TA 1680, Iconologia Deorum, S. 195
Quibus commissum est magnum Coe-¶ lum, Olympusque,
Ut & aperiant densam nebulam, &¶ claudant.
am blauen Himmels-Saal: allda die¶ schnelle Stunden/
als eine Wacht dafür/ durch dicke¶ Nebel-Nacht
zu öffnen sie/ und auch zu schließen/ sind¶ verbunden.
4. Zephyrus/ der Westwind. Das Band/ welches der nachfolgende Jüngling mit beyden Händen oberhalb des Haupts/ vom Wind angeblasen/ empor hält/ vergleichet sich den Figuren/ so die Winde vorstellen: und sind deren unterschiedliche in alten Marmor eingehauen zu sehen/ die der Lufft ihre Bewegung andeuten/ worvon Ovidius also redet:
bald bleht der warme Sud das Tuch/¶ und bald der West.
Lucretius nennet den Zephyrum geflügelt: welches wol einen Zweifel verursachen möchte/ daß an stat der Flügel der Mantel/ in Form eines Segel-Tuchs ausgespannet/ dadurch die Windwehe anzuzeigen/ ihme zugeeignet wird/ an verschiedenen alten Figuren/ Medaglien/ und basso-rilieven, auch an diesem Bilde/ welches durch einen alten Meister in Agat gemacht/ und von mir nachgebildet worden/ zu sehen wäre.
5. Die Musa Erato oder Terpsychore Das folgende Bild ist Erato/ oder Terpsychore/ der Musen eine/ mit einer Harffen und Leyer/ welche aus einem antichen Plasma von Smeraldo entnommen/ die hier einen lustigen Dantz aufspielend vorgestellet wird. Virgilius beschreibet sie also:
darzu ein schönes Lied singt die gelehrte¶ Zung.
6. Psyche oder die Seele. An dem Bild der Psyche sind die Flügel eines Sommervogels zu sehen/ als ein Zeichen der Unsterblichkeit der Seele: weil dieser Vogel von Natur in der Lufft sich aufhält/ auch von einem ewigen Samen herrühret. Die Seele wird hier vorgebildet/ als ein Slave/ mit denen Händen auf den Rucken gebunden/ und gleichsam durch die Gemüts-Regungen und fleischliche Passionen gefangen/ unaufgerichtet/ auf den Kniehen liegend/ als dem irdischen Weltwesen allerdings ergeben. Diese Psyche ist aus einem antichen Carniol gebildet/ und ein mehrers von ihr/ in des Apuleji Buch/ der guldene Esel genannt/ zu lesen. Virgilius schreibet von der Seele himmlischen Ursprung und deren Gefängnüs/ wie sie durch die Begierden vom Leibe gebunden werde/ sehr vernünftig und schön in folgenden Zeilen:
Seminibus,quantum non noxia cor-¶ pora tardant,
Terrenique hebetant artus, mori-¶ bundaque membra:
Hinc metuunt, cupiuntque, dolent,¶ gaudentque, nec auras
Respiciunt, clausae tenebris & car-¶ cere caeco.
wann sie des Leibes Erd und Tod¶ nicht widerstrebet.
Furcht/ Hoffnung/ Leid und Freud/ ¶ dämpft darum ihren Muht/
daß sie nicht schaut im Liecht/ und¶ blind im Finstern lebet.
Nochmahls die Gratiae und Huld-Göttinnen. Von den dreyen Gratien/ sonderlich von deren Namen/ und Amts-Verrichtung/ haben wir in voriger Kupferplatten gnugsam PLATTE BB. gedacht/ deßwegen wir nur zu Liebe dieser vortrefflichen antichen Statuen solche hieher zu bringen uns angelegen seyn lassen. Diese drey durch Mercurium angeführte Huldgöttinnen lehren Uns so viel/ daß Gut- und Wolthätig seyn/ mit Vernunfft/ und zu rechter Zeit/ wie auch dem Würdigen ohne Hoffnung einiger Belohnung mit aufrichtigem Gemüt geschehen/ und daß der jenige/ so die Wolthat empfangen hat/ bey Gelegenheit sie wieder erstatten/ und also/ wo er nicht würcklich kan/ jedoch wenigst mit Worten erkenntlich seyn solle.
Horae. Wir haben auch schon in voriger Platte der Horen oder Stunden Abbildungen gedacht/ die von Etlichen auch Huldgöttinnen genennt/ und durch welche die vier Jahrzeiten/