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TA 1679, Metamorphosis, S. 56

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Schooß/ und ward von ihr in den Busen eingestecket. Darauf nahm er seine rechte Gestalt wiederum an/ und genoß der begehrten Frucht/ wornach alle Liebhaber Verlangen tragen. Einige halten darvor/ Acrisius habe es alsobald gemerckt/ daß seine Tochter schwanger wäre; aber seinen Grimm heimlich verborgen/ bis sie erlöst worden. Andere aber wollen/ daß das Kind bereits drey Jahr alt gewest/ ehe ers in Erfahrung gebracht: und weil er dem Orakel nicht glauben wollen/ daß es des Jupiters Kind wäre/ habe er erstlich die Säugamme getödtet/ hernach Mutter und Kind (welches Perseus benamt gewest/) fest in eine höltzerne Kiste geschlossen/ solche in das Meer geworffen/ Danae und Perseus treiben auf der See. und den wilden Wellen übergeben: welche sie auf die Insel Scryphus ausgeworffen/ so eine derer/ im Egeischen Meer gelegenen/ Cycladischen Insulen/ allda Polydectes/ der Sohn des Androtheus und Peristhenes/ aus des Neptunus Geschlecht/ seine Herrschafft hatte. Als nun die Kiste daselbsten ankam/ hatte/ zu allem Glück/ des Königs Bruder Dictys/ allda auf der See/ seine Lust mit der Fischerey/ der dann/ mit seinem Netze/ diese Kiste zu sich zoge. Worauf ihn Danae ersuchte/ daß er solche öffnen wolte. Als er dieses gethan/ und verstanden/ wer sie wären; führte er sie in sein Hauß/ und empfing sie mit/ aller Freundligkeit/ als seine eigene Freunde und Blutsverwandte; wie Polydectus begehrt der Danae in Unehren. solches Strabo/ in seinem zehnten Buch/ bezeuget. Immittelst verliebte sich Polydectes hefftig in die Danaen/ und lag ihr unablässig an/ seines Willens zu werden/ vermochte sie aber im geringsten nicht zu bewegen. Mit Gewalt aber/ etwas gegen ihr vorzunehmen/ dorffte er/ wegen ihres Sohns/ des Perseus/ der stets um sie/ und nun bereits ziemlich erwachsen war/ nicht wol wagen. Dannenhero suchte er/ wie er den Perseus listig verschicken/ und weit von der Mutter wegbringen möchte. Zu welchem Ende er erdichtete/ daß er der Hippodamia/ des Oenomas Tochter/ die er zu heyrahten gedächte/ einige sonderbare Geschencke senden wolte: Schickte hierauf den Perseus zu denen Gorgonen/ daß er ihme das Haupt der Medusa bringen solte/ solches alsdann seiner Freundin zu geben. Perseus wird zu den Gorgonen gesandt. Seine Meinung aber war/ daß Perseus denen Gorgonen nicht entkommen solte/ und er hernach mit dessen Mutter/ was er wolte/ thun könte. Welches aber anders ausfiel: dann Perseus kam denen Schwestern der Medusa unversehens übern Halß/ nahm ihnen das einige Auge und Zahn/ welche sie unter sich gemein hatten; gab ihnen solches beydes auch nicht wieder/ bis sie ihn geleitet hatten zu den Nymphen/ von welchen er Fersen-Flügel der Musen/ das krumme diamantinne Schwerdt des Mercurius/ Harpe genannt/ des Pluto Helm/ und den grossen Spiegel-Schild der Minerva empfienge. Gorgonen und Medusa. Mit diesen flog er durch die Lufft/ und langte in Spanien/ bey der Stadt Tertessa/ an. Daselbst um wohneten die Gorgonen/ derer Haupt und Haar/ mit schubbichten Schlangen/ durchflochten/ ihre Leiber aber mit geflochtenen Adern/ und die Mäuler voll grimmige Zähne/ wie grosser wilden Schweine-Hauer waren: und kupfferne Hände/ stählerne krumme Klauen oder Nägel/ und guldene

