TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 154
Mander (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 163v–173v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn]. Sandrart kürzt einige Passagen, fügt selbst eine Anekdote hinzu und gibt die meisten der von van Mander zitierten Verse in deutscher Übersetzung wieder, wobei die sprachliche Abfassung bei Sigmund von Birken zu vermuten ist, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25-29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011, S. 22) .The beginning of this part of the text is on page 364
müssen. Unter vielen andern bedenklichen Dingen hat er gemacht sieben Teufel/ die sieben Todsünden bedeutend/ welche die Menschen/ so zum Himmel geboren/ zur Höllen hinab ziehen. An dieser Stelle zitiert van Mander folgende Dante-Verse: »Den Duyvel fel Caron met brandend’ ooghen/ Vergadertse al, hy dreyght en slaet met eenen/ Met zijnen riem, al die niet snel en pooghen.« (Vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, hier zitiert nach der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 170v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn]). Ob er nun schon 8. Jahr mit diesem Werk zugebracht/ weil es in die Ferne und in der Nähe zu sehen seyn solte/ ohne daß es etwas von seinem Wolstand verliesse/ so beweiset doch desselben Vollkommenheit/ daß er seine Zeit nicht übel angeleget/ wie es dann Anno 1541. (der gemeinen Sage nach) auf einen Christtag/ mit Verwunderung nicht allein der ganzen Stadt Rom/ sondern der ganzen Welt/ entdecket worden.
Nach diesem machte er für selbigen Papst in die Sein leztes Mahlwerk/ die Bekehrung S.Pauli und die Creutzigung S. Petri. Capell Paulini auch auf naß die Bekehrung S.Pauli, und die Creutzigung S. Petri, worein auch unterschiedliche schöne nackende Bilder kommen/ sonderlich Petrus aufrecht an dem Creutz/ jedoch hält man die Neben-Werke dieses Gemähls nicht für so sehr köstlich/ entweder weil sie hinten her/ und die Landschaft nicht gar zierlich ist/ oder weil er sich nur auf das Höchste gelegt/ und das Geringe nicht hoch geachtet hat; diß war sein leztes Gemähl/ in seinem 75. Jahr mit grosser Mühe geendiget. Wie er dann hierauf das Mahlen verlassen; in der Befestigung Borgo aber sich als ein überaus verständiger Baumeister erwiesen.
Noch konte bey so hohem Alter sein Geist nicht ruhen/ sondern er nahme vor sich ein sehr großes Macht eine abnehmung vom Creutz in Marmor Stuck Marmor/ von welchem er wolte vier Figuren zuwegen bringen/ in Lebens-Größe/ nämlich eine Abnehmung vom Creutz/ wie auf Marien Schos ligt ein todter Christus/ den zu begraben Nicodemus mit einer andern Maria helfen/ weil die Mutter aus Betrübnis scheinet in Ohnmacht zu sinken/ und als könte sie den Leichnam nicht mehr auf der Schoß erhalten; diß Werk wurde nicht geendigt/ obwolen ers zu seiner Begräbnis gewidmet/ und weil er die Bewegung in Die er doch wieder zerschlägt. Arbeitung auf Marmor seiner Gesundheit nutzlich befunden/ hat er fast keinen Tag vorbey gehen lassen/ an welchen er nit etwas an dieser Pieta gearbeitet: Dann zuletzt wurde er über die Härte des Steins ungedultig/ und schluge sein Werk zu Stucken; Vielleicht aber ware die gröste Ursach/ sein überflüßiger Geist-voller Verstand und durchdringendes scharfes Urtheil/ wordurch er ihme oftmalen selbst mit seiner Arbeit kein Genügen gab/ dannenhero Die Marmorsteinerne Bilder/ so er in der Jugend gemacht. er auch in seinem Alter wenig marmorne Bilder geendiget/ sondern die er gefärtigt/ hat er in seiner Jugend gemacht/ als da sind der Bacchus, die Pieta zu Hof/ der Coloß oder Riese zu Florenz/ sein Christus zu Minerva, welcher so vollkommen gemacht/ daß kein Schifer darzu oder davon möchte genommen werden/ daß nicht das Bild dardurch verstellet würde. Wie auch die Bilder der zweyen Herzogen/ Julian und Lorenzo, die Nacht/ Aurora, Moyses, und noch zwey/ daß sich also die Zahl ohngefehr auf 11. belauft/ die andern aber/ so ungeendiget blieben/ sind mehr/ und würden wir wenig von seiner Hand haben/ dafern er kein Bild hätte aufkommen lassen/ als in welchem er selbst sich vergnüget/ sintemal seine Gewonheit gewesen/ daß/ so bald er an seinen kleinen oder großen Werken einigen Gebrechen
gesehen/ er dieselbe ungeendiget verlassen/ und diß (wie er selbsten gesagt) ware Ursach/ daß er so wenig statuen und Gemälde gemacht; oberwehnte Pieta aber ist von seinem Discipel Bandini wieder zusammen gemacht/ um ein ansehnlich Stück Gelds verkauft/ und auf den Monte Cavallo Wird Baumeister über den Bau bey S.Pietro zu Rom. gesetzet worden.
