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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 138

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Bildnus nieder/ daselbst/ als ihn der Schlaf überfallen hatte/ erschiene ihm dieser Gott/ der hieß ihn gutes Muths seyn/ und das wenig bey sich habende Volck bewaffnen/ anbey ihm gewisse Hülffe versprechend. Nachdem nun der König erwacht/ sammlete Er einige wenige Völcker/ ging darmit dem Feinde entgegen/ und schlug sein Lager wid ihn auf. Deß Nachts aber fielen in der Araber Lager eine unzehlige Menge Mäuse ein/ welche die Sennen von den Bögen/ die Riemen von den Schilden/ und andere Kriegs-Instrumenten/ so aus Leder bestunden/ abfrassen/ eine unglaubliche Furcht unter ihnen erweckten/ und sie also/ in höchster Confusion und Eil/ aus Egypten zu fliehen trieben. Dannenhero deß Setons Bildnus in deß Vulcanus Tempel/ mit einer Maus in der Hand zu sehen/ und dieses Epigramma zu lesen ware: Von mir muß man die Gottseligkeit und Religion erlernen.

Hieher mag vielleicht kommen seyn/ daß die Araber einen unglaublichen Haß wider die Mäuse bekommen/ daß sie selbige nach der Zeit stetigs zu tödten gesucht; wie Plutarchus von ihnen/ und den Aethiopiern/ wie auch den Persischen Magis erzehlet/ als welche sagten/ es wäre das Knirschen/ so diese Thierlein durchs Nagen von sich geben/ den Göttern überaus beschwehrlich und zuwider. Es ist aber/ so viel mir wissend/ bey keinem Scriptore, nicht die geringste Ursach vorhanden/ warumb obangedeutete Zuschickung der Mäuse dem Vulcanus zugeeignet worden. Wiewol vielleicht nicht unfüglich die Trückne der Zeit und deß Erdbodens durch Ihn verstanden werden Ursprung der Mäuse. könte; Dieweil Plinius im X Buche/ vom Uberflusse der Mäuse schreibend/ ihre Herkunfft den Vertrocknungen zuschreibet/ dahero sie im Winter nicht mehr vorhanden sind/ und weiß man bis auf diese Stunde noch nicht/ wie und auf was Art und Weise eine so grosse Menge sobald sterbe/ und wohin sie komme/ dann man sie weder todt finden kan/ noch iemand vorhanden ist/ der sagen könne/ daß er iemahls zur Winters-Zeit eine Maus aus der Erden gegraben.

Der Fabeln/ die man vom Vulcanus erzehlt/ sind mancherley/ und können uns selbige viel herrliche Materien an die Hand geben/ ihn auf vielerley Arten auszubilden. Damit wir aber von seinem Ursprung anfangen/ so sagt man/ er sey von der Juno geboren worden/ Vulcanus vom Himmel geworffen. die/ als sie ihn so gar ungestalt gesehen/ ihn vom Himmel herab geworffen/ da er auf die Aegaeische Insul Lemnos gefallen/ in solchem Falle das Bein gebrochen/ und also lahm worden sey. Welches die Physici vom Donnerstrahl erklären/ als der ein feuriger Dampff ist/ so durch den untersten Luffts-Theil/ der unter allen am dicksten und dichtesten ist/ auf die Erde fället; die Erde aber bildet die Juno vor.

Nachdem nun Vulcanus zu seinem rechten

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Alter kommen/ und der von seiner Mutter erlittenen Unbilligkeit sich erinnert/ hatte er ihme vorgesetzet/ sich an ihr theils zu rächen/ theils auch zu verhindern/ daß Sie dem Hercules nicht nach ihrem Wolgefallen schaden möchte/ wie solches Svidas aus dem Pindarus und Epicharmus erzehlet/ schickte ihr daher zur Verehrung einen vergüldeten Sessel/ worinnen sie/ als Sie sich hinein gesetzt/ dermassen fest anklebend Vulcanus verstricket seine Mutter die Juno geblieben/ daß sie nicht wieder aufstehen/ noch durch der Götter Beyhülff/ aus demselben sich loßzuwircken vermocht. Dahero haben ihn die Götter allesamt höchlich gebetten/ daß Er hinauf in den Himmel steigen/ und seine Mutter wieder aus den Banden/ worinnen sie zum hefftigsten verstrickt wäre/ erlösen wollte; Er aber/ weil Er keinem von den Göttern trauete/ hatte anfangs dahin zu kommen sich geweigert; iedoch war Er endlich/ dem Bacchus sich anvertrauend/ hinaufgestiegen/ und hatte seine Mutter wieder gäntzlich befreyet. Solches berichtet Pausanias auch in Atticis, wann er schreibet/ daß zu Athen deß Bacchus Bildnus gezeiget werde/ wie er den Vulcanus mit sich/ seine Mutter zu erlösen/ in den Himmel führet; und in Laconicis, daß zu Lacedämon/ in dem Tempel der Minerva/ der Vulcanus zu sehen seye/ wie Er die Bande seiner Mutter auflöse.

Ingleichen wird Vulcanus in einer weiten Vulcanus bey der Esse. Höle stehend gebildet/ da Er neben den einäugigen Riesen bey der Esse stehet/ und aus Eisen allerhand Wercke schmiedet; dann die Götter/ so offt sie einiger Waffen bedürfftig waren/ die sie selbsten/ oder auch einer ihrer Freunde gebrauchen wollte/ den Vulcanus anlieffen; wie man unter andern von der Thetis erzehlet/ daß sie die Waffen für ihren Sohn den Achilles bey ihme machen lassen. Also war er an deß Cypselus Truhen ausgeschnitten zu sehen/ wie Pausanias in Eliacis prioribus erzehlet/ da er spricht/ es sey der jenige/ so der Thetis die Waffen gegeben/ lahm gewesen/ und einer mit einigen Schmiede-Zangen hinter ihm gestanden. So dichtet man auch/ daß die Venus ihre Waffen für ihren Sohn/ den Aeneas/ gleichfalls von ihm gehabt habe. Wann die Poeten etwas/ als sehr künstlich und schön gemacht/ beschreiben wollen/ sagen sie/ es sey vom Vulcanus geschmiedet worden.

Welche Erzehlungen ob sie wol fabelhafft sind/ dannoch auf das jenige gar schicklich können appliciret werden/ was/ der Historie gemäß/ Svidas von dem Vulcan erzehlet/ daß er nämlich in Egypten geherrschet/ und für einen Gott allda angeruffen worden/ dieweil Er alle Scrupel/ so in der Religion vorgefallen/ besser als einig anderer auflösen können/ und darneben ein tapfferer Kriegs-Held gewesen sey/ dahero Er aus einer im Treffen empfangenen Wunde gelähmet worden. Auch soll Er der Erste gewest seyn/ welcher das Eisen