TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 62
Mander (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S.11): Mander, Schilderboek, T’leven van Steffaen, Florentijnsch Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 97r–97v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631EvuGfS].The beginning of this part of the text is on page 267
fürbilden könte/ welches vorher/ weder Giotto selber/ noch jemand anderer/ wargenommen hatte.
In dem andern Bogen praesentirte er die Historie/ wie Christus den Besessenen erlediget/ und Ein nach der Perspectiv-Kunst gemachtes Gebäu. darinn ein einsehendes Gebäu/ recht nach der Perspectiv-Kunst/ (welche zu selbiger Zeit noch wenig bekandt ware) und zwar mit großem Verstand/ und klugem Urtheil/ die Säulen/ Cornicen/ Thüren und Fenster-gestelle/ alles mit seiner Maß wol übereinkommend/ auf die neue Manier/ und so unterschieden von anderer Meistere Arbeit/ daß man wol absahe/ wie er hiervon die rechte und bäste Wissenschaft hätte. Unter andern hat er herfürgebracht eine verkürzte Stiege/ von wunderlicher Erfindung/ die nachmals gar füglich zum Gebäu gezogen worden.
An dem dritten Bogen machte er die Historie/ Die Historie vom Schifflein Christi. wie Christus seine Jünger auf dem Meer vom Schiffbruch errettet/ darinn er sehr künstlich ausgebildet/ den Schrecken in den Angesichtern der Aposteln/ die in dem Sturm von unterschiedlichen Meerwundern angefochten wurden; da auch gleichsam erscheinet/ als wann Petrus schrie und spräche: HErr/ hilff uns/ wir verderben! Dieses Werk ist/ wegen seiner Schönheit/ in artlichen Gewändern/ und andern zierlichen ausbildungen/ für seine bäste Arbeit gehalten worden. Er mahlte auch in Er wird ein Affe der Natur genennet. einer Capelle/ den Fall Lucifers, darinn er mehrmalige Verkürzungen von Leibern/ Armen und Beinen zuwegen gebracht/ weßwegen ihn die Künstlere/ einen Affen der Natur genennet. Van Mander folgend bezieht sich Sandrart hier auf das lateinische Sprichwort »ars simia naturae« (»Kunst ist der Affe der Natur«). Es wird auch in der Definition der Malerei von Georg Philipp Harsdörffer in seinem Poetischen Trichter verwendet: »Die nachäffin der Natur. Die Kunst folgt Natur genau auf der Spur« (Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1648–1653, Darmstadt 1975, Teil III, S. 304; vgl. Peter Hess: »Nachäffin der Natur« oder »aller Völker Sprachen«? Zur Rolle visueller Bildlichkeit in Poetik und Rhetorik der Barockzeit, in: Laufhütte 2000, Teil II, S. 1047–1062, hier S. 1051). Diese Metapher für die Nachahmung der Natur durch die Kunst konnte positiv wie negativ eingesetzt werden, je nachdem, welchen (intellektuellen) Wert der Mimesis zugestanden wurde. Im vorliegenden Fall ist der Vergleich als Lob gemeint.
Er hat auch sonst mehr andere viele Werke zu Florenz/ Meyland/ Rom und anderswo gethan. Doch ist für allen sonderbar fürtreflich/ was er zu Mahlet zu Assisi eine himmlische Herrlichkeit Assisi gemahlet/ nämlich eine himmlische Gloria: die er aber nicht vollendet/ weil er/ wegen nohtwendiger Geschäfte/ nach Florenz verreisen müssen. Hierinn siehet man einen Kreyß oder Ring von heiligen Manns- und Weibs-Personen/ mit alten/ jungen und mittelmässigen Angesichtern/ daß man es nicht bässer wünschen könte. An den himmlischen Geistern/ siehet man eine sehr liebliche Annehmlichkeit/ und muß man fast für unmöglich achten/ daß es in selbiger Zeit hat also können gemacht werden. Man siehet auch darüber/ in dem glänzenden Schein/ viel Engel schweben/ mit mancherley schönen Wendungen/ die in ihren Händen unterschiedliche Ausbildungen/ aus der H.Schrift haben. In einer Friese sind auch Engel/ die in Händen haben die sieben Kirchen in Asia, die in der Offenbahrung Johannis beschrieben werden. Und in allem diesem leuchtet ein so artiger Wolstand/ daß es zu bewundern ist.
Er war auch ein Bau-Künstler. Es wird auch von ihm gemeldet/ daß er ein guter Baumeister gewesen sey. Er starbe bey Anfang des Jubel-Jahrs Anno 1350/ im 49. seines Alters.ManderInformat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S.11):
Mander, Schilderboek, T’leven van Steffaen, Florentijnsch Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 97r–97v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631EvuGfS].The beginning of this part of the text is on page 267 SandrartInformat. on source text markers:
Mit dieser Ergänzung weist Sandrart auf das Kupferstich-Porträt des Künstlers in der Teutschen Academie hin und damit explizit auf seinen eigenen Beitrag bei der graphischen Ausstattung der Künstlerviten. Sein Conterfät ist in der Kupferblatten/ mit K bezeichnet/ zu sehen/ undSandrartInformat. on source text markers
Mit dieser Ergänzung weist Sandrart auf das Kupferstich-Porträt des Künstlers in der Teutschen Academie hin und damit explizit auf seinen eigenen Beitrag bei der graphischen Ausstattung der Künstlerviten. ManderInformat. on source text markers:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S.11):
Mander, Schilderboek, T’leven van Steffaen, Florentijnsch Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 97r–97v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631EvuGfS].ist ihme diese Grab-Schrift aufgerichtet worden:
Seine Grabschrift.
STEPHANO. FLORENTINO. PICTORI.
