TA 1680, Iconologia Deorum, S. 183
Left column
der Pfuhl war ohne Fehl/ die Bäche ohn¶
Geräusche:
an deren Uffern welckt der Knaben Blu-¶ men-Freud/
Narcissen waren es/ violblau Hyacin-¶ then/
und güldner Saffran/ samt Adonis Pur-¶ purfarb/
der Ajax/ den man nie kan ohne Seuftzen¶ finden.
Die alle sammlen auf die reiche Thrä-¶ nen-Garb/
erinnern sich der Pein/ erzehlen an der¶ Stätte/
was sie vor Unheil hab’ vor ihrem Tod¶ geblendt:
Die Semele beweint ihr Donner-bringend¶ Bette/
da sie mit Macht zerreisst die Wiegen/¶ so verbrennt/
und bläst das Feuer auf/ das sich in Blitz¶ verkehret/
die Cönis trauret/ daß sie abgeleget¶ hab
das männliche Geschlecht/ das sie so sehr¶ begehret.
Die Procris trucknet noch die feuchten¶ Wunden ab/
sie liebt den Cephalus/ der sie hat hinge-¶ richtet.
Die Ero/ die sich selbst vom hohen Thurn¶ gestürtzt/
trägt noch ein Liecht voll Rauch. Die¶ tapffre Sappho dichtet/
wie ihr das Leben werd durch einen¶ Sprung gekürzt/
eh’ sie durch Pfeile starb. Die Eriphyle¶ weigert
der Harmonien Dienst/ weil sie nicht¶ glücklich hieß
durch ihren Sohn und Mann. Und so¶ wird auch gesteigert
der leichten Fabeln Meng deß Königs¶ Minois
durch seiner Töchter drey. Die Pasiphae¶ rennet
den Fußsteig eines Stiers/ in den sie¶ sich verliebt.
Die Ariadne hält den Faden ungetren-¶ net.
Nach dem sich Phädra sehnt/ was sie¶ sonst von sich giebt.
Die träget einen Strick: die meint sie sey¶ gekräntzet.
Die schämt sich/ daß sie war in eine Höhl¶ versteckt.
Laodomia klagt/ daß ihr die Nächt zer-¶ gäntzet
durch eine Freud deß Manns/ den sie¶ vom Tod erweckt.
Am andern Ort sieht man ziehn Schwer-¶ der aus der Scheiden/
die Thysbe/ Canace/ Elissa thäten¶ so.
an deren Uffern welckt der Knaben Blu-¶ men-Freud/
Narcissen waren es/ violblau Hyacin-¶ then/
und güldner Saffran/ samt Adonis Pur-¶ purfarb/
der Ajax/ den man nie kan ohne Seuftzen¶ finden.
Die alle sammlen auf die reiche Thrä-¶ nen-Garb/
erinnern sich der Pein/ erzehlen an der¶ Stätte/
was sie vor Unheil hab’ vor ihrem Tod¶ geblendt:
Die Semele beweint ihr Donner-bringend¶ Bette/
da sie mit Macht zerreisst die Wiegen/¶ so verbrennt/
und bläst das Feuer auf/ das sich in Blitz¶ verkehret/
die Cönis trauret/ daß sie abgeleget¶ hab
das männliche Geschlecht/ das sie so sehr¶ begehret.
Die Procris trucknet noch die feuchten¶ Wunden ab/
sie liebt den Cephalus/ der sie hat hinge-¶ richtet.
Die Ero/ die sich selbst vom hohen Thurn¶ gestürtzt/
trägt noch ein Liecht voll Rauch. Die¶ tapffre Sappho dichtet/
wie ihr das Leben werd durch einen¶ Sprung gekürzt/
eh’ sie durch Pfeile starb. Die Eriphyle¶ weigert
der Harmonien Dienst/ weil sie nicht¶ glücklich hieß
durch ihren Sohn und Mann. Und so¶ wird auch gesteigert
der leichten Fabeln Meng deß Königs¶ Minois
durch seiner Töchter drey. Die Pasiphae¶ rennet
den Fußsteig eines Stiers/ in den sie¶ sich verliebt.
Die Ariadne hält den Faden ungetren-¶ net.
Nach dem sich Phädra sehnt/ was sie¶ sonst von sich giebt.
Die träget einen Strick: die meint sie sey¶ gekräntzet.
Die schämt sich/ daß sie war in eine Höhl¶ versteckt.
Laodomia klagt/ daß ihr die Nächt zer-¶ gäntzet
durch eine Freud deß Manns/ den sie¶ vom Tod erweckt.
Am andern Ort sieht man ziehn Schwer-¶ der aus der Scheiden/
die Thysbe/ Canace/ Elissa thäten¶ so.
