Sog. Trunkener Silen (Bacchus?)

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Basis-Daten

Datierung

1626

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Format/Maße

185 x 229 cm

Signatur und Bezeichnung

Josephus de Ribera, Hispanus, Valentin./ et accademicus Romanus faciebat / Partenope 1626

Heutiger Aufbewahrungsort

Neapel, Museo e Gallerie Nazionali di Capodimonte, Inv.-Nr. 298

Erwähnungen in der Teutschen Academie

»… erschreckliche Sachen/ den in der Hölle gequälten Titius und Ixion, des Cato Uticensis Selbst-Mord. Einen trunkenen Silenus. LXXXV. CAVALIER DE MASSIMI, befleißiget sich der Annemlichkeit.«
TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 183

»Einen trunckenen Silenus
TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 191

»… mit anderndergleichen zwar widerwärtigen jedoch kunstreich- und natürlichen Dingen; Auch mahlte er einen feisten nackend-ligenden Silenus, mit Weinreben gekrönt ohne Bart/ der ihme wieder einschenken lässt/ da ein zierlicher Satyr aus einer auf seiner Achsel ligender Bockshaut ihme den rohten Wein in sein von Perlmutter gemachtes Geschirr lauffen lässt/ und ein anderer Satyr ziehet ihn/ vergesellschaft mit etlicher anderer Bursch aus seiner Zunft/ bey einem grossen gepressten Trauben-Geschirr/ davon etliche junge Fauni so viel eingenommen/ daß sie trunken aufs Angesicht niderstürzen/ und anders dergleichen mehr/ alles mit grossem Fleiß/ Zierde und Gedult gemahlt/ welche Werke zu Neapel der fürnehme Kunstlieber allda/ Caspar de Romer, mir gewiesen/ der vermuhtlich noch lebet/ und dessen Wolstand und lange Jahre ich von Herzen wünsche
TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 191

Kommentare

Sandrarts Angabe in der Vita Jusepe de Riberas, er habe das Gemälde bei Gaspar Roomer gesehen, bereitet viele Schwierigkeiten: Zum einen, weil Roomer erst ab 1653 in Besitz des Werkes war, ein zweiter Italienaufenthalt Sandrarts nach 1635 aber nicht sicher belegt ist (vgl. Danesi Squarzina 2009, S. 136), zum anderen, weil die Beschreibung des Gemäldes einige Ungenauigkeiten aufweist (vgl. Lange 2003, S. 231). Während Sandrart »etliche junge Fauni« erwähnt, die im Gemälde nicht zu sehen sind, bleibt der junge Faun, der die Zügel des Esels hochhält, ungenannt. Aus Simonatos Untersuchung der Textstelle ging hervor, dass sie in einem engen Zusammenhang zu der Radierung steht, die Ribera zwei Jahre nach dem Gemälde anfertigte. Dort entspricht die Abfolge des in der Beschreibung genannten Bildpersonals der natürlichen Lesrichtung von links nach rechts: Der auf der linken Seite abgebildete Satyr, der dem Silen eingießt, wird im Text zuerst erwähnt, die rechts am Boden liegenden Putten zuletzt (vgl. Simonato 2009(a), S. 217). Erklären lässt sich der Befund möglicherweise damit, dass Sandrart bei seiner Beschreibung des Gemäldes für die Vita Riberas viele Jahre nachdem er es in Neapel gesehen hatte, auf eine Radierung zurückgreifen konnte, deren Abweichungen vom Gemälde folglich mit in die Beschreibung eingingen; vgl. Simonato 2009(a), S. 217.
Den großen Einfluss, den die Darstellung auf Sandrart ausübte, hat Giulia Fusconi aufgezeigt: Riberas »Trunkener Silen« scheint nicht nur die stilistische Quelle für die Porträtbüste eines jugendlichen Fauns darzustellen, den Sandrart für die Galleria Giustiniana, Bd. 2, Tafel 48, zeichnete, möglicherweise war er auch ausschlaggebend für Sandrarts Entscheidung, den antiken Prototypen, die Skulptur des Silen Ludovisi, in der »Teutschen Academie« (TA 1679, Tafel nn) zur Abbildung zu bringen, vgl. Fusconi 2001(b), S. 24 f.
Carolin Ott, 09.07.2010