TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 277
Mander (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 20): Mander, Schilderboek 1616–18, fol. R1r–S4r, überprüft anhand der Edition Miedema, Bd. I, S. 6–34. Der Autor dieser dem Neudruck 1616–18 hinzugefügten Biographie ist umstritten. Das Sonett am Ende der Vita ist von dem holländischen Poeten Gerbrand Adriaensz Bredero (1585–1618) signiert, der früher auch als Autor der Vita galt, ebenso wurde van Manders jüngster Bruder Adam vorgeschlagen (vgl. dazu Mander, Schilderboek (Ed. Miedema 1994–99), Bd. II, S. 12–14). Sandrart gibt die Vita mit einigen Kürzungen wieder.The beginning of this part of the text is on page 498
großen Kopf/ den andern mit kurzen Füßen oder hohen Rucken/ und also jedem seine von Natur habende Defecten, die er artig vergrößert/ vorgestellet/ als auch den Dienerinnen/ die er ganz gleichend und noch scheinbarlicher auszubilden gewust/ darbey allerhand lächerliche Vers und Reimen fügend/ und viel Gelächter/ aber auch bisweilen Streitigkeiten unter ihnen verursachend/ zumal da er sie mit mancherley visirlichen Kleidungen/ die er mit Wasserfarb aufs Papyr gebracht/ versehen.
Weil er nun neben seinen Studien unnachläßlich der Mahler-Kunst obgelegen/ berahtschlagten seine Eltern/ ihn zu dem berühmten Lucas de Seine Lehr Jahr. Heer in die Lehr zu stellen/ wie auch geschehen/ und nachdem er merklich daselbst zugenommen/ thaten sie ihn auch zu Peter Ulrich/ bey dem er viele vernünftige Historien aus dem Alten Testament gemahlet/ dabeneben unterließ er nicht/ sich in der Dichtkunst/ durch Vorstellung allerley Comoedien/ zu üben. Entzwischen entstunden die malcontenten/ und ergriffen viel tausend das Gewehr/ da sie nun das ganze Land ruinirten und plünderten/ überstiegen sie auch Meulebrek/ und da sich die umligende Bauren widersezten/ schmiedeten sie durch die Erfahrenheit des Gewehrs das endliche Verderben selbiger Landen/ weswegen seine Eltern mit ihme nacher Brugge sich salvirt/ und wegen übeln Zustand des Lands ihm erlaubt/ im 26. Jahr seines Alters in Italien zu reisen/ um mehrere Wissenschaft der Kunst zu erlangen. So zoge er nun in Gesellschaft etlicher jungen Edelleut nach Rom; weil er sich aber überall/ wo etwas würdigs zu sehen gewesen/ angemeldt/ und solches nachgezeichnet oder gemahlt/ konte seiner die Gesellschaft nicht erwarten. Da er nun zu Rom ankommen im Jubel-Jahr Anno 1575/ hatte er Gelegenheit viel Fremdes zu sehen/ und bliebe drey Jahr mit grossem Nuzen allda.
Seine Werke belangend/ so hat er zu Terni, Seine Werke in Italien in einem Städtlein unfern Rom/ vor einen Grafen auf ein grosses Blat/ den Greuel deß abscheulichen Pariser-Mords/ und wie der fromme Admiral Coligni zum Fenster ausgeworffen worden/ gemahlt: Neben andern jungen Italiänern/ zu denen er sich immer gesellet/ auch in Gesellschaft Sprangers/ mahlte er viel schöne Contrafäte/ Laubwerk und Grotescen in fresco, dann er zu allen färtig war. Auf der Rukkehr Anno 1572. Van Mander arbeitete 1577 in Basel (vgl. Mander, Schilderboek 1616–18, fol. R4r, überprüft anhand der Edition Miedema, Bd. I, S. 18). Es handelt sich vermutlich um einen Druckfehler, gibt Sandrart im vorhergehenden Abschnitt doch van Manders Ankunft in Rom korrekt mit 1575 an. mahlte er zu Basel aus dem Gottsaker die Flucht Jacobs/ welches der Spranger sehr lobte/ und sind sie daraus mit einander nach Wien gereißt/ haben auch allda zu dem triumphirenden Einzug Käysers Rudolphi, so sehr berühmt ist/ mit Hilf des guten Bildhauers/ Hans Mondt/ viel fürnehme Werke gemacht. Es verlangte aber unsern Künstler nach seinem Vatterland/ mit seinen schönen Zeichnungen/ sich zu begeben. Da man nun zu Meulebrek seiner Gewahr worden/ lieffen ihme alle Retoricker und seines Vatters Diener und Nachbarn entgegen/ empfiengen ihn sehr freundlich/ und begleiteten ihn in seines Vatters Haus/ wo er mit grosser Freude bewillkommet worden; bald begabe er sich auf das Mahlen/ und ließe seine erlernete Kunst in einen nakenden Adam und Eva im
Paradeiß sehen/ wie nicht weniger durch die Sündfluth und Untergang der Welt/ die er meisterhaft gebildet mit wunderselzamen Begebenheiten/ wurde auch dardurch sehr berühmt im ganzen Land/ deswegen er viel Werke in Kirchen und fürnehmer Herren Wohnungen gemacht. Im Schilderboek wird an dieser Stelle noch die heute nicht mehr bekannte »Sintflut« sowie das nicht mehr erhaltene Epitaph für François vander Mandere beschrieben (vgl. Mander, Schilderboek 1616–18, fol. R4r f., überprüft anhand der Edition Miedema, Bd. I, S. 18).