Right column
Die führt deß Liebsten Schwerd/ die läs-¶
set sich durchschneiden
vom Vatter/ die vom Wirth. Der Lu-¶ nen Feuer-Loh
und zwey-gehörntes Haupt irrt hie/ wie¶ sie gesprungen/
als den Endymion sie dort einschläffern¶ wollt
auf dem Berg Latmio. Noch hundert¶ andre sungen
ein Lied von ihrer Lieb/ die nicht gewe-¶ sen hold.
In solchem ihrem Werck kam Amor ange-¶ flogen/
da jede bald am Flug den Knaben hat¶ erkannt.
Als sie nun ihren Sinn auf alte Zeit gezo-¶ gen/
ward er/ als Schuldiger/ erkläret ihrer¶ Schand.
Ob gleich die feuchte Wolck die guldne¶ Gürtelzierde
den Köcher und das Feur in was ver-¶ dunckelt hat/
erkennten sie ihn doch. Und weil er also¶ irrte
bey Nachtzeit/ und nicht war an seiner¶ rechten Statt/
da haben sie ihn gleich mit einer Wolck ge-¶ drücket/
und mitten unter sich unwillig einge-¶ bracht.
Sie sind zum Myrtenbaum in ihrem Wald¶ gerücket/
Proserpina plagt ihn mit aller Plagen¶ Macht.
An dessen Baumes-Zweig wurd er hinauf¶ gehäncket/
von hinten hielt ihn fest ein schwerer¶ Palmen-Ast/
indem ihn noch am Fuß die schwere Band¶ gekräncket/
hat man ihn doch belegt mit aller Pla-¶ gen Last.
So muste schuldig seyn der Nichtes hat¶ verbrochen/
so wurd er angeklagt/ wo Niemand¶ richten kan.
Ein jede/ weil sie will/ daß sie werd lo߶ gesprochen/
dicht die begangne Sünd dem armen¶ Amor an.
Nach vielem Wörterstreit hat jede los ge-¶ zogen
den Werckzeug ihres Tods. Man trug¶ die Waffen ein.
dardurch zu straffen ihn/ womit er sie be-¶ trogen.
Die hält ein strenges Seil. Die trug¶ den blosen Schein
von ihrem Würger-Schwerd; die andre¶ hohle Flüsse/
die einen Felß/ und die ohn Wellen eine¶ See.
vom Vatter/ die vom Wirth. Der Lu-¶ nen Feuer-Loh
und zwey-gehörntes Haupt irrt hie/ wie¶ sie gesprungen/
als den Endymion sie dort einschläffern¶ wollt
auf dem Berg Latmio. Noch hundert¶ andre sungen
ein Lied von ihrer Lieb/ die nicht gewe-¶ sen hold.
In solchem ihrem Werck kam Amor ange-¶ flogen/
da jede bald am Flug den Knaben hat¶ erkannt.
Als sie nun ihren Sinn auf alte Zeit gezo-¶ gen/
ward er/ als Schuldiger/ erkläret ihrer¶ Schand.
Ob gleich die feuchte Wolck die guldne¶ Gürtelzierde
den Köcher und das Feur in was ver-¶ dunckelt hat/
erkennten sie ihn doch. Und weil er also¶ irrte
bey Nachtzeit/ und nicht war an seiner¶ rechten Statt/
da haben sie ihn gleich mit einer Wolck ge-¶ drücket/
und mitten unter sich unwillig einge-¶ bracht.
Sie sind zum Myrtenbaum in ihrem Wald¶ gerücket/
Proserpina plagt ihn mit aller Plagen¶ Macht.
An dessen Baumes-Zweig wurd er hinauf¶ gehäncket/
von hinten hielt ihn fest ein schwerer¶ Palmen-Ast/
indem ihn noch am Fuß die schwere Band¶ gekräncket/
hat man ihn doch belegt mit aller Pla-¶ gen Last.
So muste schuldig seyn der Nichtes hat¶ verbrochen/
so wurd er angeklagt/ wo Niemand¶ richten kan.
Ein jede/ weil sie will/ daß sie werd lo߶ gesprochen/
dicht die begangne Sünd dem armen¶ Amor an.
Nach vielem Wörterstreit hat jede los ge-¶ zogen
den Werckzeug ihres Tods. Man trug¶ die Waffen ein.
dardurch zu straffen ihn/ womit er sie be-¶ trogen.
Die hält ein strenges Seil. Die trug¶ den blosen Schein
von ihrem Würger-Schwerd; die andre¶ hohle Flüsse/
die einen Felß/ und die ohn Wellen eine¶ See.