Künstler aufs kostbarste ins Werck gebracht wurden/ zeichnen muste; gefiel dem Hertzog auch dieses schöne Horn zu einem Trinckgeschirr zu zeichnen/ und durch Künstlers-Hand dergestalt ausarbeiten und bezieren zu lassen/ daß man füglich und bequemlich daraus trincken und so fort auch darauf blasen konte/ da es dann einen sehr wollautenden angenehmen Thon gab. Die Zierraten waren von Gold alle aufs herrlichste an seiner bequemen Handhaben mit windenden Schlänglein umschlungen. Von vornen hatte es ein Satyrs-Gesicht/ aus dessen Haupte einige Zweiglein von Wintergrün hervor gewachsen zu sehen/ welche mit ihren Blättern dieses Horn umwickelten/ daß ihme nebenst andern ausgesonnenen Zierlichkeiten/ ein herrliches Ansehen gab. Daher hernach/ bey allen Banqueten/ auch dieses schöne Horn-Geschirr seyn muste/ und in hohen Werth gehalten wurde: bis endlich im Jahr 1629. diese weltberühmte Stadt Mantua, durch die Käyserliche Armee/ unverhofft mit Sturm erobert wurde/ und dieses vortreffliche Horn/ samt einer unglaublichen Menge allerley Gefäß und Geschirre von Berg-Krystall/ Achat/ auch andern Juwelen und kostbaren Steinen/ denen Soldaten zur Beute/ und jämmerlich von ihnen zertrümmert worden/ nur zu dem Ende/ damit sie das Gold und Silber bekommen und darvon bringen möchten: unangesehen die Kunst und Rarität weit ein mehrers wehrt gewesen/ als das Gold und Silber austragen können.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Bislang konnte keine schriftliche Quelle für die Angaben zum Rhyton Gonzaga ausgemacht werden. Möglicherweise stützt Sandrart sich hier auf Informationen, die er während eines Aufenthalts in Mantua im Jahr 1629 erhielt; vgl. Kuhn-Forte 2009, S. 162.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 1113
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Die weiteren Erläuterungen zu den Objekten, die auf den Tafeln 15 und 16 zur Abbildungen kommen, wurden von Sandrart selbst verfasst.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 1118Der auf obberührter Platten stehende/ mit Laubwerck bezierte grosse marmelsteinerne antiquische Steiner Altar. Altar-Fuß ward bey den Alten zu Opffern gebraucht: deswegen er auch/ hieher gestellet worden. Das grosse Gefäß/ aus weissem Marmorstein Marmelsteiner groß Vaß. gebildet/ hat seine schöne Form auch Fuß und Deckel noch gantz/ ist mehrer/ als eines grossen Mannes Höhe/ und dienet dem Printzen Justinian/ in seinem schönen Garten bey la Porta del Populo, zur angenehmen Zier/ zwischen den Bäumgängen/ welche wir/ neben andern fast gleicher Grösse/ dieser Bilderey Erfahrnen zu Gefallen/ mit beybringen wollen. Dieser Abbildung Innhalt ist eine lustige Bachanal-Vorstellung der Faunen/Satyren/ und Nymphen in einer Lauberhütten/
als in deren Wohnung sie ihrem Gebrauch nach/ essen/ trincken/ und frölich seyn. Bey solchem ihrem guten Mut und wolleben/ erscheinet ihr Alter/ Silenus, seinem Gebrauch nach mit Wein also eingefüllet/ daß seine Füsse nicht vermögen ihn zu tragen/ sondern er allem Ansehen nach niederfallen würde/ wann ihn seine Hofbursch/ die andere Faunen und Satyren nicht erhielten. Und was sonst mehr schauwürdiges sich daran ereignet.
Dieses hintere Theil eines grossen Stück Marmelsteins zeiget uns sehr kunstreich die Abbildung der Antichen Reutereyen im Krieg/ an der Person eines zu Pferde sitzenden vornehmen/ von künstlicher Hand gebildeten Hauptmanns: der auf dem Haupt eine gekräntzte Pickelhauben trägt/ auch am Leibe mit einem Pantzer-Rock verwahrt ist/ darüber er sein Schwert angehencket. Seine Hand hält er dergestalt geschlossen/ als ob er einen Spieß (der nun abgebrochen scheinet) darinn zum Stoß oder Durchrennen/ führte. Ein vergleichbares Fragment eines Marmorreliefs mit einem einzelnen Reiter, wie es auf Tafel 15 zur Darstellung kommt, konnte bislang nicht identifiziert werden. Vermutlich handelt es sich eher um ein fiktives Stück, das motivisch auf die Reiterfiguren der Trajanssäule Bezug nimmt; vgl. Kuhn-Forte 2009, S. 162.
Plat. 16.Die alte Historien erzehlen/ daß Käyser Augustus einen vortrefflichen Gang vom Capitolio Ruin oder Tragm. Fragm. ab/ nach dem Berg Palatin, gantz von Marmelstein prächtig bauen lassen; welcher aber nunmehr allerdings verheert und verstörten ist/ ausser dieses beygefügtes. Sintemal selbiges Werck also hoch mit Steinen und Erden verschüttet worden/ Ruin des Käys. Augusti Gangs vom Capitolio zu dem Berge Palatin. daß ein mehrers davon nicht zu sehen/ als hiebey vorgestellter Frieß und Cornice (darauf die Opffer-Instrumente abgebildet stehen) zu erkennen giebt. Welche zierliche und Majestätische Ruine wir den Kunstliebenden zu sonderbarem Gefallen/ also/ wie man sie zu meiner Zeit noch gesehen/ mittheilen wollen/ neben den andern Fragmenten eines Bau-Fundaments/ darauf ein groß Geschirr Porfir-Geschirr. von Porphyrstein abgebildet. Deren die Alten zu den Füß-waschen sich gebraucht haben/ und denjenigen in Burghesischen Palast/ darinnen die Abbildung des sterbenden Seneca steht nicht ohngleich ist.
Runder Altar. Der grosse runde Marmolstein giebt bald zu erkennen/ daß er zu einem Opffer-Altar gemacht worden/ der Ochsenköpffe Gebeine samt denen zierlich herum geführten Festinen mit Trauben/ Früchten und Laubwerck umwunden/ zeiget uns der Antiquen/ gebrauchten schönen Verstand/ wie sie auch/ in allen ihren anderen Wercken/ sich/ als gu- gute Meister der Zeichen-Kunst verspühren lassen.
Marmelsteines Zier Geschirr. Das gröste runde Geschirr mit einem Deckel in Marmelstein/ scheinet mehr zur Zier/ als zum Gebrauch gemacht/ wegen der Kunst/ daran befindlicher Wasser-Gefässe/ aus denen zwey mit Wein-Reben und Trauben auch deren Blätter Schöner Garten des Printzen Justinian mit 500 Antiquitäten. vernünfftig umgeben/ der Antiquität halben in unsers Printzen Justiniano Lustgarten zu sehen: sintemal eben dieser sehr grosser Garten erfüllet ist/ mit allerley köstlichen Beweiß an Früchten/ die/ neben der grossen Sonnen Hitze auch springende Fontanen zu Beförderung ihres Wachsthums geniessen. Massen allda auch ein kleiner Wald von
Die weiteren Erläuterungen zu den Objekten, die auf den Tafeln 15 und 16 zur Abbildungen kommen, wurden von Sandrart selbst verfasst.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 1118