Endlich da die Spanische Unruhe je länger je mehr in selbigen Landen/ neben dem Religion-Unwesen zunahm/ und darauf hin die Bilderstürmung und das völlige Landsverderben/ sonderlich seines Vatters Haus und Güter/ welche durch die Soldaten gänzlich ruiniret worden/ erfolgt/ wurde er gleichwol durch einen Italiänischen Soldaten/ den er zuvor in Rom gekant/ vor mehr Ubels behütet/ aber genöhtiget/ seinen kranken Vatter und Mutter/ samt denen Schwestern und Brüdern/ so gut er gekönt/ nach Cortrich zu bringen/ und in der grauen Münche-Closter um ein Zimmer Seine Werke in Niderland./ Speiß und Trank anzuhalten/ dafür er ihnen dankbarlich viele schöne Sachen gemahlt/ neben andern herrlichen Altar-Blättern/ die er in gemeldtem Cortrich verfärtiget/ darunter S. Catharina hochgepriesen wird. Er war verheurahtet/ und genase seine Hausfrau allda des zweyten Kinds/ entzwischen entstund die Pest/ deswegen er sich Anno 1582. nach Brugg mit Weib und Kind gemacht/ und von daraus ferner mit etwas Mobilien wieder nach Meulebrek/ wurde aber unterwegs durch die Soldaten ausgezogen/ und also bloß und nakend in die Stadt gesandt/ wo er doch keine Ruh noch Sicherheit befande/ sondern also verarmt sezte er sich mit den Seinigen zu Schiff/ und reiste also Holland zu/ in die alte Stadt Harlem/ allda er wol empfangen und mit allen nöhtigen Mobilien versehen wurde/ erhielte auch gleich Arbeit genug/ und mahlte noch eine Sündfluht/ wodurch er sich bey dem Golzio und Cornelischen bekant gemacht/ die daraufhin unter ihnen dreyen eine Academie nach dem Leben zu zeichnen/ davon Carl ihnen die Italiänische Manier gewiesen/ angestellt.
Er mahlte die Passion Christi in 12. Stüklein fürtreflich/ wie solche de Geyn in Kupfer gebracht/ welche von Invention so köstlich/ daß nicht leicht solche gute Ausbildung zu übertreffen/ und noch andere herrliche Werke/ daher jede Kunstliebende Holländer etwas von seiner künstlichen Hand haben wollen.
Im Schilderboek werden einige dieser Werke und ihre Besitzer (darunter Jacob Razet, Jakob Rauwaert, Melchior Wijntges) bzw. Auftraggeber genannt (vgl. Mander, Schilderboek 1616–18, fol. S2r–S3r, überprüft anhand der Edition Miedema, Bd. I, S. 26–30), siehe dazu Mander, Schilderboek (Ed. Miedema 1994–99), Bd. II, S. 72–81. Auch eben so fürtreflich ware von Mander in der Poësie, worinnen er nicht wenig herrliche Gedichte geschrieben/ die seinen Geist Seine Schriften. genugsam bezeigen; In Reimen und in Prosa hat er gestellet die zwey Iliades Homeri, und
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’t Stadt Haerlems beeldt
Het beelt van Haerlem de stadt, waer in is te lesen Haer gelegentheyt, aert, en out, heerlijk wesen
zwey Bilder von Harlem/ neben vielen Liedern/ Reimen und Sonneten: Also auch die Bucolica und Georgica, das Brothaus/ die neue Welt/ oder Beschreibung von West-Indien/ den Oelberg/ die niedergelegte und wieder erhobene Stadt Amsterdam/ unter dern Abbildung gedrukt/ das Schilderbuch und Metamorphosis Ovidii, und dern Bilder Bedeutung/ die er in Niederländischer Sprach herfür gegeben/ samt einem Spiel von Sinna und Dina
Über Dina, die Tochter Jakobs, wird in der Bibel (Genesis 34) berichtet. Welche Moralität van Mander über diese Episode verfasst hat, ist nicht bekannt (vgl. Mander, Schilderboek (Ed. Miedema 1994–99), Bd. II, S. 84)., bey den Flamischen Reden-Rycher gespielt/ so blieben eben so viel ungedrukt. Uberall ist bekant seine güldne Harffen/ManderInformat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 20):
Mander, Schilderboek 1616–18, fol. R1r–S4r, überprüft anhand der Edition Miedema, Bd. I, S. 6–34.
Der Autor dieser dem Neudruck 1616–18 hinzugefügten Biographie ist umstritten. Das Sonett am Ende der Vita ist von dem holländischen Poeten Gerbrand Adriaensz Bredero (1585–1618) signiert, der früher auch als Autor der Vita galt, ebenso wurde van Manders jüngster Bruder Adam vorgeschlagen (vgl. dazu Mander, Schilderboek (Ed. Miedema 1994–99), Bd. II, S. 12–14).
Sandrart gibt die Vita mit einigen Kürzungen wieder.The beginning of this part of the text is on page 498 SandrartInformat. on source text markers:
Die Psalmen werden bei der Aufzählung im Schilderboek nicht erwähnt (vgl.
Mander, Schilderboek 1616–18, fol. S3r, überprüft anhand der Edition Miedema, Bd. I, S. 30).The end of this part of the text is on page 500die Psalmen Davids
Die Psalmen sind enthalten in Jan Jansz. Deutels Liederbuch, Hoorn 1644./ mit andern geistlichen Gesängen/ die in grosser Andacht
Die Psalmen werden bei der Aufzählung im Schilderboek nicht erwähnt (vgl. Mander, Schilderboek 1616–18, fol. S3r, überprüft anhand der Edition Miedema, Bd. I, S. 30).The end of this part of the text is on page 500