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TA 1679, III (Malerei), S. 1

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Vorrede
über die continuirte Lebens - und Kunst-
Beschreibung der alten und neuen fürtreflichsten Mah-
ler in Griechenland/ Italien/ Teutsch- und
Niderland.
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SandrartInformat. on source text markers:
In der Vorrede zum Malereikapitel legt Sandrart sein kompilatorisches Vorgehen offen, das durch eine kreative Zusammenstellung von Texten und der kritischen Stellungnahme Sandrarts einen produktiven Charakter erhält. Explizit werden Plinius, Vergil, Homer und Juan Luis Vives als Quellen benannt, auf die sich Sandrart bezieht, wenn er über die Entstehung und Entwicklung der Malkunst schreibt. Einige Ausführungen wiederholt Sandrart nach dem ersten Buch des zweiten Teils der TA 1675, die Vorrede schließt mit einer Inhaltsangabe des folgenden dritten Buches der TA 1679.Christina Posselt, 07/10/2010The end of this part of the text is on page 997
DIE künstliche Edle Wercke der berühmten Mahler alter Zeiten/ welche wir Antichen nennen/ und des Alterthums Misgunst längst so gar verzehrt hat/ daß nirgendwo etwas mehr darvon zu sehen ist/ solten uns nicht allein aus den Augen/ sondern auch aus dem Gedächtnus und der Erkäntnus verruckt/ entzogen und ausgetilgt seyn/ also daß man darvon auch nicht das gerinste wüste zu erzehlen; wofern die niemals-gnug-gepriesene Himmlische Schreib-kunst uns dieselbe nicht in unsterblichen Angedencken bewahrt und erhalten hätte.

Denen alten Scribenten hat mans zu danken/ daß man der alten Mahler und ihrer Werke noch Erkäntnus hat. Welches wir derer Scribenten Sorgfalt zu dancken/ die den folgenden Zeiten und Völckerschafften so viel darvon gönnen und mittheilen wollen: insonderheit dem Welt- berühmten Geschichtschreiber Plinius, als welcher in seiner Natur- Historie sehr viel darvon handelt/ dieser hat uns die Namen der Künstler/ nebst ihren besondern Wercken/ angezeigt/ und bey unsterblicher Gedächtnus gefristet: Nicht zwar/ wie er selbst bekennet/ in rechter Ordnung; sondern unter einander: weiln diese Materie zu behandeln seines vornehmens Endzweck eigentlich nicht gewesen.

Right column

Vom Alterthum der Mahlerkunst. Demnach habe ich sowol in seiner/ als in anderer Scribenten Schrifften mehr/ sehr genau nachgeforscht/ zu welcher Zeit unsere Mahler-Kunst ihren Anfang und Ursprung genommen. Da ich dann verschiedene/ und zuweilen unter sich selbsten strittige/ Meinungen hiervon gefunden. Als/ unter andern/ ob wol-benannten Plinius: wann er im fünfften Capittel seines sechs und dreissigsten Buchs schreibt Vgl. Plin. nat. 36, 15 (im vierten Kapitel).Christina Posselt, 12/15/2011: Man muß wissen/ daß die Kunst des Bildhauens aus Steinen/ lange Zeit/ vor der Mahler-und Bildgiesser- Kunst im Brauch gewest: Dann diese zwo letzte Künste erst/ zur Zeit des Phidias ans Tagliecht kommen: Welches war ohngefehr um die drey und achtzigste Olympias/ wol dreyhundert zwey und dreissig Jahre nach Erfindung der Bildhau - Kunst aus Steinen. Und zu Bekräfftigung dessen/ sagt er im Eingange dieses Capittels/ man werde befinden/ daß die Bildhau-Kunst ihren Anfang genommmen mit denen Olympiaden. Jetzt erzehlten Plinius verstösst sich über dem Alterthum der Mahlerkunst/ und schreibt wider sich selber. allem aber ist schnur gerade zu entgegen was er im achten Capittel seines sechs und dreissigsten Buchs vorbringt Vgl. vielmehr Plin. nat. 35, 55.Christina Posselt, 12/15/2011/ da er also redet: Es ist männiglich bekandt/ daß Candaules/ ehedessen König in Lydien/ und letzter Regent der Heracliden/ welchem man von seinem

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In der Vorrede zum Malereikapitel legt Sandrart sein kompilatorisches Vorgehen offen, das durch eine kreative Zusammenstellung von Texten und der kritischen Stellungnahme Sandrarts einen produktiven Charakter erhält. Explizit werden Plinius, Vergil, Homer und Juan Luis Vives als Quellen benannt, auf die sich Sandrart bezieht, wenn er über die Entstehung und Entwicklung der Malkunst schreibt. Einige Ausführungen wiederholt Sandrart nach dem ersten Buch des zweiten Teils der TA 1675, die Vorrede schließt mit einer Inhaltsangabe des folgenden dritten Buches der TA 1679.Christina Posselt, 07/10/2010The end of this part of the text is on page 997