Als Anno 1546. Antonio da san Gallo, Baumeister des Baues bey S. Pietro, gestorben/ wurde an seine Stelle Michaël Angelo erwehlet/ der aber Alters halben solche Last nicht gern ühernahm/ dannoch ersonne er so viel/ wie man dieses Gebäu nicht allein auf eine viel bässere Weise/ sondern auch 50. Jahr eher/ als man ausgerechnet/ und mit mehr als 300000. Cronen mindern Unkosten/ viel herrlicher/ bequemer und tauglicher vollenden möchte/ dannenhero der Papst/ aus großer Für welches Amt er keine pension annehmen will. Gnad und Zuneigung/ ihme nicht allein das Einkommen/ welches die Revier um Parma auswirft/ und sich aus 600. Gold-Cronen des Jahrs belauft/ sondern auch die Pension der Canzley von Rimini versprochen: Als er ihme aber das Geld dieser Bestallung gesendet/ wolte ers nicht annehmen/ sondern zu diesem Werk um GOttes willen arbeiten. Neben diesem wurde er auch zu unterschiedlichen andern Gebäuden gebraucht/ und ließe ihn/ nach dem Tod Papsts Pauli Das Todesdatum gibt van Mander korrekt mit 1549 an (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 171r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn])., sein Nachfolger Julius III. das Gebäu fortsetzen; Gleichfalls Inventiret den Bau des Capitolii. wurde er von dem Senat des Römischen Volks zum Baumeister gebraucht/ an dem Capitolio, worzu er eine sehr schöne Zeichnung inventirt/ wie das Gebäu gemacht und geziert/ die Antiche-Bilder daselbst gebraucht und angewendt/ und die Stiegen und andere Dinge auf das füglichste zu Nutzen gebracht werden möchten Michelangelo wurde von Papst Paul III. für die Neugestaltung des Kapitols nach dem Sacco di Roma beauftragt. Auch die Renovierung der Palazzi dei Conservatori und Senatori wurde nach Michelangelos Plänen ausgeführt, so dass hier vermutlich das Gesamtprojekt angesprochen ist.. Lieber hätte er zwar seine alte Tage mit Ruh hingebracht/ doch unterließ er/ aus Liebe zu der Kunst/ und Andacht/ ohne Verlangen einiges Gewinns/ das Gebäu von S. Peter nicht/ noch auch zu S. Johann für die Florentiner Sein Lob kurz verfasset. zu Rom.
Indem ich aber nun sein Leben kürzlich überlauffen/ finde ich/ daß er allezeit sehr geneigt gewesen/ allen Fleiß/ Müh und Emsigkeit/ welche die Kunst erfordert/ anzuwenden/ und alle Schwerigkeiten durchzudringen gesucht habe. Auf die Anatomie so wol dern Menschen als dern Thiere/ sonderlich der Pferde/ zu welchen stets sein Sinn gestanden/ hat er sich höchlich beflißen. Dannenhero er so große Vollkommenheit in seinem Pensel und Meissel gezeiget/ daß es geschienen/ als ob er aus dem Herzen Jupiters Minervam, durch Mittel des Hammers Vulcani, holen wolte. Man hat gesehen/ daß er Bilder gemacht/ 9. 10. 12. Ellen lang/ in welche er solche Gratia zu bringen gewust/ die in dem Leben selbst nicht zu sehen war/ und sagte er/ daß der Zirkel müste seyn in den Augen/ und nit in der Hand/ weil die Hand zur Arbeit/ und das Aug zum Urtheil geschaffen wäre. Eben diese Die Künste wollen einen ganzen Menschen haben. Weise hielte er auch in seiner Architectur, er liebte sehr die Einsamkeit/ weil er merkte/ daß unsere Kunst allzugroße Gesellschaft scheue/ und einen ganzen Menschen verlange; Dann er mit dem Scipio glaubte/ daß der Mensch alsdann am allerwenigsten allein seye/ wann er allein ist Cicero überliefert in De Officiis [III 1] dieses Sprichwort von Scipio Africanus dem Jüngeren (freundlicher Hinweis von Leyla Ozbek)..
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 163v–173v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn]. Sandrart kürzt einige Passagen, fügt selbst eine Anekdote hinzu und gibt die meisten der von van Mander zitierten Verse in deutscher Übersetzung wieder, wobei die sprachliche Abfassung bei Sigmund von Birken zu vermuten ist, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25-29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011, S. 22) .The end of this part of the text is on page 367