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Flügel zum fliegen hatten. Diese fand er/ zu seinem Glücke/ schlaffend; und schlug er alsobald der Medusa/ ihrer Schwester/ das Haupt ab: Aus dem Blut dieses Haupts ist das Pferd Pegasus/ und ein Theil Schlangen entsprungen. Als nun die Gorgonen hierüber aufwachten; flogen sie auf ihn loß/ ihn zu verschlingen: veränderten auch alle die/ so sie im Angesicht sahen/ in Steine/ dieweil aber Perseus/ mit des Plutons Schilde bedeckt war: vermochten sie nichts auszurichten wider ihn. Nachdem nun Perseus/ mit diesem Haupte/ überall umher Andromeda erlöst. geflogen/ die schöne Andromeda gesehen/ dieselbe erlöst/ und zum Weibe genommen hatte: brachte er endlich das Haupt dem Könige Polydectes. Weil aber dieser dem Perseus solche erlangte Ehre/ daß er nemlich eine solche tapffere That gethan/ misgönnte/ auch noch immerdar ein böses Hertz zu ihm trug und ihn lästerte: nahm er ihm das Haupt wiederum/ Polydectes in Stein verwandelt. und nach vieler Gedult/ verwandelte er ihn in einen Steinfels; indem er ihm dieses Haupt/ dessen Krafft dem Polydectes unbekand war/ sehen ließ. Hierauf gab Perseus dieses Haupt der Minerva/ die solches allezeit auf oder in ihrem Schilde trug. Andere wollen/ daß dem Perseus/ als er wieder zuruck kommen/ auf die Insul Scryphus/ seine Mutter die Danae und Dictys/ des Polydectes Bruder/ begegnet/ indem sie/ sich zu salviren/ in einen Tempel fliehen wolten/ um allda sicher zu seyn für der Gewalt und Uberlast des Polydectes/ welcher bereits alle seine Freunde und Verwandten eingeladen/ in Meinung/ die Danaen zu ehlichen: deswegen ihn Perseus/ samt allen/ die bey ihm zu Gaste gewesen/ bey seiner Ankunfft in Steine verwandelt haben soll/ worauf er die Herrschafft dieses Eylandes dem Dictys überlassen/ sich darvon gemacht/ und/ mit seiner Mutter/ nebst der erlöseten Andromeda/ durch einen grossen Hauffen Cyclopen begleitet/ zu Argos angelangt/ aber allda seinen Großvatter den Acrisius nicht gefunden/ dann weil derselbe des Perseus Rache gefürchtet/ war er nach Larissa geflohen/ also ließ Perseus seine Mutter Danae zu Argos/ bey ihrer Mutter Eurydice/ und zoch/ mit der Andromeda/ und denen Cyclopen/ gerade nach Larissa/ allda er seinen Großvatter/ den Acrisius/ funden/ und ihme gerathen/ wiederum mit nacher Argos zu kehren: Ehe er aber noch von dar abreisete/ ließ er daselbsten/ in der gantzen Stadt/ außruffen/ daß er Freuden-Spiele/ Turniere/ Stechen und dergleichen halten wolte: In welchen Perseus selbst einer von den Kämpffern und Streitern war. Und weil damals die Olympische Spiele noch nicht gebräuchlich waren/ pflegten sie ein Spiel unter das andere zu mischen/ und sich also darinne zu üben. Perseus nahm die Scheibe/ oder den Wurffstein/ ließ daran seine Stärcke und Geschicklichkeit blikken: allein im niederfallen traff der Stein/ durch Unglück/ eben auf des Acrisii Fuß/ worvon dieser auch den Geist aufgeben muste/ und von denen Bürgern zu Larissa/ vor dem Thore/ herrlich begraben ward. Welchen Fall und Begebenheit Pausanias/ in der Corintischen Geschicht/ an einen andern Ort/ nemlich an den Fluß Peneus versetzt. Andere wollen/ daß Teutamus der König von Larissa/ bey des Perseus Ankunfft/ die Begräbnüs-Spiele zu Ehren