FACUNDIS. IMAGINIBUS. AC. CO-
LORANDIS. FIGURIS. NULLI.
UNQUAM. INFERIORI.
AFFINES. MOESTISS. POS.
VIXIT. ANN. XLIX.ManderInformat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S.11):
Mander, Schilderboek, T’leven van Steffaen, Florentijnsch Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 97r–97v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631EvuGfS].
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Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 11):
Mander, Schilderboek, T’leven van Pieter Laurati, Schilder van Siena, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 98r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631F2XY0e].ES ist wackern Künstlern sehr ergötzlich/ wann sie erleben/ daß ihre Werke in und auser dem Vatterland geachtet und beehret werden/ und sie überall begehret und willkommen sind. Dieses Glück VII. PIETRO LAURATI, Mahler von Siena. widerfuhre auch dem PIETRO LAURATI, Mahler von Siena, welcher überall in Toscana berühmt und beruffen gewesen. Viel schöne Sachen sind von ihme zu sehen/ und zwar die ersten zu Siena, als in seiner Geburt-Stadt: daraus wol zu spüren/ daß Cimabue und Giotto, von ihme Seine Werke zu Siena. übertroffen worden. Er mahlte daselbst eine Historie/ wie die H. Gottes-Mutter Maria/ in ihrer Jugend/ eine Stiege hinauf steiget/ in Gesellschaft ihrer Eltern Joachim und Anna/ und wie sie vom Priester empfangen werden. Hierbey ist auch eine Hochzeit; Die Figuren sind artlich bekleidet/ und mit schönen Gewändern angethan. Die Angesichter zeigen eine Ernsthaftigkeit/ und ist eine schöne annehmliche Manier in den Stellungen der Bilder.
Zu Arezzo eine Marien Himmelfahrt. Zu Arezzo machte er eine Marien-Himmelfahrt/ auf nassen Kalk: darinn unten die Apostel/ vier Ellen hoch gebildet stehen. Das allerschönste und bäste aber an diesem Werk ist das Gewölb/ darinn gemahlet ist/ wie die Engel in einem Reihen/ um die Jungfer Maria/ mit sehr frölichen Bewegungen herum tanzen/ und sich stellen/ als ob sie darzu süngen. Dabey siehet man gemahlet die Englische Freude/ und die Göttliche Glori, neben vielen/ auf Instrumenten spielenden Engeln/ welche ihre Augen erhebend/ und gleichsam auf einen andern Engel-Chor/ der sie in den Himmel fuhret/ aufmerken: Alles mit so herzlichem Wolstand/ daß diß Werk ihm viel andere Arbeit zuwegen gebracht: Er hat den grösten Theil seiner Werke gemacht/ ungefehr im Jahr Christi 1350.ManderInformat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 11):
Mander, Schilderboek, T’leven van Pieter Laurati, Schilder van Siena, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 98r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631F2XY0e].
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Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 11):
Mander, Schilderboek, Het leven van Bonamico Buffalmacco, Schilder van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 98r–99v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631F6d4sE].The end of this part of the text is on page 269ES finden sich in den Menschen allerhand wunderliche und unterschiedliche Naturen/ die einem jeden gleichsam von Mutter Leib angebohren sind/ dannenhero etliche den jenigen/ mit welchen sie umgehen/ nur verdrießlich sind/ andere aber können jederman frölich machen/ und die Zeit vertreiben. Von einer so lustigen Art war auch der VIII. BONAMICO BUFFALMACCO, Florentinischer Mahler. Florentinische Mahler BONAMICO BUFFALMACCO, der Lehrjünger des Andrea Taffi. Gleichwie er nun lustig und artig ware/ so gesellete er sich zu Bruno und Calandrino, welche beyde auch Mahlere gewesen/ und/ als gleich-gesinnte/ miteinander unterschiedliche Kurzweilen angerichtet Ist sehr lustig. haben/ die von dem Poëten Gioanni Boccatio beschrieben sind.
Sandrart lässt hier eine Anekdote aus, die van Mander schildert: Buffalmaccos Nachbar mit dem bezeichnenden Namen »Capodoca« (Ganskopf) habe seine Frau zu nächtlicher Arbeit angetrieben und dem Künstler somit den Schlaf geraubt. Dieser habe ein Loch in die Mauer zum Nachbarhaus und der dortigen Kaminstelle gebohrt und dem Capodoca die Suppe versalzen. Der daraufhin beschuldigten Ehefrau kommt Buffalmacco eigennützig zuhilfe und erklärt ihrem Mann, ihre Übermüdung durch nächtliche Arbeit sei an diesem Missgeschick schuld – woraufhin die nächtliche Ruhe wieder einkehrt (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Bonamico Buffalmacco, Schilder van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 98v f. [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631F6d4sE]). Seine erste Mahlerey/ darinn er gelobet wurde/ machte er in einem Nonnen-Kloster/ Sein Werk/ das Leben Christi. welches jezo vergangen ist; nämlich das Leben Christi/ daran/ unter andern/ sehr verwunderlich der Kinder-Mord des Herodes gewesen/ wegen treflich wolgeblideter Grausamkeit der Mördere/ und etlicher Müttere und Säugammen Gegenwehr/ so mit Kratzen und Beissen geschahe/ neben denen andere voller Bestürzung und Traurigkeit ganz verzagt schienen.
Reißet den Nonnen einen artlichen Bossen. Da er an dieser Arbeit ware/ rieße er den Nonnen einen artlichen Possen: Dann/ weil er schlecht bekleidet ware/ meinten die Nonnen/ er wäre nur der Gesell/ und fragten ihn/ warum der Meister
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 11): Mander, Schilderboek, Het leven van Bonamico Buffalmacco, Schilder van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 98r–99v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631F6d4sE].The end of this part of the text is on page 269